21.08.2015, 15:15 Uhr

Schweizer FinTechs zwischen Banken und Politik

In der Schweiz ist es schwierig, im Finanzsektor ein neues Unternehmen zu gründen. Über bessere Bedingungen für Start-ups diskutierten FinTechs mit Banken und Politikern.
Die Schweizer Start-ups aus dem Finanzsektor gehen in die Offensive. An einem Anlass in Zürich diskutierten die Swiss Finance Startups mit Vertretern aus der Bankenbranche und der Politik über Möglichkeiten, wie die Schweiz zum attraktiven Standort für FinTech-Firmen werden kann. Die Beteiligten waren sich einig, dass die politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen derzeit der Gründung von FinTech-Unternehmen eher behindern als fördern. Ebenfalls herrschte Konsens, dass es einer Veränderung bedarf, damit der Finanzplatz Schweiz seine Attraktivität behält und nicht den Anschluss nicht verliert.

Private Equity und Bitcoin-Börse

Die Private-Equity-Plattform DealMarket hat Hürden wie die Finma-Prüfung schon seit Jahren genommen. Der heutige CEO Urs Häusler wünschte sich an dem Anlass zumindest politische Unterstützung und einen Regulator, der Firmengründer fördert statt sie zu blockieren. Eine Prüfung des Geschäfts von FinTech-Start-ups durch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma dauere teilweise ein halbes Jahr und länger, berichtete Häusler. In diesem Zeitraum seien die Gründer blockiert und müssten sich mit Arbeit jenseits des eigentlichen Geschäftsmodells über Wasser halten.
Nur etwas mehr als drei Monate hat Alexis Roussel mit seinen Kollegen auf den Bescheid einer von der Finma anerkannten Selbstregulierungsorganisation(SRO) warten müssen. Wie der CEO der Neuenburger Swiss Bitcoin Exchange im Gespräch mit Computerworld berichtete, sei ihm anfangs eine Wartefrist von zwei bis drei Wochen in Aussicht gestellt worden. Die SRO benötigte im vergangenen Jahr fürs Einholen des entscheidenden Finma-Votums letztlich drei Monate. Die Regulierer besassen nach Aussage Roussels keine Erfahrung mit Bitcoin. Mittlerweile ist Swiss Bitcoin Exchange als einer von zwei Schweizer Kryptowährungs-Brokern am Netz, ergänzte der CEO. Nächste Seite: Die Finma und das Risiko Nationalrätin Jacqueline Badran (SP) und Nationalrat Ruedi Noser (FDP) gestanden an dem Anlass ein, dass der Einfluss der Politik auf die Finma beschränkt sei. «Die Finma hat den Auftrag, Risiken auf dem Finanzplatz Schweiz zu eliminieren», sagte Noser. Deshalb würden neue Player in der Branche – auch die FinTechs – zunächst als Risiko beurteilt. Badran und Noser versprachen aber, sich in Zukunft für die Jungunternehmer stark zu machen.
Beide Politiker forderten aber die Firmengründer auf, sich mehr Gehör zu verschaffen. Sie schlugen vor, mit einem Anforderungskatalog an die Politik heranzutreten, da der Abbau von Hürden für Schweizer Start-ups nur ein Punkt auf ihren Agenden sei. Als nützlich bezeichnete Noser den Vorschlag, wenn die Unternehmen in den jeweiligen Industrien zusammenspannen würden. Eine gemeinsame Initiative würde es für die Politik einfacher machen, Änderungen anzustossen, so der Nationalrat.

Banken gemeinsam gegen Apple Pay

Die Bankenvertreter Andreas Kubli (UBS) und Holger Spielberg (Credit Suisse) gaben sich offen für Gespräche, Initiativen und Kooperationen mit den Start-ups. Laut Kubli, Leiter Multichannel Management und Digitization, spanne die UBS in der Schweiz bereits mit Jungunternehmen zusammen. Das mobile Kartenterminal SumUp ist vom gleichnamigen britischen Start-up entwickelt worden und könne über die UBS bezogen werden. Bei der Zahlungs-App Paymit kooperiere die Grossbank unter anderem mit Kantonalbanken, Raiffeisen und Six. Sie hoffen, eine lokale Alternative zu Apple Pay sein zu können.
Bei Paymit (noch) nicht im Boot ist die Credit Suisse. Der Managing Director Digital Private Banking, Spielberg, betonte, dass für sein Unternehmen das Gewinnen von Talenten eine grosse Herausforderung ist. Durch die geplante Zuwanderungsbeschränkung könnte sich das Problem noch vergrössern. Ebenso würde das Gesetz die Ansiedlung von Firmengründern hierzulande erschweren. Kreative Köpfe seien aber notwendig, damit der Finanzplatz Schweiz weiter wächst.



Das könnte Sie auch interessieren