12.09.2016, 17:06 Uhr

Schweizer Banken wollen massiv Informatiker abbauen

Die meisten Banken wollen Arbeitsplätze schaffen. Allerdings hauptsächlich in der Kundenberatung. In der Informatik soll dagegen gespart werden.
Der Wind hat gedreht: Nachdem im Vorjahr die überwiegende Zahl der befragten Banken in der Schweiz mit einem Stellenabbau in den nächsten fünf Jahren gerechnet hatte, erwartet nun ein grosser Teil der Institute eine Zunahme der Arbeitsplätze. Für die Informatik gilt das aber nicht, im Gegenteil: Die befragten 53 Geldhäuser gehen davon aus, in den nächsten fünf Jahren 22 Prozent ihrer IT-Stellen abzubauen, sagt eine Studie des Arbeitgeberverbandes der Banken in der Schweiz. Nur das Backoffice soll noch stärker von Kürzungen betroffen sein.
Als Grund geben die Studienautoren die zukünftige Auslagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland an. Gründe dafür sollen der Kostendruck sowie der – vor dem Hintergrund der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative sowie nach wie vor reduzierter Drittstaatenkontingente – verschärfte Fachkräftemangel sein. Sicher ist: Die Stellenbesetzung wird durch die MEI nicht einfacher. Bereits heute finden Banken rund zwanzig Prozent ihrer Informatiker im Ausland. In der Informatik dauert es derzeit nur in einem von fünf Fällen weniger als drei Monate, bis eine Stelle besetzt werden kann.

Kundenberater hoch im Kurs

Die Ergebnisse in der Informatik laufen entgegen dem Trend des «Arbeitgeber Banken Monitor 2016». Insgesamt glauben 43 Prozent der befragten 56 Geldhäuser an einen Personalaufbau. Das sind beinahe doppelt so viele wie im Vorjahr. Dabei erwarten rund 40 Prozent der Banken eine Erhöhung des Personalbestandes um bis zu 50 Arbeitsplätze. Im Gegenzug rechnen weniger als 20 Prozent der Institute mit einer Reduktion in dieser Grössenordnung. Jeweils rund 5 Prozent der Geldhäuser nehmen an, dass sie in den nächsten fünf Jahren zwischen 51 und 100 Stellen schaffen oder abbauen werden. Weitere 2 Prozent der Institute wollen 101 bis 500 Jobs aufbauen, während 4 Prozent im gleichen Umfang Stellen abbauen wollen. Demgegenüber gehen 27 Prozent der Banken von einem Stellenabbau aus. 28 Prozent schätzen, dass es zu keiner Veränderung kommt.
Bei den Abteilungen soll die Kundenberatung am stärksten ausgebaut werden. Hier geht knapp die Hälfte der befragten Unternehmen von einer Expansion aus. Dies sei vor dem Hintergrund der grossen Diskussionen um die zunehmende Digitalisierung und Roboterisierung der Kundenberatung bemerkenswert, schreibt der Arbeitgeberverband.
Auch in den Bereichen Personal, Rechtsabteilung und Compliance dürfte die Beschäftigung zunehmen. Treiber sei hier die zunehmende Regulierung. Dagegen gebe es einen deutlichen Abbau im Backoffice und bei der Informatik. Dies widerspiegle Auslagerungen, auch ins Ausland, sei es aufgrund des Kostendrucks oder weil angesichts der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative ein Fachkräftemangel drohe.

Löhne leicht gesunken

Die Lohntüte der Finanzbranche wurde nicht praller: Der mittlere Bruttolohn (Median) in der Bank- und Versicherungsbranche betrug 9549 Franken pro Monat, wie aus der Schweizerischen Lohnstrukturerhebung von 2014 hervorgeht. Ein Jahr zuvor waren noch rund 9700 Franken ausgewiesen worden. Bei Angestellten ohne Kaderfunktion sind es knapp 6800 Franken. Für Positionen im mittleren Kader und höher betrug der mittlere Bruttolohn 15'700 Franken. Das sind rund 100 Franken weniger, als ein Jahr zuvor angegeben wurde. Das unterste Kader trägt 8600 Franken pro Monat nach Hause. Über alle Beschäftigte betrachtet verdient der mittlere Bank- und Versicherungsangestellte über die Hälfte mehr als in der Privatwirtschaft üblich. So betrug der mittlere Bruttolohn über alle Branchen gesehen knapp 6200 Franken.



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