06.01.2014, 13:36 Uhr

ICT-Verband gegen Masseneinwanderungs-Initiative

Der Branchenverband ICTswitzerland lehnt die Volksinitiative «gegen Masseneinwanderung» klar ab.
Laut ICTswitzerland wird die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative den Fachkräftemangel verschärfen.
Bei Annahme der Initiative, so der Verband, würde sich die Fachkräfte-Problematik im ICT-Sektor verstärken. Bereits heute könne der Bedarf der Unternehmen an qualifizierten ICT-Arbeitskräften nicht ausreichend gedeckt werden, schreibt ICTswitzerland in einer Mitteilung. «Durch die SVP-Initiative, die neu auch Höchstzahlen und Kontingente für Zuwanderer aus Europa fordert, würde die Situation dramatisch verschärfen». Unter anderem deshalb ist ICTswitzerland gegen die SVP-Initiative. Die ICT-Anwender- und ICT-Lieferantenunternehmen der Schweiz seien auf einen offenen Arbeitsmarkt angewiesen; für viele Unternehmen sei es überlebenswichtig, dass sie unkompliziert Fachkräfte aus Europa einstellen können, lautet die Argumentation. Der Verband zitiert eine Studie von Ecolab/ICT-Berufsbildung Schweiz, wonach die ICT-Branche bis 2020 rund 213'000 Arbeitsplätze bieten werde. Gegenüber den heutigen 177'000 entspreche dies einem jährlichen Zuwachs von 2,1 Prozent. Daraus resultiere ein zusätzlicher Bedarf an 72'500 Fachkräften. Dieser Bedarf könne heute und in Zukunft nicht ausschliesslich mit inländischen Fachkräften gedeckt werden, meint ICTswitzerland. Ausserdem befürchtet der Verband, dass sich die einzelnen Branchen untereinander Fachkräfte ausspannen könnten. «Bei einem geschlossenen Arbeitsmarkt, ohne unkomplizierten Zugang von Europa, müssten die Branchen untereinander vermehrt um Fachkräfte konkurrieren», ist ICTswitzerland überzeugt. «Gelingt es der ICT-Wirtschaft mehr Fachkräfte anzuwerben, würden diese woanders fehlen», wird daraus gefolgert. Schliesslich sei der ICT-Standort Schweiz in Gefahr. «Finden Unternehmen in der Schweiz nicht ausreichend Fachkräfte, droht die Wertschöpfung ins Ausland abzuwandern», befürchtet der Branchenverband und verweist darauf, dass die Schweizer ICT-Branche mit einer Brutto-Wertschöpfung von 28,2 Milliarden Franken (2011) die fünftgrösste Wirtschaftsbranche der Schweiz sei. Argumentationsmaterial für die Befürworter der Initiative dürften dagegen Ergebnisse der Untersuchung der tripartiten Kommission des Kanton Tessin liefern. Wie der Tages-Anzeiger berichtet, habe die Kommission aus Vertretern von Behörden, Arbeitgebern und Gewerkschaften festgestellt, dass in der IT-Branche in 28 Prozent aller untersuchten Fälle «schwerwiegende Missbräuche» bei den Löhnen registriert wurden. Informatiker aus Italien erhielten demnach in gewissen Fällen lediglich 2000 Franken brutto im Monat ausgezahlt, schreibt das Blatt.



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