Rund um Wikileaks 10.12.2010, 12:32 Uhr

Cyberkrieg an mehreren Fronten

Zuerst PostFinance und Paypal, danach Mastercard und Visa: Sympathisanten von Wikileaks blasen zum Grossangriff auf die Webseiten von Finanzunternehmen. Aber die Behörden schlafen nicht. In den Niederlanden wurde jetzt ein mutmasslicher Cyberkrieger verhaftet.
Sympathisanten von Wikileaks blasen zum Angriff auf Webseiten von diversen Finanzunternehmen
Nach den massiven Angriffen auf die Websiten von Finanzunternehmen schlagen nun offenbar die Behörden zurück: In den Niederlanden hat die Polizei jetzt einen jugendlichen Hacker festgenommen, der sich an den Aktionen der Wikileaks-Sympathisanten beteiligt haben soll. Das berichtet die niederländische Zeitung «De Volkskrant». Der Teenager soll bereits gestanden haben. Mehrere Computer und USB-Sticks seien beschlagnahmt worden, heisst es. Vor Kurzem ist PostFinance ist ins Visier von Hackern geraten, weil die Schweizer Bank das Konto von Wikileaks-Gründer Julian Assange geschlossen hatte. Im Zuge der so genannten «Operation Payback» fanden danach umgehend Attacken auf Postfinance.ch statt. Die Website der Schweizer Bank konnten Anwender in Folge dessen zeitweise nur erschwert oder gar nicht aufrufen. Derzeit sei PostFinance mit Aufräumarbeitern beschäftigt, meldet die «Neue Zürcher Zeitung». Juristische Schritte wurden nach Auskunft des Mediensprechers noch nicht beschlossen, heisst es in dem Bericht weiter. Aber auch Kreditkartenunternehmen wie Mastercard und Visa haben sich in der jüngsten Vergangenheit den Unmut der Wikileaks-Sympathisanten zugezogen. Die Finanzdienstleister haben sich geweigert, Spendenzahlungen für die Enthüllungsplattform abzuwickeln. Es folgten DDoS-Attacken (Distributed Denial of Service) auf die Internetseiten der Unternehmen. Dabei wird ein Webserver mit so vielen Anfragen bombardiert, bis er zusammenbricht. Vorübergehend waren die Seiten der Angegriffenen deshalb nicht erreichbar. Die Cyberangriffe wurden teilweise über den Twitter-Account «@Anon_Operation» koordiniert. Dieser ist zwar mittlerweile «suspendiert», wie es Twitter ausdrückt, Ableger existieren aber weiter.  Auch der Onlinebezahlservice PayPal befindet sich auf der Liste der Cyberkrieger, nachdem er Zahlungen an Wikileaks einen Riegel vorgeschoben hatte. Auf der nächsten Seite: «Teilerfolg für Wikileaks»

Teilerfolg für Wikileaks

PayPal hat nun allerdings angekündigt, die bisher eingegangenen Spenden für Wikileaks freigeben zu wollen. In einem Statement verteidigt der Bezahldienst jedoch sein Vorgehen gegen Wikileaks. Man habe das Wikileaks-PayPal-Konto untersucht, nachdem das US-Aussenministerium am 27. November einen Bericht über die Enthüllungsplattform veröffentlicht habe. Demzufolge sei Wikileaks in den unrechtmässigen Besitz von Dokumenten gekommen. Nach der Untersuchung habe man das PayPal-Konto von Wikileaks gesperrt, weil gegen die Nutzungsbedingungen verstossen worden sei. In dem Statement betont PayPal, dass keine US-Regierungsstelle an den Onlinebezahlservice herangetreten sei. «Letztendlich basierte unsere Entscheidung darauf, dass Wikileaks Quellen dazu ermuntert, geheimes Material zu veröffentlichen», so das Unternehmen. Dabei würden die «Quellen» gegen das Recht und damit gegen die Nutzungsbedingungen von PayPal verstossen. Das PayPal-Konto von Wikileaks bleibe zwar geschlosssen, allerdings würden alle dort bereits eingegangenen Gelder an die Organisation ausgeliefert, welche die Spenden für Wikileaks sammelt.

Kurios: Wikileaks-Material bei Amazon im Angebot

Wikileaks hat in der Vergangenheit die Cloud-Infrastruktur von Amazon genutzt, wurde aber von dort verbannt, da Amazon die Nutzungsbedingungen verletzt sah. Die Begründung lautete, dass Kunden die Nutzungsrechte der Inhalte besitzen müssten, die sie auf ihren Webseiten veröffentlichen. Bei den US-amerikanischen Depechen sei dies nicht der Fall, hiess es damals.
Interessant respektive pikant ist, dass ein Autor auf der britischen Amazon-Webseite jetzt die US-Geheimunterlagen als E-Book anbietet. Bei Wikileaks sind die Depeschen kostenfrei verfügbar, auf Amazon.co.uk kosten sie 7.37 britische Pfund (umgerechnet rund 11.50 Franken).



Das könnte Sie auch interessieren