14 Schweizer Anbieter im Test - Filesharing fürs Business 05.10.2015, 12:29 Uhr

IBM, Microsoft, Dropbox, HP

Dropbox beherrscht die Schatten-IT in vielen Schweizer Unternehmen. Aber Geschäftskunden brauchen mehr Sicherheit, Performance und Integration. Diese Business-Anbieter sind die Besten.
Filesharing fürs Business stellt höhere Anforderungen als Dropbox. Ansonsten würde es sich um Online-Storage oder Cloud-Speicher handeln. Filesharing ist eine Komponente des Enterprise-Content-Management-Systems. Ein rollenbasiertes Rechtemanagement, SLAs, sowie Backup- und Recovery-Strategien haben eine höhere Priorität als im privaten Gebrauch. Die Systeme müssen zwangsläufig skalieren, unabhängig davon, ob kleine oder grosse Dateien gespeichert, gelöscht, verschoben oder geteilt werden. Ein ausgewogenes Speicherkontingent pro User ist Pflicht. Trotzdem habe Dropbox wahrhaftig Pionierarbeit geleistet, betont Experton-Analyst Heiko Henkes in seiner Studie "Wie positionieren sich die Anbieter von Social Collaboration Filesharing in der Schweiz?". Die meisten Anbieter hätten sich von Dropbox eine dicke Scheibe abgeschnitten und kämpften an vielen Fronten gegen den heimlichen Verbreitungsgrad von Dropbox in den Unternehmen auf der ganzen Welt. Die Provider unterscheiden sich jedoch "deutlich im Funktionsangebot und auch in der automatisierten Steuerung der infrastrukturbezogenen Implementierungs-, Wartungs- und Serviceprozesse", urteilt Henkes.  Experton hat 14 Filesharing-Anbieter aus dem Schweizer Markt auf den Prüfstand gestellt. Davon haben sich sechs im Leader-Quadranten positioniert: IBM, Microsoft, Alfresco, Box, d.velop und HP. Das Anbieterfeld ist gemischt, es finden sich dort sowohl Anbieter aus dem Consumer-Markt als auch alte Hasen aus dem DMS-/ECM-Segment. Dropbox wäre ganz sicher Leader im Quadranten Schatten-IT Filesharing. Experton beschränkte sich jedoch auf offiziell legitimierte und unter Compliance-Vorschriften eingesetzte Filesharing-Lösungen. Nächste Seite: Die einzelnen Anbieter im Detail

Bewertungen der Anbieter

Microsoft führt in Sachen Wettbewerbsstärke, IBM punkto Portfolio-Attraktivität. IBM sei im Markt Social Filesharing in einer sehr guten Position, sagt Expertons Henkes. Das Unternehmen hat ein sehr gutes Enterprise-Content-Management-Portfilio und sei als multinationales Unternehmen ausgezeichnet in der Lage, international agierende Kunden mit transaktionalem Content zu bedienen. Zudem sei IBM in drei sehr sicherheitssensitiven Branchen tief verankert: der Finanzindustrie, der Versicherungsbranche und der öffentlichen Hand. IBMs Connections Files sind tief in die Connections Suite integriert und bilden auch die Brücke zum SaaS-Portfolio, das IBM nach und nach auf Basis seiner Softlayer-Plattform aufbaut. "Kunden mit Passport-Advantage-Wartungsverträgen und -Produkten wie Domino Messaging/Collaboration Express, Domino Messaging/Enterprise CAL und CEO Communication haben automatisch Zugriff auf Connections Files und Profiles", betont Henkes. Ab Version 4.5 ist auch der mobile Ableger erhältlich. Durch die Kooperation mit Apple sind zudem viele innovative Lösungen für Kunden im Business-Umfeld zu erwarten. In der IBM-Welt nimmt das ausgeklügelte Rechte- und Rollen-Management für den sicheren Zugriff einen hohen Stellenwert ein. Insofern sei die fehlende Anbindung schlanker und häufig in der Schatten-IT eingesetzter Lösungen wie Google Drive oder Dropbox nachvollziehbar, so Experton. "Unternehmen profitieren bei IBM vom Open-Source Know-how, den Backend-Administrationstools und der ungeheuren Kompetenz in Sachen Middleware", lautet das Fazit.
Bei Microsoft funktioniert Filesharing - ähnlich wie bei IBM - auf vielen Ebenen und mit vielen Werkzeugen. Experton hat für die Beurteilung SharePoint (online) in Kombination mit dem Cloud-Speicher  OneDrive for Business und Office365 berücksichtigt. Für alle Unternehmen, die sich in der Microsoft-Welt bewegen und Windows (Server) und Office im produktiven Einsatz haben, werde es höchstwahrscheinlich keine tiefer integrierte und im Sinne des Return on Invest (ROI) optimalere Lösung zu Content/File Sharing geben, schätzt Henkes.  Wirkliche Killer-Argumente zum Wechsel auf den Stack eines Konkurrenz-Anbieters sieht Experton zum aktuellen Zeitpunkt jedoch nicht - bei keinem Konkurrenten. Das Ass im Ärmel habe Microsoft über die langfristige Anbindung von Azure über Cloud OS beziehungsweise Azure in a Box, als Converged System oder als Hardware-Appliance von Dell. "Das Microsoft-Universum bietet Unternehmen die ideale Plattform für die alltägliche Arbeit", so das Fazit von Experton. Nächste Seite: Microsofts Schwächen, und Alfresco

