26.02.2014, 10:41 Uhr

7 Gründe gegen Open Source Software

Es gibt gute Gründe, um im Unternehmen Open Source Software einzusetzen. Es gibt aber auch genauso gute Argumente dagegegen.
Die Vorteile von Open-Source-Software sind zahlreich, manigfaltig und wohl bekannt, weil sie in keiner Predigt von Free-Software-Evangelisten fehlen. OSS ist gratis und kann frei verwendet werden. Man kann sie anpassen wie man will. Viele Augen bewachen den Quelltext und sehen daher schnell Sicherheits-Probleme. Jedermann kann Bugs reparieren, man muss also nicht auf den Hersteller warten, bis der sich dazu bequemt, Softwareflicken auszuliefern. Keine proprietären Vorgaben schliessen einen in einer Technik ein. Schliesslich bleibt man nicht auf einem verwaisten Produkt sitzen, wenn der Hersteller bankrott geht oder sich dazu entschliesst, dass mit ihm kein Geld mehr zu verdienen ist. Allerdings wird man von den OSS-Befürwortern nie hören, dass es trotz all dieser Vorteile auch handfeste Gründe gibt, warum es sich für Unternehmen auszahlen kann, proprietäre, kommerzielle Software zu verwenden. Hier sind also einige der Umstände, bei denen es mehr Sinn macht, auf proprietäre Software zu setzen.

1. Einfacher für ungeübte Anwender

Linux hat sich im Server-Umfeld durchgesetzt. Das lässt sich dagegen keineswegs für den Desktop sagen. Und dafür gibts gute Gründe. Obwohl Linux-Pakete wie Ubuntu das Leben auch von Linux-Anwendern vereinfacht hat, ist es doch noch knifflig für den Ungewohnten. Und die grafischen Benutzeroberflächen kommen nicht an jene von Mac OS X und Windows heran. Auch wenn Linux, rein technisch gesehen, den gängigen kommerziellen Betriebssystemen überlegen ist, so nutzt das wenig, wenn es weniger benutzerfreundlich ist. Das bedeutet nämlich zwangläufig eine tiefere Produktivität, und kann ein Unternehmen teurer zu stehen kommen als eine Windows-Lizenz. Nächste Seite: Die Macht der De-facto-Standards

2. Die Macht der De-facto-Standards

Die allermeisten Wissensarbeiter kennen und nutzen Microsofts Textverarbeitung Word und Tabellenkalkulation Excel, und dies obwohl es grossartige Open-Source-Alternativen wie LibreOfficeund Apache OpenOfficegibt. Die freien Versionen sehen zwar den «Originalen» sehr ähnlich und funktionieren grundsätzlich gleich, sie sind aber doch nicht ganz identisch in Sachen Funktionalität, Benutzerschnittstelle und Leistung. Plug-ins und Programmierschnittstellen zur Einbindung von Drittprogrammen sind ebenfalls nur bedingt vergleichbar. Die Folge: Es gibt sicher eine Übereinstimmung zwischen LibreOffice oder OpenOffice gegenüber Microsoft Office von 90 Prozent. Das bedeutet aber, dass diese wenigen Unterschiede zu Problemen führen können. Dies passiert besonders gerne dann, wenn Dokumente mit Kunden und Lieferanten ausgetauscht werden sollen, ein Risiko, das wenige eingehen wollen.

3. Besserer Support

Auch in Sachen Support ist Open Source Software oft kommerziellen Produkten unterlegen. Zwar gibt es Firmen, die für Open-Source-Software professionellen Support leisten, aber bei weitem nicht für alle freien Programme. Viele Unternehmensanwender benötigen aber einen garantierten Rund-um-die-Uhr-Support, der zudem vertraglich in SLAs festgelegt wird. Klar, in Foren von grossen Open-Source-Projekten erhält man schnell Hilfe, manchmal vielleicht sogar schneller als von kommerziellen Anbietern. Eine Garantie hierfür gibt es aber nicht. Das ist zu unsicher für die meisten Firmenanwender von Software. Nächste Seite: SaaS und Hardware-Unterstützung

4. Software as a Service ohne Quellcode-Zugang

Will man Software aus der Cloud beziehen ist diese meist proprietär, auch wenn diese teilweise privat auch gratis nutzbar sind wie beispielsweise bei den Google Apps. Und selbst wenn der Cloud-Provider selbst Open Source anwendet, wird er dem Kunden kaum Zugang zu seiner Implementation, respektive zum Quelltext bieten. Dadurch wird die Software - genau genommen - noch nicht proprietär, aber man erhält auch nicht alle Vorteile, die Open Source Software normalerweise bietet. In diesem Sinn können die Vorteile einer Mietsoftware den Nachteil überwiegen, nicht die vollständige Kontrolle über den Source-Code der Software zu erhalten.

5. Bessere Zusammenarbeit mit der eigenen Hardware

Viele Arten von proprietärer Hardware benötigen spezielle Treiber, die oftmals alles andere als offen und jeweils nur vom Hardware-Hersteller zu haben sind. Selbst wenn Open-Source-Treiber existieren, ist das nicht immer die erste Wahl. Denn deren Entwickler werden nie in der Lage sein, die darunterliegende - oft aus proprietären Elementen bestehende - Hardware so zu «sehen», wie die Programmierer des Hardware-Herstellers. Nächste Seite: Garantie, Haftung und Beständigkeit

6. Garantie, Haftung und Entschädigung

Die Begriffe Garantie, Haftung und Entschädigung sind in der Open-Software-Welt nur beschränkt geläufig. Natürlich gibt es auch hier Firmen wie etwa Red Hat, welche sich wie Hersteller proprietärer Software verhalten und Garantien geben sowie mit Entschädigungen für Ausfälle oder Schäden gerade stehen. Sie sind aber in der Open-Source-Welt eher die Ausnahme. Für jede Red Hat gibt es zahlreiche freie Projekte, hinter denen keine Firma steht. Hier gilt im Grunde genommen dasselbe wie beim Support. Wer auf Garantien, Haftung und Entschädigung seitens des Software-Providers angewiesen ist, sollte sich einem Hersteller proprietärer Software zuwenden.

7. Beständigkeit des Herstellers

Es ist davon auszugehen, dass das populäre Produkt eines grossen Herstellers eine gewisse Beständigkeit aufweist. Als Anwender hat man also die Sicherheit, dass der Hersteller noch eine Zeit lang existiert und sein Produkt weiterentwickelt, beziehungsweise mit Software-Updates versieht. Dieser Punkt spricht wohl eher gegen kleine Open-Source-Projekte. Denn auch bei den Grossen kann man sich vorstellen, dass jemand sie weiterentwickelt, selbst wenn der Initiator des Projekts sich abwendet. Bei kleinen Projekten kann es dagegen durchauspassieren, dass es zu wenige Nutzer und Entwickler gibt, und das Projekt dann einschläft.

Fazit: Keine Dogmen

Es gibt also Gründe die für und gegen Open Source Software sprechen. Eine Lehre sollte in jedem Fall sein, nicht zu dogmatisch zu sein. Je nach Setting dürfte sich eine freie oder eine proprietäre Software anbieten.



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