07.07.2014, 07:34 Uhr

Scharfe Kritik an Ex-CEO von Logitech

Logitech-Gründer Daniel Borel hat sich zur Zukunft des Waadtländer Mäuseherstellers geäussert und dabei auch den früheren CEO Gerald Quindlen kritisiert.
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Firmengründer Daniel Borel hat sich zu den Zukunftsaussichten von Logitech geäussert
Der Gründer und Verwaltungsrat des Waadtländer Computerzubehörherstellers Logitech, Daniel Borel, sieht einer laufenden Untersuchung der Buchhaltung durch die US-Börsenaufsicht gelassen entgegen. Er könne diese zwar nicht kommentieren, sagte er gegenüber der «Schweiz am Sonntag». Doch er betonte zugleich: «Es gibt keine Intransparenz in der DNA von Logitech. Ich schlafe gut.»

Auf die Frage, ob er einen grossen Schock erwarte, meinte er: «Wenn Sie einen grossen Schock haben, habe ich auch einen.» Die Guidance für das laufende Jahr sei nach wie vor gültig, betonte Borel weiter: «Die Geschäfte laufen normal.» Logitech erwartet für das laufende Geschäftsjahr einen Umsatz von 2,16 Milliarden Dollar und einen Betriebsgewinn (EBIT) von 145 Millionen Dollar.

Logitech hatte im Mai bekanntgegeben, dass die Einreichung des definitiven Ergebnisses für das vergangene Geschäftsjahr 2013/14 (per Ende März) über das geforderte Datum vom 30. Mai hinaus verschoben werden müsse. Das Audit Committee führe zusammen mit unabhängigen Beratern eine Untersuchung «gewisser Buchhaltungsangelegenheiten» in den Rechnungen früherer Jahre durch, hiess es damals zur Begründung.

Gewisse Dinge, die überprüft würden, seien auch Gegenstand einer formellen Untersuchung durch die US-Börsenaufsicht SEC. Dabei geht es unter anderem um Rückstellungen für Garantieleistungen und Goodwill-Abschreibungen sowie gewisse Transaktionen mit einem (Gross-)Händler in den Geschäftsjahren 2007 bis 2009.

Scharfe Kritik an Ex-CEO

Im Interview mit der «Schweiz am Sonntag» kritisierte Borel den früheren CEO scharf. Logitech sei nach der Gründung dreissig Jahre lang gut unterwegs gewesen. «Ich trat 2008 als Präsident zurück, als wir sehr erfolgreich waren. Danach ging es bergab», sagt er. Die neue Firmenführung habe sich zu lange auf dem Erfolg ausgeruht. Gerald Quindlen, von 2008 bis 2011 Konzernchef, sei fälschlicherweise davon ausgegangen, dass die Geschäfte gleich weiter laufen würden. «Doch in der Technologiewelt ist nichts stabil», sagt Borel.

Quindlen habe die neuen Trends komplett verschlafen und der Verwaltungsrat habe zu lange zugeschaut. «Und dann gibt es nur eines: Sie feuern den Typ. Dann reparieren Sie den Schaden und bauen alles wieder auf. Wir zahlten einen grossen Preis. Monat über Monat habe ich nicht geschlafen. Ich wollte die Firma nicht sterben sehen. Nun bin ich wieder aktiver», sagt er.

Logitech sei sein Kind. Oder auch seine Geliebte. «Ich habe eine Frau, drei Kinder und eine Geliebte: Logitech. Meine Frau beklagt sich noch immer, dass ich die Geliebte besser behandle als sie.» Nächste Seite: Mehr Innovationen nötig

Mehr Innovationen nötig

Nach dem Logitech im vergangenen Jahr die Wende in die schwarzen Zahlen geschafft hat, sieht der Gründer nun optimistisch in die Zukunft.

«Wir sind daran, etwas aufzubauen, das hoffentlich ewig hält. Und inzwischen ist mein jüngster Sohn in die Firma eingetreten. Nun kann er es vermasseln», sagt Borel im Interview. Sohn Vincent arbeitet bei Logitech im Bereich Innovationen.

Logitech müsse wieder innovativer werden. «Tastaturen waren 1997 cool, inzwischen haben wir 2014.» Logitech müsse wieder so cool werden, «wie wir es 1997 waren.» Zwar habe Logitech gute Produkte entwickelt, diese aber nicht genutzt. Als Beispiel nennt Borel die Kameras. «Wir hätten GoPro werden können, die Outdoor-Kamera-Herstellerin, die gerade an die Börse ging. Aber das haben wir verpasst. Wir dürfen nicht mehr zulassen, dass andere das tun, was wir hätten tun sollen.»

Schweiz kein Silicon-Valley

Dass die Schweiz insgesamt zum Silicon Valley Europas werden kann, glaubt Borel indes nicht. Die Computer-Branche passe nicht zur Schweiz. «Da ändert alles innert sechs Monaten.» Der in Neuenburg geborene Borel selbst lebt heute «auf der ganzen Welt», wie er sagt. Am Silicon Valley fasziniere ihn vor allem die Kultur der Diversität und des Optimismus. «Schauen Sie sich Facebook an. Google, Instagram, Whats-app. Alles kommt aus dem Silicon Valley. Da haben Sie eine Geisteshaltung. Das ist wie in Basel: Eine kleine Stadt mit einer hohen Konzentration von Chemikern und Pharmazeuten. In Basel gibt es die besten Forscher der Welt.»



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