Fachartikel 23.04.2014, 13:37 Uhr

Wie eine Open Hybrid Cloud implementiert wird

Viele Wege führen in die Cloud. Den passenden Ansatz zu finden, ist eine der wichtigsten IT-strategischen Entschei-dungen. Mit der richtigen Weichenstellung sind Unternehmen in der Lage, Ressourcen für Innovationen zu nutzen, anstatt den Status Quo zu bewahren.
Frederik Bijlsma von Red Hat erklärt, warum mit einer Open Hybrid Cloud mehr Flexibilität erreicht wird
* Frederik Bijlsma ist EMEA Business Unit Manager Cloud bei Red Hat Standardbasierte und offene IT-Lösungen haben sich in den letzten Jahren immer stärker in den Unternehmen durchgesetzt. Anfangs war Linux nur ein Thema für Entwickler und im Wesentlichen auf Nischenanwendungen beschränkt. Heute hat sich das Open-Source-Betriebssystem aufgrund seiner stetig wachsenden technischen Leistungsfähigkeit, und komplettiert durch umfassenden Service und Support, in allen Bereichen der Unternehmens-IT etabliert. Eine parallele Entwicklung vollziehen Unternehmen bei der Open-Source-Virtualisierung, die sich zunehmend als Alternative zu proprietären Lösungen verbreitet. Auch bei Cloud Computing ist aktuell ein vergleichbarer Trend im Gange. Noch aber setzen viele Cloud-Provider auf ihre anbieterspezifischen Lösungen, die untereinander nicht kompatibel sind und daher auch nicht miteinander kommunizieren können. Open Source wird auch hier verkrustete Strukturen aufbrechen und für frischen Wind sorgen. Eine gute Ausgangsbasis dafür liefert OpenStack, ein Linux-basiertes Open-Source-Cloud-Computing-Projekt, das von der OpenStack Foundation gestartet wurde. Die OpenStack Foundation ist eine Non-Profit-Organisation, die 2012 gegründet wurde und in der Zwischenzeit auf 200 Mitglieder angewachsen ist. OpenStack stellt Komponenten für die Implementierung einer Private- oder Public-Cloud-Infrastructure-as-as-Service (IaaS)-Umgebung bereit, die auf Standard-Hardware läuft. Vergleichbar ist OpenStack mit EC2 (Elastic Compute Cloud), dem Herzstück der Amazon Web Services. Ebenso wie eine Vielzahl anderer führender IT-Unternehmen arbeitet auch Red Hat aktiv an der Weiterentwicklung von OpenStack mit. Zu den wichtigsten OpenStack-Komponenten zählen Compute (Verwaltung virtueller Systeme), Block und Object Storage, Networking, Dashboard Metering (ein Abrechnungs-Service), Identity, Image Management und Orchestration. Lesen Sie auf der nächsten Seite: eine offene Cloud-Infrastruktur

