08.12.2010, 03:24 Uhr

Salesforce startet sechste Cloud

Live aus San Francisco: Salesforce-CEO Marc Benioff trumpft mit drei Cloud-Neuerungen auf. Ausserdem: Das Facebook-ähnliche Business-Tool Chatter gibt es für in Kürze kostenlos.
Salesforce-CEO Marc Benioff auf der der Dreamforce in San Francisco
Es sei nur eine Frage der Zeit, bis Unternehmen ihre Bedenken über Bord werfen und in die Cloud migrieren, betonte Salesforce-CEO Marc Benioff in San Francisco. Der wohl lauteste Knaller auf der Dreamforce, der Hausmesse des CRM-Pioniers: Database.com, eine relationale, progrgammierbare Enterprise-Datenbank aus der Cloud, geht Anfang nächsten Jahres an den Start. "Das war der nächste logische Schritt, unsere Kunden wünschten sich ein relationales DBMS als Ergänzung zu unserern Entwicklungsplattformen Force.com und VMforce.com", erläuterte Benioff. Bezahlt wird nach "Verbrauch", Investitionen in Hardware und Software entfallen. Hinzu kommen die neuen Cloud-Module AppForce und SiteForce, mit denen der CRM-Pionier sein Cloud-Portfolio komplettiert. Hinter AppForce dürfte ein ein bedienfreundlicheres Interface für die Java- und Apex-Programmierplattformen von Salesforce stecken; mit SiteForce bauen Kunden ihre Webseiten in der Cloud.
Weitere Details zu AppForce und SiteForce liess Benioff noch nicht aus dem Sack. Ganz anders Database.com, der sechsten Kernkomponente des Cloud-Portfolios von Salesforce, zu dem unter anderem die Filetstücke Sales Cloud (CRM) und Service Cloud (Produkte, Services, Rechnungserstellung) gehören. Mit der neuen, auch für hohe Lasten ausgelegte Datenbank "as a Service" realisiert Benioff seine Konzeption einer offenen "public cloud", die sich von den quasi-proprietären hybriden Modelle vieler Konkurrenzanbieter fundamental unterscheidet. Database.com wird neben ETL-Tools für den Import von Fremddaten auch Entwickler-Toolkits für Googles AppEngine, Microsoft (SQL) Azure, Amazon Web Services, Facebook und Twitter enthalten. Ein Teil der Firmendaten kann damit auch auf Amazon oder SQL Azure gespeichert werden. Stimmt das, dann vermeidet Database.com den gefürchteten Vendor's Lock-in schon im Ansatz. 
An Programmiersprachen unterstützt das Salesforce-DBMS das plattformunabhängige Java, Microsofts .NET, Ruby und PHP. Auch damit bringt Benioff mehrere Welten unter einen Hut, was für einen offenen Ansatz spricht. Ausserdem soll die neue Cloud-Datenbank vorgefertigte "soziale Datenmodelle" für Feeds, Status-Updates, Anwender-Profile und ein Following-Modell für Datensätze enthalten. Besonders das letzte Feature verdient gesteigerte Aufmerksamkeit: Damit stellen Anwender bestimmte Datenbank-Einträge praktisch unter Beobachtung und werden benachrichtigt, wenn sich der Eintrag ändert. Zum Preismodell: drei Anwender, 100.000 Datensätze und 50.000 Transaktionen pro Monat sind kostenlos. Jeder zusätzliche User schlägt mit zehn US-Dollar pro Monat zu Buche. Weitere zehn Dollar kosten jeweils zusätzliche Pakete von 100.000 Einträge und 150.000 Transaktionen.
Nächste Seite: Für wen ist Chatter kostenlos?
$$
###BILD_29420_left###Im Juli 2010 brachte Salesforce das soziale Business-Netzwerktool Chatter auf den Markt. Chatter dient nicht nur der Kommunikation zwischen den Mitarbeitern eines Unternehmens. Das Tool wirft auch ein Auge auf kritische Informationen wie Kunden-Accounts oder Geschäftsprpozesse. Der Chatter-Anwender wählt über ein Menü selbst aus, welchen Dateneinträgen er folgen will. Hat er etwa die Bestellsumme eines Stammkunden unter Beobachtung gestellt und ändert der Kunde seine Bestellung, erhält der Chatter-Account-Manager automatisch eine Benachrichtigung. Salesforce Marketing-Director Robin Daniels berichtete gegenüber Computerworld von signifikanten Effizienzgewinnen. Salesforce hat 150 Unternehmen befragt, die Chatter seit drei bis vier Monaten im Einsatz haben. Im Durchschnitt stieg die Produktivität um etwa 20 Prozent, das E-Mail-Aufkommen ist um 15 Prozent gesunken. Die Kommunikation mit Chatter verläuft zielgerichtet, stark am Ergebnis orientiert. Gerade weil Chatter ähnlich wie Facebook aussehe und funktioniere, müssten die Mitarbeiter eines Unternehmens anfangs jedoch einen Lernprozess durchlaufen, hebt Daniels hervor. Private Details haben auf Chatter nichts verloren.
Für Salesforce-Anwender, die über Nutzer-Lizenzen für Salesforce CRM odder die Entwicklerplattform Force.com verfügen, ist die Basis-Variante von Chatter kostenlos. Chatter Plus mit erweiterten Funktionalitäten für Accounts, Kontakte, Dashboards, Reports, Kalender, Aktivitäten und der Chatter API (Application Programming Interface) kostet 15 Dollar pro User und Monat. Grundvoraussetzung ist allerdings eine Professional, Enterprise oder Unlimited Edition von Salesforce CRM. Das abgespeckte, im wesentlichen auf die kommunikativen Funktionen beschränkte Chatter Free ist für alle Salesforce-Kunden, dort auch für Anwender ohne Salesforce-Lizenz, kostenlos zu haben. Anfang des nächsten Jahres geht ausserdem das stark an Chatter Free angelehnte Chatter.com an den Start, das auch alle Nicht-Salesforce-Kunden ohne Entgeld ausprobieren dürfen.
Länderinformationen gibt Salesforce normalerweise nicht preis. Nur soviel war am Rande der Dreamforce zu erfahren: Japan ist der zurzeit weltweit am scnellsten wachsende Markt. Dort übersteigt das Plattform-Geschäft (PaaS) sogar noch die Verkäufe der Kernkomponente Salesforce CRM (SaaS). Der Salesforce-Markt in Grossbritannien entwickelt sich sehr zufriedenstellend. Folgerichtig zieht Salesforce dort ein neues Rechenzentrum hoch. Die Schweiz gilt in den Augen der US-Amerikaner zwar nicht prinzipiel als schwieriger Markt. Trotzdem wirft der in der Schweiz traditionall starke Finanzen- und Versicherungssektor besonders intensive Sicherheitsfragen auf. Das wird von den Amerikanern deutlich gesehen.



Das könnte Sie auch interessieren