CEOs berichten 02.03.2015, 19:27 Uhr

Das wollen Kunden wirklich

Mobile World Congress: 3,8 Milliarden Menschen weltweit gehen online. Aber was wollen die Kunden wirklich? CEOs von Barclays, Telkos, aus der Software- und Automobil-Industrie berichten.
Der Mobile World Congress (MWC) in Barcelona startete mit einem Schaulaufen der grossen CEOs von Telkos, Service- und Content-Anbietern. Zumindest aus Business-Perspektive. Sicher: Branchengrössen wie Samsung, Lenovo oder Microsoft stellten neue Gerätetypen für den Consumer-Markt vor. Aber die digitale Revolution hat doch schon längst stattgefunden. Verbesserungen im Gerätedetail bringen heute wenig. «Wenn wir an mobile Innovationen denken, kommen uns auf dem MWC zu allererst neue Produkte in den Sinn», sagt Tom Hoettges, CEO der Deutschen Telekom. Telkos und Unternehmen dächten jedoch an Prozesse, neue Geschäftsmodelle und Skill Sets. Derek White, Digital Officer der britischen Barclays, erzählt von einem starken Trend. Auf drei klassische Besuche einer Niederlassung des britischen Bankhauses kommen heute acht Zugriffe über das Internet (Online Banking) und 32 mobil getätigte Finanztransaktionen. Wie sicherheitssensitiv die mobilen Zugriffe sind, verriet White nicht. Aber sein Kollege Greg Baxter von der Konkurrenz Citi versicherte, dass über die Smartphone-Plattform der Citigroup pro Woche bereits Transaktionen in Höhe von gesamt mehreren Milliarden Dollar abgewickelt würden. Das grösste «disruptive» Potenzial traut man in Finanzkreisen übrigens dem neuen digitalen Payment zu.

Weg mit den Roaming-Gebühren

Dabei wollen die Kunden vor allem Sicherheit, und aus einem reichhaltigen Angebot auswählen können, betont Vittorio Colao, CEO von Vodafone. Colao ging in seinem Vortrag der wichtigen Frage nach, was denn Kunden wirklich wünschen. Nun, zum Beispiel bezahlbare Roaming-Gebühren,auch in der Schweiz ein sensibles, weil teures Thema. Colao fasste die Gelegenheit beim Schopf und machte gleich ein wenig Werbung für sein eigenes Unternehmen. Ab Dezember vergangenen Jahres offeriert Vodafone Roaming zum Heimtarif, plus einem fixen Aufschlag von 3 Euro pro Tag. Preisgünstig ist das nun eigentlich nicht, besonders wenn der Urlaub länger dauert. Immerhin sind die Roaming-Kosten transparent.

Renault bringt autonomes Fahrzeug 2016

2016 werde Renault/Nissan mit einem Modell auf den Markt kommen, das einen autonomen Stau-Modus beherrscht, verriet Carlos Ghosn, CEO der Renault/Nissan-Allianz. Autonomes Fahren heisst, ein menschlicher Fahrer ist weiterhin an Bord und steuert selbst, nur kann er Kontrollfunktionen - zum Beispiel im Stau - an die Software delegieren und sich auch einmal entspannt zurücklehnen.

Software entscheidet über Leben und Tod

Mit marktreifen, komplett fahrerlose Fahrzeuge rechnet Ghosn frühestens 2025. Das Problem dabei sei nicht nur eine fehlerfreie Objekterkennung. Das an sich sei schon eine komplexe Herausforderung, die etwa 2020 zufriedenstellend gelöst sein werde, so der Automobilveteran Ghosn. Ein fahrerloses, Software-gesteuertes Automobil müsse in kritischen Grenzsituationen auch Entscheidungen fällen. Stellen Sie sich vor, Sie warten vor einer roten Ampel, und erkennen im Rückspiegel, dass ein Fremdfahrzeug mit stark überhöhter Geschwindigkeit auf Sie zurast. Beim fahrerlosen Automobil muss jetzt die Software entscheiden, ob in dieser Gefahrensituation ein Verstoss gegen die Strassenverkehrsordnung hinnehmbar wäre. Software entscheidet im Ernstfall über Leben und Tod.

Touristenführer in Echtzeit

Bill McDermott ist Chef der SAP, einem Weltmarktführer für Business-Software, der über eine Viertelmillion Kunden bedient. Auf dem Mobile World Congress in Barcelona aber hatte McDermott mit seiner schnellen Echtzeitmaschine Hana etwas ganz anderes im Sinn: Keine Big Enterprise Data analysieren, sondern Touristen den Weg durch die katalanischen Metropole weisen. Basierend auf meinem Profil sucht die mobile Touristen-App Highlights aus, die mich interessieren könnten, etwa die Montjuic-Fontäne oder das Picasso-Museum. Durch Zugriff auf Kassensysteme und Sensordaten weiss die App aber auch, wieviele Besucher sich zurzeit dort aufhalten, wie lang die Kassenschlange ist und ob ein Besuch gerade jetzt sinnvoll erscheint. Falls nicht, macht ein Location Based Service ein italienisches Restaurant um die Ecke ausfindig, das passend zur Mittagszeit noch einen freien Tisch zu vergeben hat. Mithilfe der App lässt sich der Mittagstisch dann leicht reservieren.

Das Sharing-Paradigma

Für Tim Hoettges von der Deutschen Telekom ist Sharing la Uber und Airbnb der grosse Trend, er spricht vom Sharing-Paradigma. «Das müssen wir unseren Kunden so leicht wie möglich machen». Zum leidenschaftlich diskutierten Thema Netzneutralitt vertritt Hoettges eine dedizierte Meinung. Er favorisiert klar Qualitätsklassen, die vom Telko-Anbieter auch unterschiedlich bedient werden. Denn ein Health-Service oder ein vernetztes Fahrzeug müsse gegenüber Videos auf Spotify immer eine höhere Priorität haben. (Computerworld ist auf Einladung von SAP auf dem MWC)


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