20.10.2015, 09:43 Uhr

Microsoft Excel gegen Google Tabellen

Google hat seine Tabellenkalkulation in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert. Reicht das, um gegen den Spreadsheet-Platzhirsch Microsoft Excel zu bestehen? Wir präsentieren einige Argumente für beide Produkte.
Wenn es um Tabellenkalkulationen geht, gibt es wohl zwei Anwenderlager. Auf der einen Seite die Hardcore-Excel-Anwender, die das Programm von Microsoft für komplexe Berechnungen, als Datenbank und für Statistikzaubereien, ja sogar als Textverarbeitungssoftware nutzen. Andere sind nur gelegentlich tabellarisch unterwegs und sind ganz erleichtert, weil sie dank Tabellen von Google nutzlosen Excel-Ballast über Bord werfen konnten. Die Schlankheit von Tabellen ist aber nicht der einzige Vorteil des Google-Angebots, es hat ein paar Geheimwaffen, mit denen es gegen die Übertabellenkalkulation von Microsoft durchaus bestehen kann. Wir haben je einige Vorteile der jeweiligen Lösung zusammengetragen. Den Anfang macht Excel.

Problemlos Mammuttabellen bearbeiten

Wer wirklich mit grossen Tabellen operieren will, sollte wohl eher auf Excel setzten. Denn die native Anwendung verfügt über eine wesentlich bessere Speicherverwaltung als es ein Online-Dienst je haben kann. Und unter gross verstehen wir zehntausende von Spalten und Zeilen. Allerdings kommt auch Excel einmal an seine Grenzen: Wer wirklich riesige Datensätze – mehrere 100‘000 Reihen und mehr – verarbeiten möchte, sollte definitiv auf echte Datenanalyse-Tools setzen. Denn bei solchen Volumina kommt die Software dann doch ins Rotieren.

Grafikmöglichkeiten

Wer aus seinem Zahlenmaterial schmucke Grafiken erstellen will ist ebenfalls mit Excel besser bedient als mit Google Tabellen. Zwar erweitert der Internetriese laufend die Grafikmöglichkeiten. Dennoch hat Excel in Sachen Datenvisualisierung mehr auf Lager als die Konkurrenz. Und das nicht nur in Bezug auf die Arten von Grafiken: Also neben den herkömmlichen Linien, Säulen, Balken und Kuchen lassen sich Informationen auch als Oberflächen, Netze, Punkte, Blasen sowie als Kombination verschiedener Darstellungsarten visualisieren. Sondern die Möglichkeiten innerhalb einer Diagrammart sind bei Excel ebenfalls sehr umfangreich.
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Automation

Excel bietet eine Reihe von Funktionen an, mit denen die Produktivität gesteigert werden kann, indem viele repetitiven Aufgaben automatisiert werden. So lassen sich beim Programmstart eine bestimmte Arbeitsmappe automatisch öffnen oder Vorlagen definieren. Weitere hübsche Tricks sind die Möglichkeit, die Bearbeitungsfolge von Zellen selbst festlegen zu können. Inhalte lassen sich selbsttätig einfüllen und das Menüband lässt sich nach den eigenen Bedürfnissen und Aufgaben anpassen.

Features ohne Ende

Klar, die Anzahl Features ist nicht alles. Aber es gibt doch Situationen, da braucht der Nutzer einer Tabellenkalkulation Dinge wie Statistikanalysen, oder er will Makros und Datenmodelle erstellen. Zwar wächsts der Funktionsumfang von Google Tabellen ebenfalls ständig und kommt durchaus mit alltäglichen Aufgaben klar. Dieser reicht aber nicht an die Fülle von Möglichkeiten heran, welche Excel bietet.

