Schweizer Banken 10.03.2016, 11:08 Uhr

falsche Investitionen

Start-ups machen es vor: Bessere und billigere Leistungen genügen nicht, um Kunden zu gewinnen. Die User wollen persönliche Services – eine Herausforderung für Schweizer Banken.
Ubers Taxigeschäft ist nur eine logische Weiterentwicklung. Der Dienst ist lediglich besser und günstiger als die traditionellen Personenbeförderungsservices. Diese Meinung vertrat Andreas Staub vom Beratungsunternehmen FehrAdvice & Partner an der Konferenz «Finance 2.0» am Mittwoch in Zürich. Was für Uber gilt, gilt ebenfalls für Start-ups aus der Finanzbranche. Wenn sie erfolgreich sein wollen, müssen sie dem Kunden mehr bieten als «besser, einfacher, günstiger und schneller». Denn in diesen Disziplinen werden die Banken und auch branchenfremde Wettbewerber den Fintechs immer überlegen sein.
Schweizer Banken würden heute in die falschen Bereiche investieren, kritisierte Staub. Er forderte die über 400 Teilnehmer an der Konferenz auf, sich nicht weiter auf Commodity zu beschränken. Nicht einmal Mobile Payment oder Roboter für die Vermögensberatung liess der Berater als echte Innovation gelten. Apps von Fintechs und auch neue Bankprodukte müssten einen echten Mehrwert für den Kunden bieten. Es gehe um das Adressieren der individuellen Bedürfnisse jedes Verbrauchers. Airbnb sei ein Vorbild, denn die App gebe den Kunden eine Macht in die Hand, die sie ohne den Dienst niemals hätten.
Die Fintechs sind im Vorteil gegenüber den traditionellen Banken, war auch der frühere deutsche Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg überzeugt. Die Finanzinstitute würden die Kunden mit tiefmargigen Produkten locken, um ihnen anschliessend die teuren Zusatzleistungen verkaufen zu können. So würden die Banken noch Geld verdienen. Fintechs bräuchten diesen Umweg nicht. Sie würden sich sofort auf die hochpreisigen Produkte konzentrieren. Indem Start-ups bessere und (etwas) günstigere Leistungen bieten, sind sie echte Herausforderer für die traditionellen Finanzhäuser. Die Einsichten von zu Guttenberg sind nicht bahnbrechend neu. Allerdings gab er an der Konferenz auch selbst zu, dass er nach seinem Abschied aus der deutschen Politik kaum Kenntnis über die Möglichkeiten von Technologie-Unternehmen gehabt hatte. Er sei jedoch ein lebenslanger Lerner – und heute selbst Investor bei Spitzberg Partners in New York. Nächste Seite: Bankkonto via App
Wie Schweizer Banken Innovation treiben, demonstrierte Andreas Kubli, Head Multichannel Management & Digitization bei UBS Schweiz, an der «Finance 2.0». Gemeinsam mit Schwingerkönig Matthias Sempach zeigte er die Kontoeröffnung via Smartphone. Die Grossbank hat dafür eine App entwickelt, in der der Neukunde seine persönlichen Daten erfasst und die gewünschten Produkte auswählt. Anschliessend folgt die Video-Identifikation des Benutzers, für die einerseits ein Porträtfoto geknipst und andererseits die ID oder der Reisepass gescannt wird. Dabei werden mithilfe des Smartphone-Blitzlichts auch die Sicherheitsmerkmale der Dokumente geprüft.
Die UBS-Lösung ist noch nicht auf dem Markt, erklärte Kubli. Aktuell steht die Genehmigung der Finanzmarktaufsicht Finma noch aus. Der Manager rechnet aber täglich mit grünem Licht aus Bern. Dann kommen die Neukunden allerdings nicht ganz ohne Papierkrieg aus. Denn der fertige Kontoeröffnungsantrag wird dem User zwar via E-Mail zugestellt, er muss das Dokument dann aber ausdrucken, unterschreiben und an die UBS senden. Ein gravierender Nachteil in Zeiten, in denen besser, einfacher, günstiger und schneller nicht mehr genügt, um innovativ zu sein.



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