04.08.2010, 06:00 Uhr

Das Projekt Karriere

Erfolg ist kein Zufall. Für sein berufliches Weiterkommen ist man selbst verantwortlich. Mit dem richtigen Plan lässt sich jedoch jedes realistische Karriereziel erreichen.
Yasmine Limberger ist Diplom-Betriebswirtin und bei Avanade verantwortlich für das Personalmarketing in der Schweiz und in Deutschland Wie realisiert man seine individuelle Erfolgsstrategie? Im Prinzip nicht anders als jedes Projekt. Nur dass am Ende keine neue Software steht, sondern die eigene, erfolgreich implementierte Karriere. Wie bei jedem Projekt erreichen Sie Ihr Ziel am besten Schritt für Schritt. Welche Stufen die Karriereleiter nach oben führen, lesen Sie auf den folgenden Seiten.

1. SituationsAnalyse

An erster Stelle steht eine gründliche Selbstanalyse. Dabei gilt es, eigene Talente herauszufinden, Erfahrungen und Qualifikationen zu betrachten und zu entscheiden, wofür man sich begeistern kann. Sinnvoll bei einer solchen Selbstanalyse ist es, Meinungen von anderen einzuholen und zu notieren. Fragen Sie gezielt Freunde und Familienangehörige, wo Ihre Stärken und Schwächen liegen. Erbitten Sie ausserdem regelmässig Rückmeldungen von Ihrem Vorgesetzten und erstellen Sie daraus Ihr Persönlichkeits- und Qualifikationsprofil. Analysieren Sie auch Ihren Karrierewunsch. Welche Kriterien stehen dabei im Vordergrund? Sind es die Perspektiven, Entwicklungsmöglichkeiten und die Chance, Ihre Talente verstärkt einzubringen? Suchen Sie Sicherheit und soziale Anerkennung? Legen Sie den grössten Wert auf ein leistungsgerechtes Gehalt? Wie wichtig ist Ihnen die Nähe zum gegenwärtigen Wohnort? Seien Sie bei den Antworten auf diese Fragen ehrlich zu sich selbst und setzen Sie Prioritäten: Trennen Sie die absolut notwendigen Aspekte von denjenigen, die in den Hintergrund rücken könnten, wenn der Rest stimmt. Informieren Sie sich gezielt, welche Jobs die für Sie wichtigen Aspekte erfüllen. Recherchieren Sie ausserdem mögliche Arbeitgeber, bei denen Sie Ihre Qualifikationen und Talente, insbesondere aber auch Ihre Leidenschaft einbringen können. Finden Sie heraus, welche Fähigkeiten und Kenntnisse Sie weiterentwickeln müssen, um Ihr Karriereziel zu erreichen. Welche Erfahrungen brauchen Sie dafür, welche Voraussetzungen werden erwartet und welche Zusatzqualifikationen müssen Sie sich noch aneignen?  

2. Ziele mit Zeitrahmen

Als Nächstes formulieren Sie Ihr konkretes Karriereziel und legen einen Zeitrahmen fest, innerhalb dessen Sie das Ziel erreichen möchten. Beispielsweise: «In fünf Jahren möchte ich IT-Leiter sein»; «Das nächste Jahr arbeite ich komplett im Ausland» oder «In drei Jahren möchte ich eigenverantwortlich IT-Projekte leiten». Bleiben Sie bei Ihrer Zielsetzung unbedingt realistisch und bereiten Sie sich gezielt und schrittweise darauf vor. Definieren Sie als Nächstes die notwendigen Fort- und Weiterbildungsmassnahmen, erkundigen Sie sich nach renommierten Akademien und anerkannten Abschlüssen. Setzen Sie sich auch hier Termine, bis wann Sie welche Fortbildung absolvieren werden, und gehen Sie systematisch an die Umsetzung der gewählten Massnahmen. Und: Fragen Sie auch Ihren Arbeitgeber, ob er die Fortbildungen eventuell finanziell oder durch zeitliche Freistellung unterstützt. Fabian Hüppi, inzwischen Senior Consultant beim IT-Dienstleister Avanade Schweiz, hat diese Chance genutzt: «Mein Ziel war es, in absehbarer Zeit meine Führungs-verantwortung auszubauen und Projekte als Teamleiter zu betreuen. Um mich auf die Aufgabe vorzubereiten, absolvierte ich ein internes Training für Career Manager. Danach übernahm ich nach und nach die Verantwortung für drei bis sechs Mitarbeiter.»

