22.07.2011, 11:23 Uhr

Windows kommt auf den Tisch

Mit dem neuen Surface 2.0 SDK schreiben Entwickler Programme, die sowohl auf Tablets mit Windows 7 als auch auf Surface-Touchscreens laufen.
Samsungs SUR40 ist das zurzeit einzige Surface-2.0-Gerät
Microsoft rüstet sich und die Entwicklergemeinde für die nächste Computer-Generation. Dazu veröffentlichte der Hersteller jüngst das Software Development Kit (SDK) für den Touchscreen-Tisch «Surface» in Version 2.0. Mithilfe des Pakets können Programmierer eigene Apps für eine neue Form der Benutzerinteraktion entwickeln. Geht es nach Microsoft, werden berührungsempfindliche Eingabegeräte in den nächsten Jahren in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens zu finden sein. Die wichtigste Neuerung ist, dass sich mit dem Surface 2.0 SDK Anwendungen erstellen lassen, die sowohl unter Windows 7 als auch Surface-2.0-Geräten laufen. Es stehen zwei APIs zur Auswahl: XNA 4.0 und das auf WPF 4.0 basierende Presentation Framework, das einen umfangreichen Satz spezialisierter Surface-Controls enthält. Dazu gehören Controls wie ScatterView, SurfaceInkCanvas oder SurfaceButton, die sich mit Fingergesten bewegen und in der Grösse verändern lassen. Dank spezieller Surface-Themes erscheinen die Controls in einer Optik, die an die Metro-Oberfläche von Windows Phone 7 erinnert.
Statt mit Kameras arbeiten Surface-2.0-Geräte mit der «Pixel Sense»-Technik. Jeder Pixel des Displays fungiert gleichzeitig als Infrarotsensor. Damit ist die Surface-Oberfläche nicht nur in der Lage, komplexere Gesten zu erkennen – wie das Streichen mit der Hand und das Umsetzen der Streichintensität in eine Aktion. Vielmehr kann der Tisch über seine Sensoren-Phalanx auch Konturen von Objekten oder einen Text erkennen, der auf einem Blatt Papier steht. Die «Pixel Sense»-Technik erlaubt ausserdem neue Formfaktoren. So ist ein Surface-2.0-Gerät nur noch circa 15 Zentimeter tief, also keine Truhe mehr wie die Geräte der ersten Generation. Nächste Seite: Entwickeln für Tische  
Das Surface 2.0 SDK umfasst Bibliotheken, Visual-Studio-Vorlagen für C# (jeweils für XNA 4.0 und WPF 4.0) und Beispielanwendungen. Mithilfe des Surface Emulators können Entwickler Benutzereingaben oder das Kippen des Tisches simulieren. Dem Emulator fehlen indes die Funktionen der «Pixel Sense»-Technik; so können zum Beispiel die Form oder die Lichtdurchlässigkeit von Gegenständen auf dem Surface-Display nicht erfasst werden. Für derartige Anwendungen ist der Samsung SUR40 erforderlich – das zurzeit einzige Surface-2.0-Gerät. Es soll auch in der Schweiz erhältlich sein - Details zu Termin, Preis und Vertriebspartner sollen in den nächsten Wochen bekannt gegeben werden. Als Preisempfehlung gibt Microsoft 7600 US-Dollar an, also etwa halb so viel wie ein Geräten der ersten Generation.

Der klassische PC-Formfaktor verschwindet

Surface ist ein Beispiel für den Trend, den der Computerwissenschaftler Mak Weiser 1991 in seinem richtungsweisenden Artikel «The Computer for the 21st Century» mit «Ubiquitous Computing» (Deutsch: allgegenwärtige Computertechnik) umschrieb. Konkret: Die Computertechnik umgibt den Anwender in alltäglichen Gegenständen und wird daher nicht mehr unmittelbar wahrgenommen. Auch die ETH Zürich beschäftigt sich im Fachbereich Pervasive Computing seit Jahren mit diesem Trend. Mit Surface 2.0 zieht die Computertechnik – verbunden mit neuen Anwendungen – in den Alltagsgegenstand Tisch ein. Auch wenn die Geräte aktuell noch in Preisregionen jenseits von privaten Budgets liegen, liegt es nahe, dass der Computer-Tisch in einigen Jahren ähnlich selbstverständlich sein dürfte wie heute ein LCD-Fernseher.


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