25.04.2016, 11:27 Uhr

BIT bringt Bundesverwaltung in die Private Cloud

Bis in zwei Jahren sollen über 5000 virtuelle Server auf die neue Plattform migriert werden. Diese verspricht Flexibilität, Transparenz und Kostenkontrolle.
Letzte Woche führte das Bundesamt für Informatik (BIT) seinen jährlichen Kundenanlass durch. Unter dem Motto «BIT in Action» hörten sich IT-Manager und Fachspezialisten der Verwaltungseinheiten an, wie BIT-Direktor Giovanni Conti und sein Team die Informatik der Bundesverwaltung den aktuellen technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen anpassen wollen: Indem Ämtern und Departementen mehr Flexibilität zugestanden wird. Das BIT tritt ab Sommer als Cloud Provider auf, wie Computerworld exklusiv erfuhr. Eine auf zwei Rechenzentren verteilte Infrastruktur soll eine redundante Verfügbarkeit garantieren. Der Clou: Die Kunden sollen die Dienstleistung vollkommen autonom via Self-Service-Plattform beziehen und verwalten können. Innerhalb weniger Stunden soll die gewünschte virtuelle Maschine konfektioniert werden können. Dabei werden zwei Marktleistungen als initiales Angebot zur Verfügung stehen: virtueller Microsoft Windows 12- und Linux SLES-Server. Diverse Leistungsoptionen können individuell bezogen werden, unter anderem Computerleistungswerte von maximal 24 Virtuellen CPUs und 128GB Arbeitsspeicher, erklärt Marco Ciampi, Auftraggeber beim BIT. Daneben können auch Storage, Netzwerkkarten oder Service-Levels individuell angepasst werden. Diese zwei Services mit diversen Parametern will man ab Juli anbieten. Zuvor werde das Produkt noch BIT-intern dem Praxistest unterzogen, sagt Ciampi. «Bis dahin», ergänzt BIT-Direktor Giovanni Conti, «können die Kunden die Vereinbarungen erstellen und die notwendigen Berechtigungen verteilen».

«Gestiegene Transparenz»

Private Clouds gibt es in der Privatwirtschaft natürlich schon länger, beim Bund ist das allerdings eine Neuheit. Bisher wurden die Server der BIT-Kunden manuell zusammengestellt. In der Regel übergaben die Kunden dem BIT ihre Applikationen. Ein Fachspezialist des BIT urteilte, wie gross der benötigte Server ist. All dies musste dokumentiert und überwacht werden, für alle Seiten ein erheblicher Aufwand. Entsprechend sei das erste Feedback der Kunden bei der Vorstellung des neuen Service positiv gewesen, sagt Conti. «Man freut sich vor allem über die gestiegene Transparenz. Es wird genau ausgewiesen, was ein grosser beziehungsweise ein kleiner Server kostet. Wir haben die Plattform ins interne SAP eingebunden, womit der Kunde jederzeit seine Kosten kontrollieren und schauen kann, was beispielsweise bei einer Erweiterung des Storages für Mehraufwand anfallen würde.» Auch technisches Reporting werde angeboten. Conti vermutet, dass durch die Transparenz gewisse Kunden in Versuchung geraten, sich zu unterschätzen und eher zu wenig Leistung zu beziehen. «Aber das kann dann ja problemlos wieder selbst per Mausklick korrigiert werden.» Zudem habe der Kunde nun die Möglichkeit, viel flexibler bei temporären Bedarfsspitzen zu reagieren.
Derzeit betreibt das BIT 6500 Server für die Bundesverwaltung, davon rund 80 Prozent virtuell. Bis in zwei Jahren sollen die virtuellen Server progressiv auf die neue Plattform migriert werden. Danach werden die Handvoll Personen, für welche durch die Automatisierung Aufgaben entfallen, für den Aufbau und die Betreuung neuer Technologien eingesetzt werden, sagt Giovanni Conti. Als Partner für den Bau der Cloud hatte sich das BIT letztes Jahr fr HPE entschieden. Man sei mit der erbrachten Leistung  zufrieden, gab Giovanni Conti zu Protokoll. Allerdings habe HPE die Lösung nachbessern müssen, wodurch das Projekt ein paar Monate Verzögerung erfuhr. HPE erhält für das Projekt rund 8 Millionen Franken exkl. MwSt. In Optionen könnten weitere 51 Millionen in den nächsten Jahren hinzukommen. Aber zuerst muss das BIT die Kunden überzeugen, in die Cloud zu gehen.



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