3. Engagement & Kontakte

Seien Sie bereit, in Ihre Karriere auch selbst zu investieren. Nutzen Sie Ferientage oder planen Sie privat ein Budget für Weiterbildung ein. Das hat auch bei Hüppi gut funktioniert. Schon vor seiner aktuellen Tätigkeit hat der Consultant in seine eigene Aus- und Weiterbildung investiert: «Für die Vorbereitung auf verschiedene Zertifizierungen habe ich einen Teil meiner Freizeit eingesetzt. Wie schnell man vorankommt, hängt auch vom eigenen Einsatz ab», meint der Avanade-Berater. Ohne Kontakte geht heute nichts mehr. Knüpfen Sie ein Netzwerk, indem Sie in speziellen Branchen- oder Berufsforen nach Kontaktpersonen suchen, mit denen Sie sich austauschen können. Nutzen Sie Konferenzen und Messen gezielt, um mit anderen in Kontakt zu kommen. Gewinnen Sie Sponsoren - firmenintern, aber auch extern -, die Sie unterstützen könnten. Aber verlassen Sie sich nie ausschliesslich auf andere. Bieten Sie im Gegenzug Kooperationsbereitschaft und Unterstützung an.

4. Argumente für Vorgesetzte

Was tun, wenn Ihr Arbeitgeber bisher keinen Prozess für die persönliche Karriereentwicklung anbietet? Machen Sie Ihrem Vorgesetzten konkrete Vorschläge, was Sie erreichen möchten und erklären Sie, welche Vorteile daraus für das Unternehmen entstehen. Denn die interne Personalentwicklung ist darauf ausgelegt, High Potentials zu fördern, um deren Talente langfristig gewinnbringend im Unternehmen zu nutzen. Zeigen Sie Ihrem Arbeitgeber Ihr bislang zu wenig genutztes Potenzial auf und signalisieren Sie Bereitschaft, neue oder auch zusätzliche Verantwortung zu übernehmen. Bei Hüppi hat dieses Rezept gut funktioniert: «Im Jahresgespräch betonte ich mein Interesse an der Mitarbeit an einem grossen Auslandsprojekt. Kurze Zeit
später hatte ich die Chance, drei Monate als Quality Assurance Manager ein Team von indischen Entwicklern vor Ort zu begleiten.» In den Gesprächen mit Vorgesetzten und Personalabteilung ist aber auch Zurückhaltung angesagt. Bleiben Sie dabei in jedem Fall bodenständig und argumentieren Sie sachlich und überlegt. Wägen Sie neben den internen Karrierevoraussetzungen auch externe Möglichkeiten ab - und seien Sie bereit für einen Wechsel.

5. Externe Karriereplanung

Jedes Unternehmen sucht den jeweils passenden Mitarbeiter, der den fachlichen und sozialen Anforderungen der ausgeschriebenen Vakanz gerecht wird. Der Bewerber wiederum sucht eine Position, die seinen Qualifikationen und Erfahrungen sowie seiner Persönlichkeit gerecht wird. Wie lässt sich nun herausfinden, ob beide zueinander passen? Personalentscheider verfügen über diverse Methoden und Tools, die sie zur Potenzialanalyse von Bewerbern nutzen. Das können Sie auch: Werden Sie selbst aktiv und analysieren Sie das im Rahmen Ihrer Karrierestrategie infrage kommende Unternehmen gezielt auf Ihre Karriereanforderungen hin.
Nutzen Sie Ihre Chance im Bewerbungsgespräch - und seien Sie immer gut vorbereitet. Beeindrucken Sie durch fachliche und soziale Kompetenz: Bringen Sie Ihr Können auf den Punkt und belegen Sie Ihre Erfahrungen und Qualifikationen durch Beispiele. Liefern Sie eine schlüssige Karrierestory und Begründungen für etwaige Wendepunkte in Ihrem Lebenslauf; beweisen Sie Ihre Fähigkeit zu sensibler Kommunikation mit den Gesprächspartnern und Loyalität gegenüber dem bisherigen Arbeitgeber. Und: Seien Sie vorbereitet auf Fragen nach Konfliktsituationen. Doch auch Sie selbst sind als Interviewer gefragt: Bringen Sie alle Fragen zur Sprache, die für Ihre Entscheidung für den neuen Job wichtig sind und bitten Sie nach dem Gespräch um Feedback. Nutzen Sie darüber hinaus alle Sinne, um die Unternehmenskultur wahrzunehmen. Nur so können Sie herausfinden, ob Sie in diese Kultur passen. Reflektieren Sie schliesslich zu Hause das Gespräch und gleichen Sie das Ergebnis mit Ihrem Karriereplan ab. Ist die Zeit reif für einen Wechsel?
Yasmine Limberger



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