Schneider-Ammann 27.04.2016, 16:22 Uhr

Schweiz muss risikofreudiger werden

Um weiterhin innovationsführend zu sein, muss die Schweiz laut einem Report einiges ändern. Eine Idee: Ein Prozent der beruflichen Vorsorgegelder in Risikokapital umwandeln und in Start-ups investieren.
Die Schweizer Forschung und Innovation gehört zu den leistungsfähigsten der Welt. Doch um an der Spitze zu bleiben, sind weitere Anstrengungen nötig. Nach Ansicht von Bundespräsident Johann Schneider-Ammann müssen die Schweizer risikofreudiger werden. Die Schweiz ist derzeit in einer komfortablen Lage: Laut Schneider-Ammann herrscht quasi Vollbeschäftigung. Doch zu bequem darf die Schweiz nicht werden. Denn um im Hochlohnland Schweiz Arbeitsplätze sichern und schaffen zu können, führe kein Weg an der Innovation vorbei, sagte der Wirtschaftsminister am Mittwoch vor den Medien in Bern. Zu diesem Zweck stellte er er einen rund 230 Seiten starken Bericht zur Forschung und Innovation in der Schweiz vor. Der Bericht bestätigt, dass die Schweizer Forschung und Innovation sehr leistungsfähig ist. Dafür sorgen qualifizierte Fachkräfte, vielfältige lokale und regionale Wissens- und Wirtschaftsnetzwerke sowie gute Rahmenbedingungen.

Grosse Rolle von Start-ups

Gleichzeitig führt der Bericht eine Reihe von Herausforderungen für das Schweizer Forschungs- und Innovationssystem an. Dazu zählen unter anderem die Suche nach Fachkräften oder die Teilnahme an internationalen Forschungsaktivitäten wie dem Rahmenprogramm Horizon 2020 sowie die Förderung von Start-ups. Heute wird die Innovation und Forschung dem Bericht zufolge vor allem vom Dreiergespann KMU, internationale Grossunternehmen und Hochschulen getragen. Das reiche heute nicht mehr, ein neues Dreieck sei gefragt: Hochschulen, Start-up und Risikokapital, sagte Dominique Foray vom Lehrstuhl für Wirtschaft und Management Innovation der ETH Lausanne. Er ist Mitglied der Expertengruppe.

Finanzierungsschwierigkeiten

Doch gerade beim Risikokapital hat die Schweiz noch viel Luft nach oben. 2014 lag die Schweiz im Vergleich mit anderen Ländern im Mittelfeld. Dabei ist die Finanzierung zentral: "Ich habe im Unternehmerleben die Erfahrung gemacht, dass Innovation dann Innovation ist, wenn jemand dafür bezahlt", sagte Schneider-Ammann. Wenn niemand dafür bezahlt, ist es letztlich eine gute Idee gewesen." Gerade in der Frühphase kämpfen Schweizer Start-ups laut dem Bericht mit Finanzierungsschwierigkeiten. Risikokapitalgeber und andere Investoren hielten sich aufgrund der hohen Risiken und Unsicherheiten in der Frühphase zurück.

Umdenken gefordert

Ideen, um das Angebot an Risikokapitalgeldern zu vergrössern, gibt es durchaus. Schneider-Ammann sagte, er habe erst kürzlich mit führenden Finanzchefs über die Idee gesprochen, ein Prozent der beruflichen Vorsorgegelder in Risikokapital umzuwandeln und zu investieren. Zwar könnten Pensionskassen schon heute in Start-ups investieren. "Aber sie haben den moralischen Support nicht." Dazu lieferte der Bundespräsident ein Beispiel aus seiner eigenen Erfahrung: Er habe einmal einen Pensionskassen-Verantwortlichen dazu bewegt, in ein junges Unternehmen zu investieren. Dieses floppte jedoch - und der Verantwortliche musste gehen. Der Wirtschaftsminister fordert nun ein Umdenken. Denn die Mentalität hemmt die Innovationen. So sei es in der Schweiz anders als in den USA schwierig, Niederlagen einzustecken, so Schneider-Ammann. "Wir müssen versuchen, die ganze Kultur Richtung Wagnis zu bewegen".



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