03.08.2012, 13:30 Uhr

BlackBerry nicht mehr sicher?

Auch das noch: Die indische Regierung behauptet, sie kann BlackBerry Messenger und E-Mails entschlüsseln. Den Schlüssel soll ihnen RIM selber gegeben haben.
Hat man am RIM-Hauptsitz in Waterloo beschlossen, Dechiffrierungsschlüssel für BlackBerry herauszugeben?
Update, 13:30 Uhr: Ein Medienverantwortlicher von RIM hat sich so eben bei uns gemeldet und mitgeteilt, dass man zwar mit der indischen Regierung zusammenarbeitet, jedoch nicht was die sicheren Unternehmensdienste angeht. Dies würde gar nicht möglich sein, weil RIM nie im Besitz dieser Dechiffrierungsschlüssel sei. Seit vier Jahren verhandelten die indische Regierung RIM über die Herausgabe von Dechiffrierungsschlüsseln für die als sicher geltenden E-Mails und den Messenger-Service des BlackBerry-Herstellers. Diese Verhandlungen sollen nun zum Abschluss gekommen sein, berichtet «The Economic Times», eine Tageszeitung Indiens.  Gemäss dem Artikel hat RIM eine Lösung der Firma Verint vorgestellt, welche Nachrichten und E-Mail-Konversationen zwischen BlackBerry-Geräten abfangen und diese den Behörden in unverschlüsselter Form präsentieren kann. «Ich kann bestätigen, dass RIM eine gesetzeskonforme Zugriffslösung bietet, die es der indischen Regierung erlaubt, legal BlackBerry-Unterhaltungen zu überwachen», sagte ein Firmensprecher. Es werde aber keinen Zugriff auf verschlüsselte Unternehmenskommunikation oder Geschäftsemails geben, da diese nur für die Besitzer dieser Dienste verfügbar seien, sagte der Sprecher weiter. Wie die Zeitung berichtet, hat sie allerdings herausgefunden, dass das nicht stimmt. Die von RIM präsentierte Lösung kann alle BlackBerry-Dienste entschlüsseln. Und ein Mitarbeiter des Amtes für Telekommunikation bestätigte der «Economic Times», dass Geschäftemails einen Teil der Dienste ausmacht, welche die Regierung überwacht.  Unklar ist, ob Indien damit den Schlüssel zu RIMs eigenen Servern in den Händen hält, oder ob nur die Server in Indien betroffen sind, welche das Unternehmen auf Verlangen der indischen Regierung vor einiger Zeit aufbauen musste. Diese unterliegen  indischem Recht und die Behörden hätten legal darauf Zugriff.  Vermutlich ist letzteres die Wahrheit, bereits in Grossbritanien hatte RIM das gleiche gemacht, berichtete Netzpolitik.org. Denn RIM, die seit Monaten mit Negativschlagzeilen in den Medien präsent sind, hat vor allem noch ein Verkaufsargument: die Sicherheit seiner Dienste, die darauf basieren, dass jede Instanz der Software BlackBerry Enterprise Server (BES) einen eigenen Krypto-Schlüssel hat und als unknackbar gilt.  Lesen Sie auf der nächsten Seite: RIM plant Strategiewechsel Die Meldung kommt für RIM zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt, da CEO Thomas Heins gerade heute über neue Pläne Auskunft gegeben hat. So kann er sich vorstellen, dass das neue Betriebssystem BlackBerry 10 mit entsprechender Lizenz auch auf Geräten von Drittanbietern zum Einsatz kommen kann. Denn für RIM sei es unmöglich, mit Konkurrenten mitzuhalten, die 60 oder mehr Smarpthones im Jahr veröffentlichen, so Heins zum möglichen Strategiewechsel. So wäre es unter anderem denkbar, dass RIM ein Referenz-System produziert, das von anderen Unternehmen lizenziert werden kann. Ob es sich dabei um BlackBerry-Geräte handelt oder um neue Hardware, die auf der BlackBerry-Software aufbaut, sei zum aktuellen Zeitpunkt noch unklar. RIM wolle in jedem Fall an BlackBerry festhalten, um die Nutzer-Basis nicht zu enttäuschen.  Weiterhin betont Heins, dass BlackBerry nicht in der Krise stecke. Die Plattform sei noch immer im Wachstum begriffen und unter den Geräten fänden sich Modelle, die bis zu 45 Millionen Einheiten weltweit absetzen konnten. Der aktuelle Aktienkurs von RIM spricht jedoch eine andere Sprache. Einst bei 140 US-Dollar pro Anteil, wird die RIM-Aktie jetzt für 7,25 US-Dollar gehandelt. Und sollte nun auch die Software nicht mehr sicher sein, geht es wohl nicht mehr lange, bis die Aktie ganz in den Keller stürzt.



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