20.02.2012, 10:03 Uhr

Cloud-Computing trotzt der Flaute

Während der gesamte ICT-Markt in der Schweiz 2012 leicht schrumpfen wird, verspricht das Marktforschungsinstitut MSM Research der Cloud-Computing-Branche ein rosiges Jahr.
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Anteil der Unternehmen in der Schweiz, welche in den kommenden 4 Jahren Cloud Computing Services nutzen wird. (Quelle: MSM Research)
Dies zeigt eine Umfrage, die das Schaffhauser ICT-Marktforschungs- und Beratungsunternehmen MSM Research im vierten Quartal 2011 bei Schweizer Unternehmen durchgeführt hat.

Rote Null im Gesamtmarkt

Nach dem Plus von 2,2 Prozent des ICT-Marktes im Jahr 2011 bremsen die vielerorts eingeleiteten Sparmassnahmen das Wachstum der ICT-Ausgaben 2012 auf eine rote Null ab. Die Eintrübung der wirtschaftlichen Entwicklung schlägt wie erwartet auch auf die geplanten ICT-Ausgaben der Schweizer Unternehmen durch, nach einem Wachstum von total 348 Millionen Franken im letzten Jahr, wird der ICT-Markt (B2B) 2012 um 0,2 Prozent auf ein Volumen von 16,2 Milliarden Franken schrumpfen.

Entgegen der negativ stagnierenden Entwicklung des ICT-Gesamtmarktes wird der Markt für Cloud Computing weiter deutlich zulegen. Im laufenden Jahr wird der Anteil der Unternehmen, welche Cloud Services nutzen, auf über 52 Prozent ansteigen. Dies entspricht einer Zunahme von 18,5 Prozent gegenüber 2011. Auch wenn sich die Ausgaben für die Wolke mit 340 Millionen Franken im Vergleich zum Gesamtmarkt noch in marginalen Grössenordnungen bewegen, rechnet MSM aus heutiger Sicht bis 2015 mit Ausgaben von insgesamt rund 2 Milliarden Franken, Dienstleistungen miteingerechnet. Wir gehen weiter davon aus, dass in den kommenden Jahren herkömmliche Sourcing Services zunehmend durch hochstandardisierte, industrialisierte und damit kostengünstigere Cloud Services abgelöst werden.
 
2012 wird somit jedes zweite Unternehmen in der Schweiz auf Cloud Services setzen. Mehr als 60 Prozent der im Rahmen der aktuellen Cloud-Services-Studie befragten ICT-Verantwortlichen (n=108) gehen zudem «voll und ganz» oder «eher» davon aus, dass die Wolke bis 2015 das dominierende Thema bleiben wird. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Killerkriterien für die Cloud

Lokale Datenhaltung gefordert

Die überwiegende Mehrheit der Befragten rechnet weiter damit, dass die lokale Datenhaltung in der Schweiz für die Anbieter zum «Killerkriterium» wird und die Cloud-Community nicht ohne Standards und Zertifizierungen auskommen wird. Andererseits sehen sich die befragten Unternehmen in einer zunehmend standardisierten ICT aber auch mit der Gefahr konfrontiert, jenen Teil an Differenzierung gegenüber ihrem Mitbewerb zu verlieren, welcher bis anhin durch individuelle ICT-Lösungen erzielt wurde.

Nach wie vor stellt das Sicherheitsrisiko für die Mehrzahl der Anwender die grösste Hemmschwelle mit Blick auf die Nutzung von Cloud Services dar. Obwohl immerhin bereits mehr als jedes dritte Unternehmen davon ausgeht, dass spezialisierte Cloud Anbieter die grössere ICT-Sicherheit bieten, als sie selbst intern bereitstellen können, befürchtet eine Mehrheit der Anwender, die Kontrolle und den physischen Zugriff auf die Daten zu verlieren.

Verantwortliche auf Anwenderseite wollen jederzeit und umfassend darüber informiert sein, wo ihre Daten sind, der Standort der Datenhaltung wird damit zu einem Schlüsselfaktor bei der Wahl eines Cloudanbieters. Die Anbieter stehen damit vor der Herausforderung, mit ihren Securitykonzepten und –massnahmen in diesen Fragen ausreichend Transparenz und Vertrauen zu schaffen, um anstehende Bedenken und Hürden kritischer Kunden aus dem Weg zu räumen. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Kosteneinsparungen dank Cloud-Diensten

Mögliche Kosteneinsparungen sind gewichtiges Argument

Der geringfügig schrumpfende ICT-Gesamtmarkt bedeutet nichts anderes, als dass die ICT-Verantwortlichen im Vergleich zum Vorjahr mit weniger Geld in der Kasse ins neue Jahr gestartet sind. Die MSM-Umfragen zeigen dabei auf, dass die Ausprägungen in den einzelnen Branchen sehr unterschiedlich sind, der Kostendruck ist wohl allgegenwärtig.

Die angespannte Situation führt in vielen Unternehmen zwangsläufig dazu, verstärkt Alternativen zum bestehenden ICT-Einsatz, zur Infrastruktur, zum Betrieb und zur Strategie zu prüfen. Auslagerung ist eine der naheliegenden Optionen, und so haben auch 22,2 Prozent der befragten Unternehmen entschieden, die Nutzung von Cloud Computing Services vor dem Hintergrund der derzeitigen Wirtschaftslage zu beschleunigen. Weitere knappe 14 Prozent sehen ihre Auslagerungsoption nicht in der Wolke, sondern in der Inanspruchnahme «klassischer» Outsourcingdienste wie Managed Services oder Outtasking.

Die Erwartungen mit Blick auf Kosteneinsparungen durch die Nutzung von Cloud Services sind hoch gesteckt: Derzeit rechnen 39 Prozent der befragten Unternehmen mit tieferen Kosten und bis 2015 wird dieser Anteil auf rund 65 Prozent deutlich ansteigen. Der überwiegende Teil der Unternehmen kalkuliert mit Kosteneinsparungen zwischen 10  und 20 Prozent. Die Erfahrung wird zeigen, ob mit Cloud Services in der Nachkalkulation tatsächlich jeder fünfte Franken eingespart werden konnte. Wenn ja, werden sich die Kosten definitiv als Keydriver Nummer 1 in der Wolkenära durchsetzen.



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