Steg-Chef 13.05.2015, 14:49 Uhr

«Es ist nicht unsere Schuld, dass wir Stellen streichen müssen»

Bei PCP.com ist man mit der bisherigen Arbeit von Steg offenbar nicht zufrieden. Seit der Übernahme vergangenen Herbst drohen 20 Prozent der Belegschaft bald ohne Job dazustehen. Der neue Steg-Geschäftsführer Lorenz Weber nimmt im CW-Interview Stellung.
«Aufgrund der Ende März 2015 kommunizierten schwierigen Rahmenbedingungen hat die STEG zusätzliche Massnahmen zur Verbesserung des Geschäftsverlaufes eruiert», heisst es in einer Medienmitteilung der PCP.com-Gruppe, die Steg im vergangenen Oktober komplett bernommen hat. Die Massnahmen sehen so aus, dass 15 Vollzeitstellen abgebaut werden, sofern es den betroffenen Mitarbeitern nicht gelingt, in den nächsten zwei Wochen im Rahmen eines Konsultativverfahrens Vorschläge einzureichen, um die geplanten Massnahmen anzupassen oder abzuwenden. Dieser Rettungsanker wird insgesamt 13 Mitarbeitern in Luzern hingeworfen. Die beiden anderen Betroffenen arbeiten in Winterthur ? und diese Filiale wird definitiv geschlossen. «Aus Rentabilitätsgründen», schreibt PCP. Dazu soll das Lager und die Retourenabteilung von Steg und PCP.ch per Mitte Jahr am Hauptsitz von PCP in Schaffhausen zusammengelegt werden. Bei PCP ist man mit der Geschäftsentwicklung von Steg offenbar überhaupt nicht zufrieden. Vor wenigen Wochen wurde bereits angekündigt, dass 12 Angestellte gehen mssen. Von ursprünglich 170 Mitarbeitern dürften damit rund 25 bald ihren Job verloren haben. Dabei hiess es noch während der Übernahme, dass diese «keine personellen Auswirkungen habe und wenn, dann nur im Rahmen natürlicher Fluktuationen.» Nebst den Entlassungen wurde damals auch angekündigt, den bisherigen Steg-Chef Manfred Steinhardt durch PCP.com-Geschäftsführer Lorenz Weber zu ersetzen. Für Computerworld Grund genug, mit Lorenz Weber, der auch Geschäftsführer der PCP.com-Gruppe ist, über die Übernahme und ihre Folgen zu sprechen.
Computerworld: Knapp 15 Prozent der Steg-Belegschaft steht ein gutes halbes Jahr nach der PCP-Übernahme auf der Strasse. Obwohl es während der Übernahme ganz anders klang. Was lief schief?
Lorenz Weber: Das letzte Quartal des Vorjahres und das erste Quartal 2015 waren deutlich unter unseren Erwartungen. Wir gingen nicht davon aus, dass das Geschäft von Steg derart schlecht läuft. Deshalb mussten wir andere Massnahmen vornehmen, als ursprünglich angekündigt.
Was lief denn bei Steg derart schlecht?
Wir haben uns sofortige Steigerungen durch die Zusammenarbeit mit PCP erwartet, die nicht eingetroffen sind. So hatte der Steg-Shop nur 5000 Produkte und konnte die Auswahl dank PCP auf rund 250 000 Artikel anheben. Doch die Steg-Kunden reagierten nicht sofort darauf. Die interessierten sich weiterhin hauptsächlich für die Retail-Angebote und das vermasselte uns das Weihnachtsgeschäft.
Es müssen aber nur Steg-Mitarbeiter gehen, PCP-Angestellte sind nicht betroffen.
Ja, weil umgekehrt die Auswirkungen viel schneller und besser wirkten. PCP konnte dank Steg von besseren Einkaufsstufen profitieren und wurden von Lieferanten mit offenen Armen empfangen. Steg mit seinen vielen Standorten und Angestellten braucht länger, um sich anzupassen. Das haben wir zu Beginn unterschätzt. Aber mittlerweile läuft es auch bei Steg besser. Im März/April haben wir 17 Prozent des Steg-Umsatzes mit dem neuen Sortiment gemacht. Nur erwarteten wir uns das halt schon fürs Q4.
Also müssen die Mitarbeiter gehen, weil Sie und das restliche Management keine gute Marktanalyse vorgenommen haben?
Nein. Das Steg-Geschäft lief ja bereits zuvor nicht gut. Die Firma benötigt Veränderungen. Aber man kann sagen, dass die Mitarbeiter nichts dafür können, dass nicht optimal budgetiert wurde. Rückblickend ist uns klar, dass ein solcher Prozess länger dauert als erwartet.
Diese Erkenntnis nützt den Entlassenen herzlich wenig.
Noch einmal: Das Geschäft lief schon vorher nicht gut, das alte Management machte einige Fehler. Es ist nicht unsere Schuld, dass wir Stellen streichen müssen. Das wissen die Steg-Angestellten auch. Wir hatten viele interne Mitarbeiterinformationen und die Betroffenen haben relativ gut reagiert. Sie verstehen, warum wir tun, was wir tun. Künftig können die Kunden und Mitarbeiter von grossen Synergien profitieren, welche beispielsweise die Lagerzusammenlegung mit sich bringt. Man stelle sich vor, was wir alleine an Lagerwert sparen, weil wir nicht mehr die gleichen Artikel in Luzern und Schaffhausen haben müssen. Das gibt auch bessere Volumenverträge mit der Post und so weiter, das Synergiepotenzial ist tatsächlich sehr gross.
Sie sagen, die Mitarbeiter verstehen die Massnahmen. An uns haben sich aber Angestellte gewandt mit der Aussage, dass die Arbeitsverträge angepasst werden und sie nicht wüssten, warum.
Ich weiss nicht, woher Sie Interna haben. Aber ja, die Verträge werden an PCP.CH angepasst. Aber niemand wird mit den neuen Verträgen schlechter dastehen als bisher.
Diese Mitarbeiter sagten uns auch, dass bei Steg seit der Übernahme ein Klima der Angst herrsche, weil jeder der Nächste sein könnte.
Dass die Stimmung unter den Steg-Angestellten nicht gut ist, ist seit Jahren der Fall. Die Angestellten kriegen ja auch mit, dass die Umsätze stagnieren und dass der Eigentümer einen Käufer sucht. Deshalb wurde letztes Jahr auch nicht in Innovationen investiert. Da ist es normal, dass die Angestellten Angst haben. Das war aber alles vor PCP. Ich persönlich wurde sehr gut aufgenommen und habe viel positives Feedback erhalten. Ich habe nicht das Gefühl, dass es intern Missstöne gibt und ich lade Sie gerne ein, sich davon vor Ort zu überzeugen.
Das Angebot nehme ich gerne an. Aber zuvor noch eine Schlussfrage: Sie sagten, Steg sei nun auf gutem Weg. Müssen die Mitarbeiter also keine weiteren Entlassungen fürchten?
Entspricht der Umsatz unseren Erwartungen, werden wir dieses Jahr keine weiteren Restrukturierungen vornehmen.
Das war nun aber wirklich keine überzeugende Antwort.
Natürlich ist das keine Garantie für die Mitarbeiter. Aber es ist auch meine Verantwortung, bei negativer Geschäftsentwicklung etwas zu unternehmen.



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