12.07.2016, 14:30 Uhr

Was Schweizer ICT-Lernende von ihren Arbeitgebern halten

9 von 10 ICT-Lernenden waren zufrieden mit der Lehre, sagt eine repräsentative Abgängerbefragung. Allerdings wurde ein Drittel vom Lehrbetrieb nicht bei schulischen Aktivitäten unterstützt.
In der Schweiz schliessen im Juli rund 2200 Jugendliche ihre Lehre in der Informatik und Mediamatik ab. ICT-Berufsbildung Schweiz hat aus diesem Anlass eine Abgängerbefragung durchgeführt, auf die fast jeder zweite Lernende geantwortet hat. Rund 90 Prozent der ICT-Lernenden fühlen sich demnach wohl in ihrem Lehrbetrieb, nur etwa zwei Prozent waren unglücklich. Dieselben Ergebnisse brachte die Frage nach dem Arbeitsklima. Interessanterweise trafen sich dennoch nur etwa 40 Prozent der Befragten in der Freizeit mit den Arbeitskollegen. Elf Prozent der Lernenden wechselten während der Lehre ihren Arbeitgeber, Gründe wurden nicht abgefragt.
Etwas weniger gut wurde der Schulunterricht bewertet. Zwar fühlten sich fast alle Befragten in ihren Schulklassen wohl, ein sehr gutes Lernklima bestätigten jedoch nur ein Drittel der Lernenden voll und ganz. Deshalb ist es nicht überraschend, dass die Lernenden ihrer Meinung nach vom Lehrbetrieb am meisten profitierten. Dahinter folgen das Selbststudium und private Projekte. Von überbetrieblichen Kursen und der Berufsfachschule profitierte hingegen nur jeder zweite Lernende viel oder sehr viel. Das schlechte Abschneiden der Berufsfachschule führen die Studienautoren auf die Ausrichtung der Berufsschule zurück. Diese würde sich auf allgemeinere Fragestellungen spezialisieren, während die Lernenden lieber mehr über eine spezifische Programmiersprache gelernt hätten.

Jeder Fünfte will die ICT verlassen

Weiter sagten die Lernenden, dass 71 Prozent ihrer Arbeitgeber die schulische Ausbildung unterstützten. Dies erfolgte meist in Form von zur Verfügung gestellter Zeit oder Nachhilfe bzw. Prüfungsvorbereitungskursen. Dass ein Drittel der Lehrbetriebe keine schulische Unterstützung leisten wollte, empfindet Andrea Schürpf, Marketing & Communication Manager bei ICT-Berufsbildung Schweiz, nicht als kritisch. «Vielleicht sehen gewisse Lernende die Unterstützung der Arbeitgeber ja nicht.» Aufgrund der mehrheitlich positiven Antworten überrascht nicht, dass lediglich elf Prozent der Befragten mit ihrer Berufswahl unzufrieden sind. Trotzdem plant rund jeder Fünfte, die ICT zu verlassen. Dabei ist die Richtung sehr heterogen. Die meisten Nennungen verzeichneten die Berufsgattungen Lehrer/innen, Polizist/innen sowie grafische Berufe. Wer in der ICT bleibt, möchte später mehrheitlich in einem klassischen ICT-Betrieb arbeiten. Die Restlichen in einem Anwenderunternehmen, die öffentliche Verwaltung ist dabei nur von vier Prozent ein gewünschter Arbeitsort.  36 Prozent der Lernenden haben bereits eine Stelle nach der Lehre, eine relativ hohe Zahl. Besonders, da nur 18 Prozent auf Stellensuche sind, die restlichen verbringen die kommenden Monate mit Militär oder zusätzlichen Aus- und Weiterbildungen.
Apropos Weiterbildungen: 82 Prozent möchten sich weiterbilden, nur drei Prozent schliessen das aus. Dabei stehen bei Lernenden mit Berufsmatur Fachhochschulen hoch im Kurs, an eine Uni/ETH wollen hingegen nur zehn Prozent gehen. Für Absolventen mit EFZ sind vor allem die Höhere Fachschule in Richtung Informatik und produktspezifische Fachkurse interessant.

Moderate Lohnvorstellungen

Bei der Suche nach einem Arbeitgeber spielen ein sicherer Arbeitsplatz und flexible Arbeitszeiten die wichtigste Rolle. Internationale Erfahrungen, flache Hierarchien und viel Verantwortung sind dagegen weniger entscheidend. Die Lohnvorstellungen scheinen moderat, wie diese Grafik zeigt:

IT-Dienstleister bevorzugt

Weitere interessante Zahlen zur Lehrabgängerbefragung. Wichtig: Diese beziehen sich teilweise auf die Abgänger 2015, sollten mit den aktuellen laut ICT-Berufsbildung Schweiz aber relativ identisch sein. 
  • Zehn Prozent der Lernenden sind Frauen, 25 Prozent französisch sprechend
  • 80 Prozent hatten als Vorbildung einen Sekundarfstufe-1-Abschluss
  • 75 Prozent absolvierten die Leher in einem Betrieb, 16 Prozent in einer Lehrwerkstatt. Letztere ist besonders in der französischen Schweiz beliebt
  • 36 Prozent der ICT-Lernenden machen gleichzeitig die Berufsmatur. Über alle Lehrberufe gesehen liegt diese Quote in der Schweiz bei lediglich zwölf Prozent.
  • 41 Prozent absolvieren ihre Lehre bei einem IT-Dienstleister. Dahinter ist das Bild sehr heterogen, mit Finanz- und Versicherungsdienstleistern (8 Prozent) sowie der öffentlichen Verwaltung (7 Prozent) auf den nachfolgenden Plätzen.
  • Die Lernenden sind in etwa zu gleichen Teilen auf KMU und Grossunternehmen verteilt



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