HP-Chef Schweiz 06.05.2013, 11:20 Uhr

«Menschen machen Fehler»

Computerworld sprach exklusiv mit Marcel Borgo, Chef von HP Schweiz, über die bevorstehende Kundenmesse HP Invent und ihre End-to-End-Lösungsinitiative OneHP. Das Interview entstand am Schweizer HP-Hauptsitz in Dübendorf.
«Während andere Anbieter Lösungen aus verschiedenen Quellen zusammenschustern, bieten wir alle Komponenten in unserem Unternehmen aus einer Hand»
Computerworld: Mit HP Invent steht die grösste HP-Kunden- und Partnermesse in der Schweiz vor der Tür. Sie findet am 28. Mai im Kultur- und Kongresszentrum TRAFO Baden statt. Wie sieht denn bisher der Kundenzuspruch für die Messe aus?
Marcel Borgo: Wir sind schlicht überwältigt von dem bisher gezeigten Feedback. Bereits jetzt (2. Mai, Tag des Interviews, Anmerk. der Redaktion), also knapp einen Monat vor der Kundenmesse sind wir fast ausverkauft.
Das heisst?
Derzeit sind rund ca. 600 Anmeldungen von Partnern und Kunden bei uns eingegangen, maximal 700 Teilnehmer haben Platz. Neben der HP werden auch zwei unserer wichtigsten Geschäftspartner, SAP und Microsoft, auftreten, was uns natürlich sehr freut. 
! KASTEN !
Auf welche inhaltlichen Schwerpunkte legt HP dieses Jahr besonderen Wert?
Produktseitig werden wir am HP Invent viele aktuelle Produkte zeigen, etwa  Tablets oder den Moonshot-Server, der extrem energieeffizient arbeitet, und die Packungsdichte vergleichbarer Server um knapp 80 Prozent erhöht, erstmals im Betrieb. Die zentrale Neuerung dieses Jahres ist aber, dass wir am HP Invent erstmals das gesamte Leistungsportfolio zeigen. Es sind alle Geschäftsbereiche vertreten, also neu auch Printing und  Personal Systems. Das ist Ausdruck unserer Strategie, Infrastruktur, Software und Services über die verschiedenen Geschäftsbereiche zu kundenrelevanten Lösungen zu bündeln.
Dann haben Sie den Markt bisher also nicht immer optimal, aus Ihrer Sicht heraus, bedient?
Doch – wir haben den Kunden, unserer Meinung nach, die besten Produkte und Services geboten, und sind so sehr erfolgreich gewesen. Nur: Kundenbedürfnisse verändern sich über die Zeit. Sie variieren und erweitern sich. Immer mehr Kunden wollen von uns ganze Lösungen, die ihre Geschäftsanforderungen effektiv und effizient unterstützen. Diesem Bedürfnis kommen wir mit OneHP entgegen – und wir tun es gerne, weil wir ja alle notwendigen Komponenten in unserem Unternehmen haben. Das kommt uns sehr entgegen: Die umfassenden Kundenbedürfnisse bedeuten einen grossen Wettbewerbsvorteil für HP, verglichen mit anderen Anbietern, die solche Lösungen aus verschiedensten Quellen zusammenschustern müssen.
Lesen Sie auf der nächsten Seit: umfassender Lösungsansatz
Geben Sie uns doch ein konkretes Beispiel für solch einen umfassenden Lösungsansatz mithilfe der neuen OneHP-Strategie.
Ein Beispiel ist der «Flow MFP», unser Multifunktions-Printer mit einem Hochleistungs-Scanner. Er erlaubt es, Dokumente zu erfassen, für diesen einen Workflow zu definieren, sie in der HP Cloud abzulegen und dort mit Hilfe der Software Autonomy zu verwalten und zu finden. Diese erlaubt «meaning based search», bietet also Suchtechnologie auf höchstem Niveau: Damit ist es beispielsweise möglich, Textpassagen aus Fotos herauszufiltern und zu erkennen. Diese Gesamtlösung kombiniert also Elemente aus den Bereichen Printing, Software, Information Management und Enterprise Group – also praktisch aus allen Bereichen. Damit ist OneHP in der Lage, Produkte, Software und Services aus den verschiedenen Produktbereichen zu für den Kunden relevanten Lösungen zu verknüpfen. Sie sehen, das geht weit über ein einzelnes Produkt oder eine Dienstleistung hinaus.