Formeln und Funktionen

Die Formel- und Funktionssammlung in Excel ist riesig. Es lässt sich somit ungeniert behaupten, dass das Programm auch für ausgefallene Finanz-, Mathematik- und Statistik-Probleme eine entsprechende Formel parat hat. Und unter ausgefallen verstehen wir beispielsweise auch das Lösen von Sudokus mit Hilfe von Excel. (Eine Anleitung findet sich hier.)
Fazit: Excel ist immer noch das Tool, wenn es darum geht ernsthafte Auswertungen, Grafiken und Statistiken zu erstellen sowie um wirklich grosse Datenmengen zu verarbeiten. Nächste Seite: Die Trümpfe von Google Tabellen

Es gibt aber auch einige Argumente, die für Googles Gegenentwurf sprechen. In folgenden Fällen ist Tabellen dem Desktop-Mammut Excel überlegen:

Es ist gratis

Tönt banal, aber die Online-Tabellen-Kalkulation von Google ist gratis. Und selbst wer den vollen Umfang von Apps for Work nutzen möchte ist mit 4 Euro monatlich mit von der Partie, ab 8 Euro gibt’s sogar unbeschränkte Speicherkapazität obendrauf. Excel 2016 als Einzelplatzversion – ja das gibt es noch – kostet dagegen gut 150 Franken. Hier ist man aber gut beraten, eine Office-Lizenz zu erstehen, die kostet nämlich in der günstigsten Version nur 10 Franken mehr. Office-Abos sind zudem ab 7 Franken erhältlich. Wer also preisbewusst ist, für den könnte der Fakt, dass Google Tabellen grundsätzlich kostenlos ist, vielleicht sogar zum Killerargument werden.

Team-Arbeit

Google Tabellen und die ganze Docs-Suite ist seit jeher für den inherenten Teamgeist bekannt. Statt dass jeder einzeln an seiner Tabelle arbeitet und dann Versionen durch die Gegend mailt, ist es im Spreadsheet-Programm von Google ein Leichtes, in einer Gruppe an einer Datei zu arbeiten. So können mehrere Personen gleichzeitig an einem Dokument werkeln und Kommentare hinterlassen. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie auf der anderen Seite des Globus sind oder am Bürotisch gegenüber. Zwar holt Microsoft in Sachen Collaboration-Features mächtig auf und hat mit der jüngsten Ausgabe von Office 365 entsprechende Funktionen eingeführt. Aber ganz an das Original kommt Microsoft noch nicht: Denn Microsoft bietet das gemeinsame Arbeiten an Dokumenten mit verschiedenfarbigen Mauszeigern und Eingabemarken nur in der Online-Version von Excel an, nicht aber in der Arbeitsplatz-Ausgabe. Nächste Seite: Teil eines riesigen Ökosystems und Versionenkontrolle

Das Google-Öko-System

Einer der Vorteile von Tabellen ist die Tatsache, dass es von Google stammt. Dadurch lassen sich einige Dienste des Internet-Riesen nahtlos in der Tabellenkalkulation integrieren. Neben den zahlreichen Einschüben, können etwa Dienste in Form von Funktionen in einzelne Zellen eingefügt werden. So liefert die Funktion GOOGLETRANSLATE() die Übersetzung eines Texts, GOOGLEFINANCE() bringt etwa Kursdaten in die eigene Tabelle. Schliesslich lassen sich Feeds und Daten automatisch importieren.

Versionenkontrolle

Bei Tabellen werden alle Versionen zentral gespeichert. Das ist ein riesiger Vorteil gegenüber einem System wie Excel, das einen dazu zwingt, jeder Version einen eigenen Namen zu geben. Die Gefahr, gerade in der Gruppe, eine wichtige Version zu übersehen und seine Verbesserungen an einer nicht mehr aktuellen Ausgabe des Dokuments anzubringen, sind gross. Auch hier ist Microsoft dran, dies zu ändern, aber eben noch nicht ganz so weit wie Google. In Tabellen ist das Prozedere denkbar einfach, unter Tabellen lässt sich die Funktion unter dem Datei-Menü mit der Bezeichnung «Überarbeitsungverfolgung anzeigen» aufrufen. Schon werden alle Änderungen von den verschiedenen Mitwirkenden zeitlich geordnet aufgelistet. Auf Wunsch kann das Rad der Zeit zurückgedreht werden und eine alte Version wiederhergestellt werden.

Fazit: Wem der Funktionsumfang in Tabellen genügt, wer keine monströsen Datensätze herumbugsieren muss und hauptsächlich mit andern gemeinsam an Dokumenten arbeiten will, für den bietet sich Tabellen und weitere Programme der Docs-Serie von Google an.


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