23.03.2017, 14:30 Uhr

Der Arbeitsplatz von Morgen

Totale Mobilität wird den Arbeitsplatz von morgen bestimmen. Was für High-Tech-Konzepte werden aber diese Zukunftsvision verwirklichen?
Es gibt heute viele Berufe, in denen Mobilität als Grundvoraussetzung gilt. Berater bei einer grossen Wirtschaftsprüfung etwa sind viel unterwegs. Sie haben keinen festen Schreibtisch – wozu auch? Ein Berater arbeitet montags beim Kunden, am Dienstag im Büro und am Mittwoch ist er in England. Wenn er morgens dort ankommt, zieht er seine Personalkarte durch das Lesegerät; auf dem Display erscheint der Schreibtischplatz, der ihm heute zugewiesen wurde. Bis er dort angekommen ist, wurden sein Profil, seine bevorzugten Tools und Programme sowie sein Remote-Zugang zum Firmenserver bereits automatisch eingerichtet.
Dieses Szenario ist ein Beispiel für die Arbeit der Zukunft: nahtlose Übergänge zwischen allen Arbeitsorten, unabhängig vom Gerät oder vom Speicherplatz der Daten. In Zukunft wird nicht jeder Mitarbeiter zum Berater, doch die Vision vom unabhängigen Arbeiten wird schon bald Mainstream sein. Schon heute ist der Arbeitsplatz mehr ein Konzept als ein Ort. Vom Home Office über flexible Teilzeit und externe Mitarbeiter bis hin zu Meilensammlern wie einem Berater – die Flexibilisierung des Arbeitsplatzes hat längst begonnen.

Der Motor aller Arbeitsmodelle

Hinter dem Wandel steckt natürlich Technologie, vor allem die Cloud und Konzepte für die Verwaltung von Mobilgeräten. Die Schlüsselvoraussetzung für einen digitalen Arbeitsplatz ist der ortsunabhängige Zugriff auf alle benötigten IT-Ressourcen. Ganz gleich, wo ein Mitarbeiter tätig ist: Er muss jederzeit seine Geschäftsanwendungen, sensiblen Dokumente und persönlich gespeicherten Daten nutzen können. Hinzu kommen Kommunikations-Tools, um die Kooperation der Teams an allen Orten zu ermöglichen. Videokonferenzen, Skype, Messenger und E-Mail gehören heute schon zum Repertoire. Morgen werden auch Sharing-Plattformen nach dem Vorbild von Sharefile, SFDC und Google Drive vermehrt eingesetzt werden. Was bedeutet diese Entwicklung nun für die Praxis der IT? Sie wird die neuen Formen der Arbeit ermöglichen müssen. Der Berater kann nur dann seine Arbeit machen, wenn die IT ihm den grösstmöglichen Nutzerkomfort mit hoher Performance zuverlässig liefert. Er will Dateien mit Kollegen tauschen, gemeinsam an Projekten arbeiten, auf jedem Rechner seine Anwendungen vorfinden und sein Büro auf dem Handy mit sich tragen. Hinzu kommen zusätzliche Anforderungen an Backups und Service. Gerade Mitarbeiter, die viel unterwegs sind, können ohne funktionierende Verbindung zum Server nicht arbeiten. Der IT-Service muss daher länger als bisher zur Verfügung stehen. Auch die Automatisierung des IT-Service-Managements wird immer wichtiger. Projekt- und Abteilungsleiter wollen einfacher und schneller Ressourcen bereitstellen, auch und vor allem wenn ihr Team flexibel arbeitet. Schliesslich wäre es kontraproduktiv, auf die Bereitstellung eines neuen Servers Tage zu warten, während die Mitarbeiter untätig im Home Office sitzen. Technische Lösungen dafür gibt es bereits, die IT muss sie nicht neu erfinden: Filesharing, Collaboration-Plattformen, Desktop-Virtualisierung, Tools zur Netzwerkoptimierung, automatisiertes IT-Service-Management und Enterprise Mobility Management. Nächste Seite: Zwei Hürden