Bitteschön konkret, worin besteht der OneHP-Vorteil für Kunden?
Wir erhöhen die Fertigungstiefe: Der Kunde hat früher einen Drucker von uns gekauft und hat dann allenfalls eine eigene Lösung darauf aufgesetzt. Heute kriegt er nicht nur einen Drucker, sondern gleich die gesamte Lösung, und zwar alles aus einer Hand und damit bestens abgestimmt. Denken Sie nur an die e-Print-Funktion mit Cloud-Anbindung. Aus Kundensicht hat sich die «convenience» erhöht und eine solche Lösung schlägt sich ganz direkt in erhöhter Produktivität des Kunden nieder. Meg Whitman hat deshalb diese Initiative OneHP für den gesamten weltweiten Konzern ins Leben gerufen. Das ist übrigens auch der grosse Unterschied zu ihren Vorgängern: Sie stellt OneHP in den Mittelpunkt für unsere Kunden, und weist es somit als Alleinstellungsmerkmal im Markt aus.
Unterm Strich ist dieser elementare Ansatz fürs Business doch nicht wirklich neu. Ist damit OneHP nicht doch «alter Wein in neuen Schläuchen»?
Nein. Sicherlich finden Sie heute verschiedene Lösungen für spezielle Kundenwünsche auf dem Markt. Man kauft ein Tablet oder Smartphone von Anbieter «A», einen Server von Anbieter «B» und versucht, das Ganze mit einem aufgesetzten IT-Prozess von Anbieter «C» in den Unternehmensworkflow einzubinden. Womöglich benötigen Sie auch noch einen Anbieter «D», um die Daten in die Cloud zu bringen, zu sichern und abzurufen. Damit geht das Unternehmen, aus unseren Erfahrungen heraus, ein hohes Risiko ein – es braucht viel, um solche Patchwork-Lösungen zum Laufen zu bringen, und wenn was nicht funktioniert, zeigt jeder auf den anderen. Bei uns kriegen Kunden alles aus einer Hand.
Lesen Sie auf der nächsten Seite: Ein System aus einer Hand?
Also heisst die Lösung «ein ganzes System aus einer Hand»? 
OneHP ist unser integrierter Lösungsansatz. Wir können Hardware mit Software und Services kombinieren und das unseren Kunden aus einer Hand und auf seine Wünsche abgestimmt liefern. Die grosse Stärke: In der Praxis adressieren wir damit sichere, flexible und skalierbare Lösungen, wie sie Unternehmen heute benötigen.
Ein Beispiel?
Nehmen Sie «Bring your own Device», das mittlerweile von vielen Firmen umgesetzt wird. Dieses Versprechen zu leben, setzt viel Knowhow voraus. Worum es geht, sind letztendlich Informationen zugänglich zu machen – und das für unterschiedliche Clients. Für  Mitarbeitende ist es schliesslich wichtig,  jederzeit, an verschiedenen Orten und mit unterschiedlichen Geräten auf die gleiche Informationen zugreifen zu können. Technologisch umsetzen lässt sich das mit einer Cloud-Lösung, da hier die Daten zentral abgelegt und zugänglich sind. Die dafür benötigten Cloud Service Centers stellen hohe Anforderungen: Sie müssen hochintegriert und hochautomatisiert sein, damit sie auch hohe Belastungsspitzen, die schwer vorhersagbar sind, abdecken können. Sie müssen eine hohe Flexibilität aufweisen, sicher und skalierbar sein – und sie müssen natürlich bezahlbar sein. HP war mit der Converged Infrastructure der Pionier für solche leistungsfähigen Cloud Service Centers. Mit der Converged Cloud haben wir den Kunden überdies die beste Architektur für hybride Cloud-Umgebungen zur Verfügung gestellt.
