Schweiz 10.06.2015, 14:45 Uhr

Mobile-Commerce läuft mit angezogener Handbremse

Der E-Commerce-Schweiz-Report 2015 zeigt, dass Schweizer Online-Anbieter beim Mobile-Commerce Nachholbedarf haben. Auch der Preiskampf wird immer schärfer geführt.
Rund zehn Prozent hat der Schweizer Online-Handel 2014 im Vergleich zum Vorjahr gemäss «E-Commerce-Report 2015» zugelegt - auf ein Volumen von über sechs Milliarden Franken. E-Business-Analysten der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) befragten 38 «marktprägende» Unternehmen. Sinkende Preise oder ein überproportional wachsendes Angebot - manchmal auch beides - beobachten über drei Viertel der Unternehmen in ihrem Markt. Dennoch erwarten über 90 Prozent der Studienteilnehmer auch für das laufende Jahr ein Wachstum in ihrer Branche und eine anhaltende Verlagerung der Umsätze zum Online-Handel.

Mobile als Wachstumstreiber

Für den wachsenden E-Commerce sind gemäss Studie zusätzliches Know-how der Konsumenten, das gesteigerte Leistungsniveau der Händler und tiefere Preise verantwortlich. Als wichtigsten Treiber sehen die Firmen aber neu die zunehmend mobile Internetnutzung. «Für E‐Business bei der SBB gilt künftig Mobile first», sagt Christof Zogg, Leiter E-Business der SBB.
Dabei läuft «Mobile» gemäss Studie in vielen Fällen noch mit angezogener Handbremse ? beispielsweise wegen Websites, die nicht auf Mobile-Commerce ausgelegt sind und die Geduld potentieller Kunden mit umständlichem Scrollen oder gelöschten Warenkörben strapazieren. Die Hälfte der befragten Firmen teilte mit, dass sie ihre Website auf Mobile-Kunden ausrichten, ihre App verbessern oder eine neue App planen. Interessanterweise ist der Mobile‐Umsatzanteil von bis zu zehn Prozent in der Branche «IT und Unterhaltungselektronik» vergleichsweise niedrig. Das kann aber nicht nur am durchschnittlich höheren Bestellwert liegen, denn bei anderen Unternehmen werden ebenfalls hochpreisige Bestellungen mobil aufgegeben. Die Analysten der FHNW vermuten, dass vor allem häufiges Bestellen und bereits eingespeicherte Account- und Zahlungsdaten dazu beitragen, den Mobile-Absatz zu erhöhen. Im Check‐out‐ Prozess sehen viele Firmen eine grosse Bestell‐Barriere, die es abzubauen gilt. Denn der Mobile-Kunde will häufig vor allem schnell und effizient bestellen.

Investieren, Intensivieren

Der verschärfte Preiskampf «zwingt Schweizer Anbieter zu noch mehr Effizienz», sagt Studienautor Ralf Wölfle vom Institut für Wirtschaftsinformatik an der FHNW. «Die starken Schweizer Onlineanbieter werden dadurch noch stärker werden.» Um im intensivierten Wettbewerb bestehen zu können, investieren die Unternehmen sehr viel: Fast zwei Drittel geben an, 2015 nochmals mehr investieren zu wollen als in früheren Jahren. Einen langen Atem haben aber nicht alle Unternehmen. Neben einigen reinen Besitzerwechseln hat es auch im vergangenen Jahr wieder zahlreiche Konsolidierungen gegeben - für Aufsehen sorgte beispielsweise die bernahme von Steg. Junge Unternehmen lernen ihren Markt erst «by doing» kennen und passen ihre Geschäftskonzepte an. Flaschenpost etwa bezieht einen neuen Logistikstandort, um schneller zu liefern. DeinDeal hat Fixsortimente eingeführt, ein ähnlicher Schritt wie bei FashionFriends. Und auch gestandene Marken wie Migros, Coop, Tamedia oder Ringier werden durch ihre Onlinetöchter gemäss «E-Commerce-Schweiz-Report 2015» herausgefordert. «Konsumenten werden auch in den kommenden Jahren von einem wachsenden Angebot und mehr Services profitieren können», prognostiziert Studienleiter Wölfle.

Über den «E-Commerce-Schweiz-Report 2015»

Der «E-Commerce-Report Schweiz» wurde von der Fhnw zum siebten Mal im Auftrag des Zahlungsverarbeiters Datatrans AG erhoben. Für diesen wurden die Geschäftsführer von 38 Schweizer E-Commerce-Anbietern befragt. Die Studie ist unter diesem Link kostenlos bestellbar



Das könnte Sie auch interessieren