SEPA 25.10.2013, 09:00 Uhr

trügerische Ruhe

Ab dem 1. Februar 2014 gelten für den internationalen Euro-Zahlungsverkehr neue Regeln. Davon sind auch Schweizer Unternehmen betroffen.
Bald gelten für den internationalen Euro-Zahlungsverkehr neue Regeln. Davon sind auch Schweizer Unternehmen betroffen
*Hans von Mühlen ist Senior Consultant bei der adesso AG  Was SEPA ist, hat sich inzwischen nicht nur in der Fachwelt herumgesprochen: SEPA (Single Euro Payments Area) steht für den einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum, in dem alle Euro-Zahlungen wie inländische Zahlungen behandelt werden. Zum SEPA-Raum zählen 33 Länder, darunter auch die Schweiz und Liechtenstein. Für die Unternehmens-IT bedeutet es vor allem Arbeit. Häufig mehr Arbeit, als gedacht. Denn die neuen Regelungen erfordern nicht nur die Umstellung von Kontonummer und Bankleitzahl auf IBAN und BIC. Auch die jahrzehntelang genutzten DTA-Dateien (Datenträgeraustauschverfahren) werden durch XML-Formate ersetzt. Änderungen stehen auch beim Lastschriftverfahren an. Für die Unternehmen bedeutet das: Kundenstammdaten umstellen, Prozesse für bestehende Einzugsermächtigungen ändern, Kunden informieren und Systeme anpassen. In den IT-Abteilungen von Banken und Unternehmen herrscht also rege Betriebsamkeit – oder sollte es zumindest. Der Blick in die Praxis zeigt aber: Obwohl bis zum 1. Februar 2014 – dem Termin der gesetzlichen Umstellung – nur noch wenige Monate Zeit bleiben, sind viele Firmen nicht oder nur unzureichend vorbereitet. Abläufe sind noch nicht struk­turiert, Verantwortlichkeiten nicht definiert und Beteiligte mit den wichtigsten Details der Umstellung noch nicht vertraut. Diese Defizite sind nicht nur bei KMU zu finden, sondern auch bei grösseren Firmen. Selbst einige Banken und Finanzdienstleister sind beim SEPA-Thema noch nicht so weit, wie sie sein müssten.

Der richtige Partner

Es gilt, das Unternehmen, die betroffenen Systeme und Abläufe vorzubereiten und das mit möglichst geringem Aufwand. Banken wickeln Zahlungsaufträge im Hintergrund ab. Wie sie dabei ihre Systeme und Abläufe ausgestalten, bestimmen sie weitestgehend selbst. Dem Verbraucher bleibt das meiste davon verborgen. Die SEPA-Regeln beeinflussen aber die Zusammenarbeit zwischen den Banken bzw. Unternehmen. Beim Einreichen von Zahlungsauf­trägen und dem Zahlungsabgleich sind die Regelwerke des EPC (European Payments Council) durch die europäischen und nationalen Gesetze verbindlich. Auf IT-Systeme haben diese Änderungen unmittelbare Auswirkungen: Das bewährte DTA-Format wird durch das neue UNIFI-Format (UNIversal Financial Industry Message Scheme) auf XML-Basis ersetzt. Erfahrene IT-Dienstleister haben erforder­liches Know-how und das nötige Partnernetzwerk, um innerhalb kurzer Zeit entsprechende Projekte um- oder aufzusetzen. Gemeinsam mit Experten, die bereits SEPA-Prozesse betreut haben, kann die Umstellung auf neue Techniken, Architekturen und Abläufe so zügiger und fehlerfreier erfolgen. Eine wichtige Rolle spielen die personellen Ressourcen des IT-Partners: Hat er ausreichend quali­fizierte Mitarbeiter, die im SEPA-Thema firm sind? Nur mit entsprechender Teamstärke können Projekte in der notwendigen Geschwindigkeit angegangen werden. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Konverter als Zwischenlösung

Konverter als Zwischenlösung

Darüber hinaus können Out-of-the-box-Konvertierungslösungen die automatische Übersetzung von Datenformaten weitgehend automatisieren: DTA in XML sozusagen auf Knopfdruck. Ein Konverter (z.B. Financial Data Format Converter von adesso) sorgt dafür, dass eingehende Daten in SEPA-Formate übertragen und weiterverarbeitet werden. Dank eines solchen Systems können Zahlungsabläufe zunächst weitestgehend unverändert beibehalten werden. Die Software transformiert problemlos Daten und lässt sich leicht in bestehende Software-Landschaften integrieren. So werden mit geringem Einsatz die Voraussetzungen erfüllt, die ab dem 1. Februar 2014 gelten.

Getriebewechsel bei laufendem Motor

Aber nicht nur die Dateiformate ändern sich, auch wichtige Prozesse sind davon betroffen. Von besonderer Bedeutung sind die neuen Regelungen bei Lastschriften. Banken bieten eine Vielzahl von Finanzprodukten und -dienstleistungen an, die über die reine Zahlungs­abwicklung hinausgehen, auch diese müssen ab Februar 2014 SEPA-konform funktionieren. Die Banken sind dazu aufgefordert, genau wie andere Geschäftskunden, sich selbst um die Verwaltung von Lastschriftmandaten zu kümmern. Das betrifft standardisierte Themen wie Rateneinzüge für Sparverträge, die ohne Unterbrechung weiterlaufen müssen, oder Konto­auflösungen. Zukünftig muss jede Bank im SEPA-Raum als Kontoinformation eine IBAN akzeptieren und damit auch ausländische  Kontoverbindungen für alle gängigen Zahlungsaufträge. Hinzu kommen formale Aspekte der SEPA-Umstellung: Vertragsformulare müssen überarbeitet, Kundendaten vollständig und richtig erfasst werden. Der Bankbetrieb darf unter diesen Umstellungen natürlich nicht leiden. Probleme bei der Umstellung würden negative Auswirkungen auf das Unternehmens­image haben. Banken und Finanzdienstleister stehen also vor der Herausforderung, ihre Systeme während des laufenden Betriebs fehlerfrei umzustellen. Erfolgreich durchgeführte SEPA-Projekte zeigen: Die besten Ergebnisse werden mit der Einrichtung einer zentralen Koordinationsstelle erzielt. Alle Beteiligten berichten regelmässig an diese Stelle; im Gegenzug werden sie über Fortschritte und Neuigkeiten informiert. Gerade in grösseren Organisationen lassen sich so inoffizielle Aktivitäten vermeiden, die unter dem Radar einer Programm- oder Unternehmens­leitung laufen. So kann vermieden werden, dass ähnliche Themen unnötigerweise an unterschiedlichen Stellen im Unternehmen bearbeitet und Projektressourcen unzureichend gebündelt werden.




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