06.09.2016, 14:37 Uhr

Wenn der CIO nichts zu melden hat

CIOs müssen sich künftig unbedingt als digitale Strategen sehen und nicht mehr als Problemlösungszentrale, sonst sind sie weg vom Fenster und der digitale Wandel geht schief. Eine Studie sagt warum.
Der digitale Wandel ist in den meisten europäischen Unternehmen angekommen. Die CIOs sind für digitale Herausforderung gerüstet, haben jedoch selten etwas zu sagen. Nur ein Drittel ist massgeblich an der digitalen Transformation der eigenen Firma beteiligt. So das Ergebnis einer Studie von E2E Research im Auftrag von Cognizant. Im Rahmen der Studie «Being Digital: How and Why CIOs in Europe Are Reinventing Themselves for a New Age» wurden 289 CIOs und IT-Leiter aus der Finanz- und Versicherungsbranche, der Produktion und dem Einzelhandel in Deutschland, der Schweiz, in Grossbritannien, den Niederlanden und Schweden befragt.
Trotz Digitalisierung prägen viele IT-Chefs diesen Wandel noch nicht mit und stecken noch immer in den Rollen Kostenstelle und Problemlösungszentrale fest. Um ihrer Rolle mehr Gewicht zu verleihen, müssen sie als digitale Strategen und Führungspersönlichkeiten agieren. Die meisten wollen das auch: 73 Prozent finden, dass sie eine strategische Rolle beim digitalen Wandel übernehmen müssen, 74 Prozent wollen die Transformation führen. Doch sie werden nicht immer gelassen.

IT-Strategie der neuen Generation

Auch die IT-Strategie muss sich grundlegend ändern: weg vom monolithischen Ansatz mit einem einzigen, grossen System und hin zu agilen, adaptiven Lösungen aus modularen Komponenten, die durch offene Programmierschnittstellen Plug & Play unterstützen. «Der IT-Ansatz der Zukunft umfasst leicht zu implementierende Microservices, As-a-Service-Anwendungen sowie die neusten Technologien in den Bereichen Social, Mobile, Analytics, Cloud-Computing, Internet der Dinge, Bots und Maschinenlernen», heisst es im Bericht zur Studie. Gleichzeitig wird verdeutlicht, dass erfolgreiche digitale Transformations-Leader in der Lage sein müssen, das Potenzial dieser Technologien voll auszuschöpfen, um so die Automatisierung, den Kundenkontakt, die Prognosen und die Geschäftsführung in ihren Unternehmen zu optimieren. Nächste Seite: Partnerschaften bilden, Talente fördern

Partnerschaften

Die Studienverfasser empfehlen CIOs von heute tragfähige Partnerschaften innerhalb des Unternehmens zu pflegen und sich als Berater und wichtiger Influencer respektive als Kompetenz- und Exzellenzzentrale in allen digitalen Fragen zu positionieren. Die Wichtigkeit der Zusammenarbeit mit der Führungsriege, um die Digitalisierung erfolgreich zu machen, haben Dreiviertel der Befragten erkannt. Doch die firmeninternen Partnerschaften müssen auch auf andere Bereiche wie Entwicklung oder Vermarktung ausgeweitet werden. Vor allem muss der CIO die Kernprozesse und die Kultur des Unternehmens verändern, um die überholten und langwierigen IT-Investitionsprozesse durch einen agileren Ansatz zu ersetzen.

Talente fördern

Ein CIO muss heute ausserdem digitale Talente rekrutieren, fördern, weiterbilden und ans Unternehmen binden. Dabei sollte der Fokus neben technischen Fähigkeiten, auch auf Kreativität sowie sozialen und unternehmerischen Kompetenzen liegen (vgl. auch Artikel «Lernen, was wichtig ist» ab Seite 60 in unserer Top-500-Spezialausgabe). Zwei Drittel machen den digitalen Erfolg abhängig von einer guten und engen Zusammenarbeit mit der Personalabteilung. CIOs müssten sich darauf konzentrieren, ausgewogene Teams zu bilden, heisst es in der Studie. So sollten Entwicklungsteams beispielsweise aus Mitarbeitenden mit Fähigkeiten im Design Thinking und Spezialisten für technologische Architekturen zusammengesetzt sein.
«CIOs müssen den Wandel von digitalem Tun zu digitalem Sein anführen», sagt Phil Dunmore, Head of Consulting bei Cognizant UK. Nur so könne ein Unternehmen neue Geschäftsmodelle verwirklichen, die betriebliche Agilität erhöhen, innovative Produkte und Services entwickeln und seinen Kunden ein persönlicheres, verbindlicheres Erlebnis bieten. Echte IT-Führungspersönlichkeiten müssten weit über ihre Rolle als einfache Hauptverantwortliche für schnelle Problemlösungen hinaus tätig werden. «Die Zeit ist reif für CIOs den Sprung zu wagen und sich voll und ganz einer neuen Denkweise zu verschreiben», so Dunmore. Vielleicht auch, um die CEOs der Zukunft zu werden.

 




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