Wird die Kundenlösung damit nicht aufgebläht?
Vergleichen Sie unsere Converged-Architekturen mit einem Baukastensystem. Der Kunde bestimmt, welche Teile er wie für sein Business benötigt und einsetzt. Wir beraten ihn. Der wichtigste Vorteil: Die Bestandteile sind quasi Industrie-standardisiert, kommen alle aus einer Hand und sind optimal abgestimmt aufeinander. Die komplexe Administration wird für den Kunden auf ein Minimum reduziert. Das macht sich wiederum in weniger Wartungs- und Kostenaufwand bemerkbar.     
Das hört sich zwar gut an, oft müssen Unternehmen doch auch auf ihr Budget Rücksicht nehmen. Das bedingt Kompromisse, und bremst doch die Investition in solch ein in der Summe doch teures Grossprojekt.
Hier findet ein Umdenken im Markt statt. Kunden wollen weg von Teillösungen, die ja auch immer wieder neue Investitionen verursachen, und hin zu einer einzigen deutlich einfacher zu administrierenden Systemlösung. Vergleichen Sie es mit einem Auto: Früher hat man in einzelnen Komponenten gedacht und hat auch immer wieder selbst Hand angelegt, um den fahrbaren Untersatz instand zu halten oder den Fahrspass zu verbessern. Mittlerweile sieht man ein Auto als integrierte Lösung, die optimal abgestimmt ist. Es würde nur ganz speziellen Afficionados einfallen, Räder, Motor, Karosserie und so weiter einzeln zu kaufen und zusammenzubauen. Die Integration macht auch Sinn: Denken Sie nur an den Spritverbrauch. Analog dazu verhält es sich mit der IT. Man will die Lösung möglichst bequem und kostengünstig. Das genau ist auch der grosse Wandel in der Informatik. Wenn ich mit Entscheidungsträgern rede, geht es um die Stärkung der Flexibilität sowie Kostensenkung durch Industrie-Standardisierung und Konsolidierung. Nur so lassen sich doch unterm Strich die Business-Ziele erreichen.
Lesen Sie auf der nächsten Seite: Menschen machen Fehler
Birgt aber nicht gerade die eine mächtige Systemlösung die Gefahr, bei einem menschlichen Fehler schneller ausser Kontrolle zu geraten?
Sicher, Menschen machen eben Fehler. Aber genau hier liegt doch unsere Stärke: Alles was vorher z.B. der Server-, Storage- oder Netzwerkverantwortliche gemacht hat, testen wir vorher für unsere Kunden. Und wir testen das nicht im Sinne von einzelnen Komponenten, sondern die Gesamtlösung. Wir automatisieren die Administration so weit wie möglich und stellen zusätzlich sehr bequeme und effektive Administrationswerkzeuge zur Verfügung.
Aber gibt er damit nicht auch die Kontrolle aus der Hand?
Für viele IT-Verantwortliche, mit denen ich gesprochen habe, ist die Transformation fast schon ein Muss. Schon allein wegen der Wettbewerbsfähigkeit. Aber natürlich ist es nicht eine Entwicklung von heute auf morgen. Nehmen Sie eine Kernapplikation einer Versicherung oder Bank. Hier kann der gesamte Migrations- und Transformationsprozess zwischen 5 bis 10 Jahre dauern. Aber die Richtung ist klar – und HP wird seine Kunden auf diesem Transformationsweg erfolgreich begleiten. Das ist eine grosse Chance für uns, weil wir alle Voraussetzungen dafür haben. Ich bin seit 25 Jahren beim Unternehmen – so zuversichtlich wie heute war ich aus den oben genannten Gründen noch nie.



Das könnte Sie auch interessieren