29.10.2013, 17:00 Uhr

Schweizer Betriebe skeptisch bei Cloud

Die Vorteile von Cloud Computing liegen auf der Hand: tiefe Kosten und kaum Funktionseinbussen im Vergleich mit lokaler Software. Schweizer Betriebe sind aber skeptisch.
Der Informatikbetrieb kostet Schweizer Betriebe viel Geld und Ressourcen. Laut einer Umfrage unter 300 einheimischen Kleinfirmen im Frühjahr dieses Jahres haben 58 Prozent eine dedizierte Person für die IT. Die tiefen Stellenprozente sind aber nicht gleichbedeutend mit der Geringschätzung der Technologie: Vielmehr meinen 57 Prozent, dass Computer entscheidend für den Geschäftserfolg sind. In dieser Zwickmühle wäre es auf den ersten Blick ideal, die Büro-Automation, E-Mail und Storage nicht selbst zu betreiben, sondern von einem Dienstleister aus der Cloud zu beziehen. Das wäre vermutlich auch das Resultat, welches sich der Studieninitiator Microsoftwünschte. Der Software-Hersteller hatte das Marktforschungsinstitut Ipsos Anfang Jahr beauftragt, europaweit Meinungen zu Cloud Computing abzufragen. Schweizer Betriebe mit bis zu 25 Angestellten stehen den Cloud-Dienstleistungen damals wie heute kritisch gegenüber. Eine grosse Mehrheit der Cloud-Verweigerer nennen Datenschutz und Sicherheit (jeweils 66 Prozent) als Gründe für die Zurückhaltung. Würde Microsoft heute nochmals nachfragen, wäre der Anteil wegen der NSA-Affäre mutmasslich noch bedeutend höher. Die Abstinenz zeichnete sich allerdings schon Anfang Jahr ab: Nur 26 Prozent planten innerhalb der nächsten zwölf Monate höhere Investitionen in Cloud-Dienstleistungen. Die Schweizer Kleinfirmen sind in der Cloud allerdings bereits gut präsent: 58 Prozent gaben an, eine Informatiklösung aus der «Wolke» zu beziehen. E-Mail (46 Prozent), Datenaustausch (27 Prozent) und Speicher (26 Prozent) sind die am häufigsten genannten Anwendungen. Produktivitäts-Software wie Office 365 setzen nur 7 Prozent der hiesigen Betriebe ein. Nächste Seite: internationaler Vergleich Neben den 300 Schweizer Betrieben hat das Marktforschungsinstitut Ipsos auch Kleinfirmen in 22 weiteren Ländern befragt. In Westeuropa besitzt nur eine Minderheit von 42 Prozent einen eigenen Informatikangestellten. Damit stehen hiesige Unternehmen sogar noch besser da (58 Prozent haben einen IT-Mitarbeiter). Die Informatik sehen in Westeuropa genau die Hälfte der Befragten als kritischen Erfolgsfaktor an, hierzulande war der Anteil etwas grösser. Cloud-Lösungen werden trotz der im EU-Raum präsenten Anbieter wie Amazon, CSC und Microsoft weniger genutzt als in der Schweiz. Nur 45 Prozent der europäischen Firmen verwenden eine Dienstleistung aus der «Wolke», hierzulande sind es immerhin 58 Prozent. Entsprechend geringer ist auch die Verbreitung von Anwendungen: 34 Prozent beziehen E-Mail aus der Cloud, jeweils 21 Prozent nutzen sie für Datenaustausch sowie Speicher. Eine Office-Produktivitätslösung beziehen nur 5 Prozent aus der «Netzwerkdose». Sämtliche Prozentsätze sind in der Schweiz höher.

Bedienerfreundlichkeit ist Hürde

Anders als bei den helvetischen Kleinbetrieben bremst nicht die Angst vor Datenverlust die Cloud-Nutzung. Nur 56 Prozent haben Zweifel wegen des Datenschutzes, hierzulande sind es zwei Drittel (66 Prozent). Die europäischen Firmenverantwortlichen haben hauptsächlich Bedenken wegen der Benutzerfreundlichkeit der Cloud-Anwendungen. Aus Ermangelung eines eigenen Informatikers trauen sich nur 26 Prozent zu, einen Online-Service selbst zu bedienen. Schweizer Firmeninhaber sind versierter: Immerhin 31 Prozent haben keine Bedenken wegen der Bedienbarkeit von Cloud-Lösungen.
Die Zurückhaltung wegen der Ergonomie von Cloud-Anwendungen sollte für Anbieter wie Google, IBM oder Microsoft ein Grund sein, weiter in ihre Produkte zu investieren. Allenfalls können sie so erreichen, dass mehr als die 23 Prozent der europäischen Firmen (26 Prozent hierzulande) sich für Software aus der «Wolke» entscheiden.



Das könnte Sie auch interessieren