12.06.2014, 14:35 Uhr

HP baut am 100-TByte-Handy

HP forscht an einem geheimen Projekt: Codename "The Machine". Damit rückt das 100-TByte-Handy in Reichweite. Rechenzentren würden auf die Grösse eines Kühlschrankes zusammenschmelzen.
Hewlett-Packard arbeitet an einem ambitionierten Projekt - Codename "The Machine" -, das die Computer-Architektur neu erfinden dürfte. Zwei Eckpunkte sind die extreme Packungsdichte, die heute übliche Architekturen bei weitem übersteigt, und sehr hohe Performance-Gewinne. Rechenzentren würde auf die Grösse eines Kühlschrankes zusammenschmelzen. Android-Smartphones mit 100 TByte Speicher rücken in Reichweite. Mit dem Projekt, an dem zurzeit dem Vernehmen nach drei Viertel der Forscher in den HP Labs arbeiten, würde HP die Innovationsführerschaft wieder an sich reissen. Der einstige Vorzeigekonzern steht seit Langem in der Kritik. HP sei zu lahm geworden, zu kraftlos, zu wenig innovativ, so die Vorwürfe. CEO Meg Whitman versucht seit Jahren, HP wieder auf den gewohnten Erfolgskurs zurückzuführen.

1000x mehr als iPhone 5S

Heute nutzt jeder Rechner, vom Smartphone bis zum Supercomputer, im Wesentlichen drei Typen von Speichern: sehr schnelle SRAMs, schnelle DRAMs und Festplatten. Diese Architektur sei den steigenden Anforderungen punkto Datenvolumen aber nicht mehr gewachsen. "Denken Sie an Smartphones mit 100 TByte Speicherkapazität, darauf können Sie die Fotos und Videos ihres ganzes Lebens abspeicherm", meinte CTO Martin Fink gestern (11. Juni) auf der HP Discover in Las Vegas. Das sind mehr als 1000 Mal so viel Speicher wie das Apple iPhone 5S. "Wir haben in den HP Labs ein Android-Team, das genau an dieser Sache arbeitet". Mit sogenannten Memristoren will HP die riesige Packungsdichte erreichen. Einen Memristor-Prototypen zeigte Fink in Las Vegas. Der Konzern ist ausserdem dabei, einen neuen applikationsspezifischen Prozessortyp zu entwickeln, der mit den neuen Speicherchips über photonische/optische Kabel kommuniziert. Das würde Übertragungsgeschwindigkeiten von 6 TByte pro Sekunde ermöglichen. Die Performance heutiger SDRAM-Chips liegt im zweistelligen Gigabyte-Bereich. Die Computerarchitektur von "The Machine" erfordert ein neues Betriebssystem, das HP ebenfalls gerade von Grund auf neu entwickelt und als Open-Source vertreiben will. Mit "The Machine"-Technologie ausgerüstete Android-Devices würden sich - so die Theorie - in die Cloud einklinken, also selbst, vergleichbar mit einem Server im Rechenzentrum, als Cloud-Knoten fungieren. Das sei eine ganz neue Art, Smartphones zu sehen, sagte Paul Teich, Senior Analyst bei Moor Insights & Strategy. Es müsse dann nichts mehr heruntergeladen oder installiert werden, das Smartphone wird einfach ein Teil (Node) der Cloud, so Teich. Obwohl HP mit "The Machine" zu allererst auf den Server-Markt abzielt, würde eine solche Technologie auch den Smartphone-Markt revolutionieren.

Das meinen Kritiker

Doch es gibt auch Zweifler: Im April 2008 haben HP-Forscher einen relativ einfach aufgebauten Memristor vorgstellt, der aus einer wenige Nanometer dicken Titanoxid-Schicht mit Platinelektroden besteht. US-Forscher experimentieren auch mit anderen Schichtmaterialien. Kritiker glauben nun, dass memristische Systeme dem sogenannten Landauer-Prinzip widersprechen, nach dem die Verlustleistung nicht beliebig reduziert werden kann. Im Klartext hiesse das: Im praktischen Einsatz schalten Memristoren zu unpräzise und erhitzen sich wegen der extrem hohen Packungsdichte zu stark. (mit Material von IDG News)



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