03.11.2016, 14:31 Uhr

Swisscom dank Geldsegen mit Gewinnsteigerung

Dank Sondereffekten kann der Schweizer Fernmelderiese Swisscom im 3. Quartal hohe Gewinne verbuchen. Umsatz-mässig herrscht dagegen Stagnation.
Nach dem Einbruch im Vorjahr hat die Swisscom den Gewinn in den ersten neun Monaten 2016 wieder deutlich gesteigert. Grund dafür sind Sondereffekte: Einerseits hatte vor einem Jahr eine Rückstellung von 186 Millionen Franken für eine drohende Busse der Wettbewerbskommission (Weko) das Ergebnis verhagelt. Andererseits kam in diesem Jahr ein ausserordentlicher Geldsegen aus einem Rechtsfall der italienischen Breitbandtochter Fastweb in Höhe von 55 Millionen Euro hinzu. Die Sondereffekte trieben den Reingewinn der Swisscom in den ersten neun Monaten um 13,1 Prozent auf 1,2 Milliarden Franken nach oben.
Der Betriebsgewinn vor Amortisationen und Abschreibungen (Ebitda) kletterte um 6,7 Prozent auf 3,3 Milliarden Franken. Ohne Sondereffekte wäre der Betriebsgewinn um 1,7 Prozent gesunken, erklärte Finanzchef Mario Rossi am Donnerstag in einer Telefonkonferenz. Der Umsatz des «blauen Riesen» stagnierte bei 8,64 Milliarden Franken. «Wir haben erneut solide Zahlen erarbeitet, auch wenn der Wind im dritten Quartal rauer geworden ist», erklärte Swisscom-Chef Urs Schaeppi in einem Communiqué. Starker Preisdruck und sinkende Preise für die Benutzung des Handys im Ausland (Roaming) forderten die Swisscom bei Umsatz und Profitabilität. Nächste Seite: Schweizer geschäft unter Druck

Schweizer Geschäft unter Druck

Damit hat der Konzern die Erwartungen der Finanzgemeinde in etwa erfüllt. Analysten kritisierten indes das dritte Quartal, in dem der Betriebsgewinn wegen des Preiskampfs und des harten Wettbewerbs enttäuscht habe. Das sahen auch die Investoren so: An der schwächeren Schweizer Börse tauchten die Aktien zeitweise um bis zu 1,7 Prozent, bevor sie sich wieder erholten und gegen 13 Uhr noch um 0,8 Prozent im Minus lagen.
Im Schweizer Kerngeschäft schrumpfte der Betriebsgewinn um 3,5 Prozent. Grund dafür sei der Preisdruck, sinkende Roamingtarife und höhere Kosten, um Kunden zu halten oder zu gewinnen. Zudem flaute der Zustrom neuer Kunden ab. Alleine die Talfahrt beim Roaming frass 68 Millionen Franken weg und war damit für zwei Drittel des Rückgangs beim Betriebsgewinn in der Schweiz verantwortlich. Denn immer mehr Kunden hätten Pauschalabos, bei denen das Roaming enthalten sei, erklärte Schaeppi. Drei Viertel des Surfvolumens von Swisscom-Handykunden im Ausland werde nicht mehr verrechnet. Der Abwärtstrend bei den Roamingeinnahmen dürfte sich allerdings abschwächen. Denn die meisten Vielsurfer seien bereits auf Pauschalabos umgestiegen, sagte Schaeppi. Nächste Seite: Kampf um Grosskunden und Stellenabbau

Harter Wettbewerb um Grosskunden

Unter Druck steht auch das Grosskundengeschäft, wo der Gewinn wegen des harten Wettbewerbs schrumpfte. Namentlich Sunrise hatte hier Gas gegeben und mehrere namhafte Grosskunden gewonnen. Dies liess die Swisscom nicht auf sich sitzen: Man habe unlängst einige Grosskunden zurückgeholt, sagte Schaeppi.
Im Mobilfunk ist der grösste Schweizer Telekomanbieter an die Decke gestossen. Zwar konnte er noch mehr Abokunden gewinnen. Aber bei den Prepaidkunden gab es eine leichte Abwanderung. Auf der anderen Seite legte das TV-Geschäft weiterhin kräftig zu. Auch bei den Bündelangeboten und im Breitbandinternet war der Anstieg deutlich. Von der jüngsten Offensive der Kabelnetzkonkurrentin UPC spüre man noch nichts, sagte Schaeppi. Allerdings hat die Swisscom bei ihrem Internetangebot Wingo die Surfgeschwindigkeiten erhöht, um konkurrenzfähig zu bleiben.

Stellen abgebaut

Der Aderlass bei der Festnetztelefonie ging weiter. Immer mehr Kunden würden nur mit dem Handy oder übers Internet telefonieren, sagte Schaeppi. Die Einbussen im Kerngeschäft konnte die Swisscom nur teilweise durch Einsparungen und die Gewinnsteigerung von Fastweb in Italien kompensieren. Das Kostensenkungsprogramm, das den Abbau von bis zu 700 Stellen vorsieht, sei auf Kurs, sagte Schaeppi. Innerhalb der letzten zwölf Monate hat die Swisscom hierzulande beinahe 500 Stellen gestrichen.



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