Analyse 21.05.2014, 20:04 Uhr

Wird Netflix den TV-Markt aufmischen?

Der Streamingdienst für Filme und Serien hat viel Potenzial. Einige Hürden sind aber noch zu meistern, damit Netflix zu einer echten Konkurrenz für hiesige Platzhirsche wird.
Besonders Serien sind auf Netflix zahlreich vorhanden
Netflix bietet schon länger die grösste Online-Videothek der Welt. Obwohl der Dienst bis jetzt erst in wenigen Ländern genutzt werden kann, zählt er bereits rund 50 Millionen Nutzer. Nun will der Dienst in Europa expandieren und noch in diesem Jahr ein Schweizer Angebot lancieren, Computerworld berichtete. Hiesige Video-on-Demand-Anbieter müssen sich warm anziehen, denn Netflix macht bereits vieles besser als die Konkurrenz. Computerworld zeigt, was die Stärken sind und wo der Online-Videodienst noch nachbessern muss.

Die Stärken von Netflix

Netflix bietet bereits seit über sechs Jahren Filme und Serien per Streaming an. Dabei konnte der Dienst viele Erfahrungen sammeln und seinen Dienst entsprechend ausbauen. Preis: Netflix bietet sein Angebot in Form eines Flatrate-Abos an. Der Nutzer bezahlt lediglich eine Monatsgebühr und kann fortan so viel schauen, wie er will. Der Streaming-Dienst hat den Preis zwar gerade erst um einen Dollar erhöht. Mit 8.99 US-Dollar, ist das Angebot aber weiterhin konkurrenzlos günstig. In der Schweiz zahlt man teilweise bereits für einen einzigen Film diesen Betrag. Teleboy bietet zwar ebenfalls eine Flatrate für Fr. 14.90 pro Monat. Das Angebot ist allerdings vergleichsweise mager. Man darf gespannt sein, zu welchem Preis Netflix in der Schweiz seine Flatrate anbieten kann. Videoqualität: Die meisten Serien sowie Filme liegen in HD-Qualität vor und können ohne Zusatzkosten in dieser Auflösung genossen werden. Bereits eine Internetverbindung mit 10 Megabit reicht dafür aus. Einige Filme können – ein unterstütztes Wiedergabegerät vorausgesetzt – sogar in 3D abgespielt werden. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Was Netflix sonst noch auszeichnet
Unterstützung
: Durch die grosse Verbreitung in den USA wird Netflix bereits von vielen Geräten unterstützt. So existieren Apps für nahezu alle mobilen Geräte, und auch aktuelle Fernseher bieten von Haus aus eine entsprechende Netflix-Funktion, die in der Schweiz aber teilweise noch versteckt ist. Selbst bei älteren TVs kann Netflix-Unterstützung einfach nachgerüstet werden, etwa mit Google Chromecast. Das Gerät für rund 50 Franken wird einfach an einem HDMI-Eingang eingesteckt und komfortabel mittels Smartphone oder PC gesteuert. Das umständliche Verbinden eines PCs ist also nicht nötig. Eigene Serien: Netflix ist nicht nur ein Online-Verleih, das Unternehmen produziert auch selbst erstklassige Serien. Bekanntestes Beispiel ist «House of Cards», aber auch zahlreiche weitere Sendungen wie die vierte Staffel von «Arrested Development» hat der Streaming-Gigant selbst produziert. Netflix veröffentlicht dabei nicht wie Fernsehsender jede Woche eine neue Folge, sondern stellt immer gleich die ganze Staffel ins Netz. Empfehlungssystem: Eine echte Stärke ist das Empfehlungssystem, das Nutzern passende Serien und Filme vorschlägt. Anhand der Bewertungen sowie des Sehverhaltens der vielen Millionen Nutzer ist Netflix in der Lage, die Ähnlichkeit von Inhalten zu bestimmen. So kann die Plattform aus den vielen Tausend Serien und Filmen diejenigen auswählen, die für einen Nutzer tatsächlich interessant sein könnten. Weit über 1 Million Dollar hat das Unternehmen in die Weiterentwicklung seines Empfehlungssystems investiert, das zu den besten der Welt gehört. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Stolpersteine und Fazit

Diese Hürden gilts zu nehmen

Obwohl Netflix international bereits sehr erfolgreich und erfahren ist, stehen gerade für die Schweiz grosse Herausforderungen an. Angebot: Die grösste Schwäche nahezu aller Schweizer Anbieter ist das knappe Angebot. Das liegt vor allem am kleinen Markt. Da die Rechte mit den verschiedenen Lizenzinhabern in der Regel pro Land separat verhandelt werden müssen, ist die Schweiz schlicht weniger interessant. Der Erfolg von Netflix dürfte deshalb vor allem vom Angebot abhängen. Dass das volle US-Angebot auch in der Schweiz verfügbar sein wird, ist unwahrscheinlich. Bereits jetzt bietet Netflix in anderen Ländern deutlich weniger Serien an als in den USA. Mehrsprachigkeit: Obwohl der Dienst grundsätzlich eine Sprachauswahl bietet, liegen die meisten Inhalte nur auf Englisch vor. Bis anhin war das kaum ein Problem, da die bedienten Länder entweder englischsprachig sind oder hauptsächlich englischsprachige Inhalte nutzen. Gerade in der Schweiz müssen Serien und Filme aber mindestens in Deutsch und Französisch vorliegen, um ein möglichst breites Publikum zu erreichen. Ob das Netflix gelingt, bleibt abzuwarten.

Fazit

Technisch ist Netflix ohne Zweifel bereit für den Einstieg in die Schweiz. Die Bildqualität liegt auf Blu-ray-Niveau, das Angebot ist breit und zahlreiche Geräte unterstützen den Dienst bereits. Ob Netflix in der Schweiz Fuss fassen kann, hängt deshalb nicht zuletzt von der Filmindustrie ab. Denn diese entscheidet schlussendlich, welche Inhalte Netflix in welchen Ländern anbieten darf. Stimmt das Angebot, wird Netflix auch in der Schweiz ein grosses Publikum erreichen können. Man darf gespannt sein, wie die hiesigen Video-on-Demand-Anbieter darauf reagieren werden.



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