04.05.2012, 11:50 Uhr

Yahoos Konzernchef ist ein Betrüger

Vom Helden zum Problemkind: Scott Thompson kam vor drei Monaten als Hoffnungsträger zu Yahoo. Jetzt könnte er zur Belastung werden. Denn, anders als im Lebenslauf angegeben, hat er nie Computerwissenschaften studiert.
Yahoo-CEO Scott Thompson erwies seinem Unternehmen mit einem falschen Lebenslauf einen Bärendienst.
Seit Monaten darbt Yahoo dahin. Im September wurde die bisherige Chefin Carol Bartz unehrenhaft per Telefon entlassen (Computerworld.ch berichtete), im Januar trat mit Jerry Yang auch ein Grnder des Webportals zurck und doch war man rund um Yahoo seit Beginn des Jahres positiv eingestellt. Der Grund: Scott Thompson, der beim Online-Bezahldienst PayPal wahre Wunderdinge vollbrachte und den Umsatz von 1,8 auf 4 Milliarden Dollar steigerte, wurde neuer CEO und sollte bei Yahoo das Gleiche vollbringen.  Thompson kam, sah ? und packte an. Zehntausende Stellen sollen abgebaut werden, kündigte der neue Yahoo-Chef bald nach Amtsantritt an. Dass davon aber auch seine eigene betroffen sein könnte, hätte er sich wohl nicht vorzustellen vermocht.

Falsche Angabe im Lebenslauf

Denn Scott Thompson hat in seinem Bewerbungsschreiben gelogen, schreibt Daniel Loeb, ein Grossaktionär Yahoos, der sich selber gerne im Verwaltungsrat des Internet-Riesen sehen möchte, in einem Brief an den Yahoo-Verwaltungsrat. Demnach hat Thompson  keinen Informatik-Abschluss vorzuweisen, obwohl er dies im Lebenslauf angibt. Und Yahoo  bestätigt dem Blog «All Things Digital» heute die Vorwürfe, sagt aber, dass es sich dabei um einen «unabsichtlichen Fehler» handelt. US-Medien wiesen allerdings sofort darauf hin, dass der falsche Titel schon vor Jahren zu Thompsons Zeit bei der eBay-Tochter PayPal in seinen offiziellen Lebensläufen auftauchte. Entsprechend viel Zeit hatte der Manager, den Fehler zu korrigieren. In Wirklichkeit hatte er nur den ebenfalls erwähnten Abschluss in Buchhaltung gemacht.

Weitreichende Folgen

Für Yahoo könnte die Angelegenheit schwere Folgen haben. Es ist unklar, ob sich Aktionäre und Aufseher mit der knappen Erklärung zufriedengeben. Schliesslich tauchte der falsche Titel auch in Börsenmitteilungen zu Thompsons Berufung an die Konzernspitze auf. Darum sind auch Aktionärsklagen nicht auszuschliessen. Der Yahoo-Verwaltungsrat wird sich nun mit dem Thema befassen, mehrere Mitglieder des Führungsgremiums sehen sich ob der Neuigkeiten besorgt. Gut möglich also, dass Yahoo in die nächste Führungskrise schlittert.



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