Sicher nicht Up to Date

An mangelnden Lösungen wird die moderne Arbeitswelt also nicht scheitern. Die zwei Hürden heissen jedoch Sicherheit und Komplexität. Die IT-Sicherheit bereitet Unternehmen beim Gedanken an flexible und verteilte Arbeitsplätze ein unbestimmtes Unbehagen. Was also tun? Die natürliche Reaktion der Unternehmen wäre es, mehr Budget bereitzustellen. Genau das lässt sich derzeit tatsächlich beobachten: die Mehrheit der weltweiten IT-Sicherheitsbudgets steigt. Das zeigt aktuell eine Umfrage von Ponemon Research unter mehr als 4000 IT-Verantwortlichen aus 15 Ländern.
52 Prozent der IT-Verantwortlichen gaben an, für 2017 mit einem erhöhten Sicherheitsbudget zu planen, für 35 Prozent stagnierte es, bei 13 Prozent sank der Etat. Dies bedeutet, dass bei etwas weniger als der Hälfte noch Nachholbedarf besteht – vor allem angesichts der mangelhaften Ausrüstung. Die Ponemon-Studie zeigte auch, dass in fast 70 Prozent der Unternehmen ein Teil der Sicherheitslösungen veraltet oder inadäquat sind. Ein wichtiger Teil der Sicherheitsstrategie ist die Zugangskontrolle: Access Control und Multi-Faktor-Authentifizierung sind laut Studie die wichtigste Technologien, um Risiken in den nächsten Jahren zu vermindern. Doch 63 Prozent halten ihre derzeitigen Lösungen in diesem Bereich für verbesserungswürdig.

Komplexität intelligent bekämpfen

Die zweite Hürde auf dem Weg zum modernen Arbeitsplatz ist die steigende Komplexität. Ohne Vereinfachung der bestehenden Prozesse und Architekturen wird es schwierig bis unmöglich sein, die Herausforderungen der digitalen Transformation im Allgemeinen und dem modernen Arbeitsplatz im Besonderen zu bewältigen. Hinzu kommt das explosive Wachstum der vernetzten Geräte, mit deren Verwaltung die IT betraut ist. Bis 2020 soll es insgesamt 20 Milliarden davon auf der Welt geben, so lautet die konservative Schätzung der US-Analysten von Gartner. Komplexe Prozesse, mehr Vernetzung und unüberschaubare Mengen an Objekten im Netzwerk – wie soll die IT diese Herausforderung meistern? Zum Glück ist die Technik zugleich Fluch und Segen. Mit den Fortschritten in der künstlichen Intelligenz (KI) ist es mittlerweile möglich, auf bestehende Big-Data-Strategien aufzubauen und sich leichter schneller Übersicht zu verschaffen: über die Geräte im Netzwerk, über Zugangsberechtigungen und Nutzerprivilegien sowie Schwachstellen im Netzwerk. Doch das ist nicht alles. KI ist im Kern schlichte Mustererkennung – genau diese Fähigkeit ist in der Netzwerksicherheit von grossem Nutzen. So können IT-Abteilungen Muster in Cyber-Attacken ausmachen, wieder und wieder auftretende Probleme vorausahnen und Schwachstellen erkennen, bevor sie kritisch werden. Nächste Seite: Fazit

Transformation – Stück für Stück

Wer die digitale Transformation ernst nimmt und von ihr profitieren will, muss sich neuen Konzepten öffnen. Eines davon ist der moderne Arbeitsplatz. Er ist flexibel, virtuell und personalisiert – und nur möglich, wenn die IT-Infrastruktur des Unternehmens leistungsstark genug ist. Ein Mitarbeiter sollte jederzeit von jedem Ort aus gesicherten Zugriff auf seine Daten und Unternehmensanwendungen haben. Generell spielt die IT-Sicherheit eine grosse Rolle: Das Internet der Dinge und die zunehmende Flexibilisierung erfordern eine Mischung aus neuer und bewährter Technologie, die dabei hilft, ein Meer an Geräten zu überblicken. Künstliche Intelligenz sorgt dafür, dass die IT wieder Herr im eigenen Haus ist – und die steigenden Anforderungen besser erfüllt. Mobile Device Management zeigt bewährte Ansätze auf, Virtualisierung und Container bieten weitere bekannte Bausteine für eine modernere IT. So können Unternehmen Stück für Stück sich fit machen – für den Arbeitsplatz der Zukunft und die digitale Transformation. * Thomas Vetsch ist Country Manager Schweiz bei Citrix


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