Eine offene Cloud-Infrastruktur

Es gibt eine Reihe von Eigenschaften, die eine Open-Hybrid-Cloud-Infrastruktur auszeichnen, wie sie mit einer OpenStack-Lösung implementiert werden kann. Die wichtigsten Aspekte im Überblick:
  • Offene Standards, Protokolle und APIs: Cloud Computing ist eine vergleichsweise junge Technologie. Daher befindet sich die Standardisierung noch in einem frühen Stadium. Ansätze zur Interoperabilität, die nicht der Kontrolle einzelner Anbieter unter¬liegen und auf bestimmte Plattformen beschränkt sind, bieten bereits wichtige Flexibilität. API-Spezifikationen können damit die Beschränkungen einzelner Implementierungen überwinden und eröffnen Unternehmen die Möglichkeit, Varianten zu ent¬wickeln, die ihren jeweiligen technischen und wirtschaftlichen Anforderungen gerecht werden
  • Flexibel einsetzbar: Notwendig ist eine weitere Abstraktions-ebene oberhalb der physischen Server, der Virtualisierung, den Storage- und Netzwerkkomponenten sowie den Cloud-Providern, um plattformübergreifend ein hybrides Management physischer, virtueller und Cloud-Infrastrukturen zu gewährleisten. Das Cloud-Management ist damit auch unabhängig von einzelnen Virtua¬lisierungstechnologien. Dies ist eine Grundvoraussetzung für den Einsatz von Open Hybrid Clouds, die physische Server, verschiedene Virtualisierungsplattformen und mehrere Public-Cloud-Provider einschliessen
  • Portabilität: Lösungen, die für eine Cloud entwickelt wurden, müssen sich problemlos auch auf andere Clouds portieren lassen. Portabilität kann sich auf die unterschiedlichsten Aspekte beziehen: Programmiersprachen, Frameworks, Daten und die Applikationen selbst. Unternehmen, die eine Anwendung für eine bestimmte Cloud entwickelt haben, sollten sie nicht in einer anderen Programmiersprache neu schreiben oder andere APIs verwenden müssen, um sie in einer anderen Cloud einsetzen zu können. Eine einheitliche Laufzeitumgebung über verschiedene Clouds hinweg stellt sicher, dass nicht bei jeder Verlagerung wiederholte Tests und eine erneute Abnahme erforderlich sind
  • Open Source: Anwender können unabhängig von der Techno¬logie-Roadmap eines einzelnen Herstellers individuell über eine konkrete Implementierung entscheiden. Sie haben mehr Wahl¬freiheit. Darüber hinaus haben Unternehmen bei Open-Source-basierten Lösungen wie OpenStack umfangreiche Möglichkeiten, in Communities mit Gleichgesinnten zu koo¬perieren. Durch die Macht der Vielen können Innovationen deutlich schneller vorangetrieben werden als es ein einzelner Hersteller kann.
Die Möglichkeit, Applikationen und die zugehörigen Daten zwischen heterogenen Infrastrukturen zu verschieben und zu verwalten, zählt zu den herausragenden Funktionen einer Open Hybrid Cloud, wie sie Unternehmen oder Cloud-Provider mit OpenStack implementieren können. Die Herausforderung liegt im konkreten Fall in der Trennung der Geschäftsprozesse in datenschutzkritische und weniger kritische Workflows. Eine Open Hybrid Cloud basiert auf Standards, ist interoperabel und modular. Der offene Ansatz verhindert die Herstellerabhängigkeit und fördert Innovation. Eine Open Hybrid Cloud abstrahiert und verteilt Applikationen zwischen physischen und virtuellen Systemen. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass es in solch einer Konstellation keinen Unterschied macht, wo sich die Basis-Infrastruktur befindet, sei es im eigenen Rechenzentrum, in einer Private oder Public Cloud oder aufgeteilt bei unterschiedlichen Cloud-Providern. Lesen Sie auf der nächsten Seite: nicht alle Applikationen sind Cloud-fähig

Nicht alle Applikationen sind Cloud-fähig

Bevor Unternehmen den Einsatz einer OpenStack-basierten Open Hybrid Cloud evaluieren, muss die IT-Abteilung eine Bestands­aufnahme der IT-Systemlandschaft erstellen. Sie gibt Antworten auf Fragen wie:
  • Wer nutzt welche Applikationen?
  • Wo befinden sich deren Daten?
  • Sind ein Re-Factoring vorhandener Applikationen und ein Einsatz mit unterschiedlichen Virtualisierungstechnologien geplant? 
  • Unterliegt die Speicherung und Archivierung gesetzlichen Vorschriften oder anderen branchenspezifischen Compliance-Vorgaben?
  • Welche Datenschutzregeln gelten für die Daten?
  • Welche Daten können unter welchen Bedingungen, beispielsweise verschlüsselt, in der Cloud gespeichert werden? 
  • Welche Abhängigkeiten zwischen den Applikationen gibt es?
  • Sind Applikationen bereits so modular aufgebaut, dass sie horizontal skalierbar sind und Hochverfügbarkeit selbst umsetzen, also nach Cloud-Prinzipien funktionieren? 
  • Gelten diese Skalierungs-Anforderungen ebenso für Services wie für Storage und Netzwerk?
Erst auf dieser Basis können Unternehmen entscheiden, welche ihrer Applikationen sich für die Migration in eine Cloud-Umgebung nach Scale-Out-Prinzipien eignen und welche weiterhin nach dem Mantra klassischer Datacenter-Infrastruktur betrieben werden sollen. Darüber hinaus ist zu klären, wie die neue IT-Systemlandschaft aus physi¬schen, virtualisierten und Cloud-Lösungen in einer Open Hybrid Cloud verwaltet werden kann. Denn zumindest ein Teil der Applika¬tionen verbleibt normalerweise in der eigenen Infrastruktur, beispiels¬weise weil Applikationen nicht für den Cloud-Einsatz geeignet sind oder aus Compliance- beziehungsweise datenschutzrechtlichen Gründen nicht in der Cloud betrieben werden dürfen. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Red Hat Enterprise Linux OpenStack Platform
Red Hat Enterprise Linux OpenStack Platform
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Red Hat CloudForms
Red Hat CloudForms verfügt über umfangreiche Management- und Automatisierungsfunktionen für Infrastrukturplattformen wie VMware vSphere, Amazon Web Services, Red Hat Enterprise Virtualization und die Red Hat Enterprise Linux OpenStack Platform. Das Tool ermöglicht Cloud-Administratoren ein durchgängiges Management von Workloads in Public und Private Clouds. Es bietet Funktionen für Self-Service Provisioning und für Process Workflows, zur Messung der Kapazitätsauslastung, zur Umsetzung von Zugriffsrechten, für ein intelligentes Workload Placement und für die Steuerung von Post-Provisioning-Operationen.


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