16.05.2014, 10:00 Uhr

Bewerben via Facebook, App und Papier

Schweizer Jobaspiranten und Unternehmen suchen und finden sich meist über elektronische Kanäle. Aber auch die Papier-Bewerbung hat noch nicht ausgedient, ergab eine Umfrage.
Matthias Mäder von Prospective Media ermittelt, wie Schweizer Unternehmen rekrutieren
Schweizer Firmen rekrutieren ihr Personal hauptsächlich über das Internet – via Webseite und E-Mail. Auch bei der Kandidatenauswahl werden elektronische Informationen verarbeitet, auch wenn die Daten teilweise nur auf Papier vorliegen. Das sind Ergebnisse des «Trend Reports Online-Recruiting» der Personalberatung Prospective Media. Für die Studie haben die Zürcher im Januar und Februar dieses Jahres 1139 deutsch- und 340 französischsprachige Arbeitnehmer sowie 163 Deutschschweizer und 38 Westschweizer Arbeitgeber zum Rekrutierungsprozess befragt. Die meistgenutzten Medien für die Stellenausschreibung sind Online-Portale und die Firmen-Webseite. Jobbörsen sind in der Deutschschweiz tendenziell beliebter, die Unternehmens-Homepages eher in der Westschweiz. Social Networks für die Stellenausschreibung sind in den deutschsprachigen Kantonen mittlerweile so wichtig wie Print, im französischsprachigen Landesteil noch nicht. Eine mittlerweile weitere wichtige Quelle ist Google: Die Suchmaschine nutzen landesweit die Hälfte aller Kandidaten. Unternehmen betreiben aber noch kaum Suchmaschinenoptimierung (28 Prozent) oder schalten Anzeigen (2 Prozent).
Die allgegenwärtige Mobilität ist auch auf dem Stellenmarkt angekommen. Mobile Recruiting ist für mehr als die Hälfte der Unternehmen ein Thema. Nur 2 Prozent schreiben Stellen über eine eigene App aus. Die Nachfrage ist allerdings grösser: Zwei Drittel der User nutzen Job-Apps mindestens einmal im Monat. Nächste Seite: Vorsicht bei Facebook-Postings Der kommerzielle Erfolg von Programme wie «Great Places to Work» belegt, dass sich Schweizer Unternehmen um gute Arbeitsbedingungen bemühen. Welche Qualität der Job wirklich hat, versuchen Unternehmen mit diversen Publikationen zu vermitteln. Dabei sind für Westschweizer Kandidaten Bewerbungstipps die beste Informationsquelle: 60 Prozent wünschen sich Hinweise. In der Deutschschweiz bevorzugen 41 Prozent einen Blick hinter die Kulissen als Orientierungsmöglichkeit. Eine weitere wichtige Informationsquelle ist natürlich Google, heisst es im «Trend Report Online-Recruiting». Mehr als zwei Drittel (71 Prozent) der Firmen betreiben Web-Monitoring und prüfen Suchmaschinen-Ergebnisse. Bei negativen Einträgen haben 27 Prozent schon Massnahmen ergriffen, am häufigsten eine Gegendarstellung (17 Prozent). Rechtliche Schritte werden nur selten eingeleitet (3 Prozent). Nur 4 Prozent der Unternehmen nutzen SEO zur Verdrängung der negativen Suchresultaten. Trotzdem geben 29 Prozent der Bewerber an, dass sie bei der Online-Recherche über eine potenziellen Arbeitgeber auf negative Einträge gestossen sind.
Was für die Unternehmen gilt, zählt auch für die Kandidaten. Denn 70 Prozent der Arbeitgeber prüfen zumindest gelegentlich Social-Network-Profile von Bewerbern. Die Konsequenzen halten sich aber in Grenzen: Nur noch 13 Prozent der Recruiter geben an, dass eine negative Online-Reputation von Kandidaten schon einmal eine Einstellung verhindert hat. Im Vorjahr waren es noch 20 Prozent. Nächste Seite: Papier statt E-Mail Im Jahr 2014 würde vermutlich niemand mehr erwarten, dass Ausdrucke und Kopien als Bewerbungsunterlagen für eine neue Stelle verschickt werden. Aber genau das dokumentiert der «Trend Report Online-Recruiting». Stellensuchende bewerben sich am liebsten per Brief (71 Prozent) oder E-Mail (70 Prozent). Nur eine Minderheit (40 Prozent) der Schweizer Unternehmen erwarten hingegen eine Postsendung. Für sie ist E-Mail die bevorzugte Art der Bewerbung (74 Prozent). Die Studienautoren von Prospective Media führen die offensichtliche Beliebtheit des Papiers auf die mangelhafte Kommunikation seitens der Arbeitgeber über die bevorzugte Bewerbungsform zurück.
Mehrheitlich einig sind sich Kandidaten und Recruiter über die akzeptable Wartezeit auf eine qualifizierte Rückmeldung nach der Bewerbung. Spätestens nach zehn Tagen sollte ein Unternehmen dem Stellensuchenden mehr als eine Eingangsbestätigung gesendet haben. Diese Zeitraum empfinden 85 Prozent der Arbeitnehmer und 75 Prozent der Arbeitgeber als adäquat. Immerhin 2 Prozent der Kandidaten und 5 Prozent der Firmen würden auch Einschätzungen nach mehr als 21 Tagen noch gutheissen. In der Umfrage wurde nicht ermittelt, ob es einen direkten Zusammenhang zwischen einer schnellen Reaktion und dem Erfolg bei der Stellensuche gibt.



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