Microsofts Schwächen - keine "Show Stopper"

Lediglich beim mobilen Ableger lassen noch zwei Dinge zu wünschen übrig: die Datei-Ansicht und die Einbindung externer Dienste wie zum Beispiel WebDAV. Auch habe OneDrive for Business Probleme beim Sync-Prozess, was an einigen "kleinen Hürden im Cache-Management" läge. Dies seien jedoch keine "Show Stopper", meint Experton. Der britische Anbieter Alfresco, zusammen mit Box auf dem dritten Platz des Experton-Rankings, unterhält Partnerschaften in EMEA/DACH, in Nord- und in Südamerika. In der Schweiz wird das Unternehmen durch die Object ECM AG repräsentiert. Global kommt Alfresco, laut Experton, auf 1800 Kunden und mehrere Millionen Anwender. Der Hersteller offeriert sowohl ein hybrides Cloud- als auch ein klassisches On-Premise-Modell an - in Kombination mit OpenOffice als Produktivitätswerkzeug. Der Zugriff beziehungsweise das Sharing erfolgt stationär vom Desktop aus oder mobil. Die Lösung eignet sich nicht nur zum sicheren Datenaustausch über Unternehmensgrenzen hinweg, sondern enthält auch Workflow- und Task-Management-Funktionalitäten. Dabei legt Alfresco besonderen Wert auf Compliance-Richtlinien und die Integration von Firewalls. Im mobilen Einsatz werden Sharing-Szenarien defaultmässig verschlüsselt.

Höhere Support-Preise

Der Einsatz von Open-Source hilft Alfresco, punkto Kosten und auch in Sachen Content Management Interoperatibility zu punkten. Das kommt der Integration mit Lösungen von Drittanbietern wie IBM Lotus Notes, Google Docs, Jive und vielen anderen zugute. "Sehr positiv" hebt Experton die Offenheit der Lösung und der APIs hervor, und die fertigen Integrationen mit SAP ERP und Saleforce CRM. Allerdings habe Alfresco vor einigen Monaten die Preise für den Support nach oben geschraubt. Grosse Unternehmen mit vielen Anwendern sollten daher etwas genauer hinschauen. Mit der d.velop AG aus St. Gallen im Rücken konnte sich die ambiFox GmbH mit Foxdox ebenfalls im Leader-Quadranten positionieren. Die Firma fokussiert sich auf dem ECM-Markt und auf ihre beiden Produkte d.3 und ecspand. Die leichtgewichtige Lösung biete OCR-Erkennung, Volltextsuche, vollwertige mobile Clients und Archivierung. Sie sei revisionssicher, und optisch ansprechend. Über externe Partner sei man auch in der Dach-Region präsent. Die Kunden stammen aus dem Gesundheitswesen, der Finanzbranche und der öffentlichen Hand. Technisch sieht es beim Filesharing-Anbieter Box sehr gut aus. Das Unternehmen garantiert eine hohe Verfügbarkeit und bietet Single SignOn Kompatibilität, Active Directory und LSAP-Anbindung, kontinuierliche Zertifizierungen und Netzwerkprüfungen. Das US-Unternehmen Box hat seinen europäischen Hauptsitz in London. In der Schweiz könnte daher für sicherheitsbewusste Branchen wie die Finanzindustrie die nicht lokale Datenhaltung ausserhalb der Landesgrenzen zum "Show Stopper" werden. Obwohl Box viel in Sicherheit investiert. Box richtet sich an Geschäftskunden, was auch Angebote zum Projektmanagement, zur Dokumentenverwaltung und zur Automatisierung von Arbeitsabläufen belegen.



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