Datenschutz 20.03.2014, 13:03 Uhr

Schweiz ebnet Weg für Cloud

Microsoft gesteht den hiesigen Bildungsinstitutionen besondere Datenschutz-Konditionen zu. Die Schweiz ist Vorreiter, die Einigung mit den Datenschützern könnte auf andere Branchen ausstrahlen.
Microsofts Tom Kleiber sieht die Schweiz als Vorreiter bei Cloud-Verträgen
Die Schweizer Datenschützer haben Microsoft spezielle Datenschutz-Bedingungen für Cloud-Dienste abgerungen. Der Hersteller kommt den Forderungen der Vereinigung der schweizerischen Datenschutzbeauftragten Privatim nach: Für die Nutzung von Office 365 im Bildungsbereich passt Redmond die Vertragsbedingungenin mehreren Punkten an.  Erstens wird der Ort der Datenbearbeitungen in Europa festgeschrieben. Kunden mit Office 365 konnten schon bis anhin technisch festlegen, wo ihre Bürodokumente gespeichert werden, beispielsweise in den Microsoft-Rechenzentren in Amsterdam und Dublin. Jedoch wurde die Datenhaltung nicht vertraglich garantiert. Diese Garantie bekommen jetzt die Schweizer Bildungseinrichtungen. Zweitens steht in den neuen Vertragsangeboten, dass Administratoren von hiesigen Bildungsinstitutionen spezielle Kontrollmöglichkeiten über die Benutzerdaten erhalten.  Drittens sind in den Verträgen die Verantwortlichkeiten neu klar geregelt. Im Streitfall ist schweizerisches Recht anwendbar und auch der Gerichtsstand liegt in der Schweiz. Bis anhin mussten potenzielle Kunden von Microsofts Cloud-Dienst sich mit irischem Recht arrangieren und den Gerichtsstand Dublin akzeptieren. Nächste Seite: Vorreiter Schweiz
Die Privatim-Vereinigung wertet die Übereinkunft mit Microsoft als «Durchbruch». Die neuen Verträge würden anderen Anbietern zeigen, dass landesspezifische Datenschutzvorgaben auch bei Standardangeboten von Cloud-Diensten respektiert werden können. Den Schulen und Universitäten empfiehlt Privatim, Standardprodukte aus der Cloud nur dann einzusetzen, wenn sie den Anforderungen des Datenschutzrechts genügen.

Vorreiter Schweiz

Für Microsoft sind die speziellen Vertragsbedingungen für Schweizer Bildungsinstitutionen ein Präzedenzfall: «Redmond hat Verhandlungsbedarf erkannt und macht erstmals einem Land Zugeständnisse bei Cloud-Diensten», sagt Tom Kleiber von Microsoft Schweiz im Gespräch mit Computerworld. Eine vergleichbare Übereinkunft existiere bis anhin in keinem anderen Land. Nun könnten weitere Staaten folgen.
Wenn Redmond den Schulen und Universitäten Zugeständnisse macht, könnte Microsoft seine Cloud-Dienste in Zukunft auch anderen Branchen oder Unternehmen mit speziellen Konditionen anbieten. Der für den Bildungsbereich zuständige Microsoft-Manager Kleiber sagte auf Anfrage, sein Unternehmen prüfe, ob eine Ausweitung auch auf andere Bereiche möglich ist. Weiter berichtete er, dass es von Microsoft-Partnern aus dem Bildungsbereich schon positive Signale nach der Privatim-Einigung gegeben habe. Die Stiftung Switch, zuständig für Hochschulen und Universitäten, will die neuen Schweizer Verträge für Office 365 unterstützen. Ein Entscheid des Medieninstituts Educa für die Schulen steht noch aus. Das grüne Licht der Datenschützer für die Nutzung von Cloud Computing im Bildungsbereich findet Swico-Geschäftsführer Jean-Marc Hensch bemerkenswert: «Es haben sich beide Seiten bewegt. Privatim hat sich der Cloud-Thematik angenommen und Vorgaben gemacht. Microsoft hat reagiert und macht mit den Verträgen den Schweizern Zugeständnisse.» Diese Entwicklung könnte eine Signalwirkung auch für andere Anbieter haben, sagte Hensch der Computerworld.



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