27.08.2015, 10:35 Uhr

SBB verkaufen Rail-Control-System an Deutsche Bahn

Zur Abwechslung mal ein erfolgreiches IT-Projekt eines Bundesbetriebs: Die SBB können ihre Eigenentwicklung RCS der Deutschen Bahn verkaufen. Auch in der Schweiz fanden sich schon Käufer.
Schiefgegangene IT-Projekte in der Bundesverwaltung gibt es zuhauf. Darüber berichten wir regelmässig, weil sie den Statistiken nach die Leser interessieren und der Steuerzahler wissen soll, wie mit seinem Geld teilweise geschlampt wird. Ganz ausgewogen ist die Berichterstattung aber nicht, es gibt diverse Projekte, die reibungslos ablaufen. Doch was geplant verläuft, hat keinen Newswert. Um mit IT-Projekten positiv aufzufallen, müssen die Behörden darum die Erwartungen übertreffen. Manchmal gelingt das, wie beispielsweise dem Bundesamt für Landestopographie, das mit seinem Geoportal schon diverse Preise gewinnen konnte. Ein anderes solches Projekt ist das Rail Control System (RCS) der Schweizerischen Bundesbahnen. Seit 2009 nutzen die SBB die Eigenentwicklung - Bei den SBB arbeiten jhrlich rund 1000 Mitarbeiter an ungefhr400 IT-Projekten mit einem Volumen von ber250 Millionen Franken - als einheitliches und integriertes Dispositionssystem für den Schienenverkehr. RCS unterstützt 300 verantwortliche Disponenten dabei, den landesweiten Personen- und Güterverkehr auf der Schiene zu überwachen und zu steuern. Dafür verarbeitet das System laufend riesige Datenmengen: Pro Sekunde fliessen circa 10'000 Statusmeldungen und Informationen aus den mehr als 780 Bahnhöfen und Haltestellen sowie von 1000 Zügen aus dem Streckennetz. Dazu gehören unter anderem Meldungen aus der Leittechnik wie Zugstandorte und Lenkdaten oder Formationen, Umläufe und Sperren aus den Planungssystemen.ahrwegmanagement, das Abbilden der Betriebslage und Disposition oder das Topologiemanagement gehören zu den Aufgaben des Systems. Es basiert auf einer offenen Architektur und liefert Informationen an rund 200 weitere Systeme.

Deutsche Bahn kauft RCS

Gestern meldeten die SBB, des RCS von DB Netz gekauft wird. Mit der SBB-Eigenentwicklung will die Deutsche Bahn ab 2019 die Züge auf ihrem 33 000 Kilometer langen Netz überwachen. Sie hat sich aus dem Grund die Rechte für die Weiterentwicklung und Nutzung von RCS in Deutschland gekauft und wird die Applikation gemeinsam mit der SBB Informatik weiterentwickeln.  Die SBB kommunizieren leider nicht, was sie damit einnehmen und kommunizieren auch keine Entwicklungs- bzw. Instandhaltungskosten. Dafür melden sie, das System nebst der DB bereits an die BLS sowie die Schweizerische Südostbahn verkauft zu haben. Zudem sei die Weiterentwicklung RCS Hot im vergangenen Dezember mit dem internationalen UIC Innovation Award ausgezeichnet worden. RCS Hot ist ein Steuerungsprogramm, mit dem das Einfädeln von Zügen an neuralgischen Punkten im Schienennetz optimiert wird: Das Programm berechnet unter anderem für jeden einzelnen Zug das optimale Fahrprofil und signalisiert dieses über die Aussenanlage dem Lokführer. Vom Erfolg der Anwendung profitiert auch die Privatwirtschaft. Im vergangenen November erhielten Accenture und mtrail den Zuschlag für die RCS-Weiterentwicklung im Wert von je rund 13 Millionen Franken.



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