Crealogix 28.09.2012, 18:53 Uhr

Banking nach Apple-Manier

Der Software-Konzern Crealogix konzentriert sich von nun an auf Banken-Lösungen. Das sei auch in Zeiten labiler Finanzmärkte erfolgsversprechend, meint CEO Bruno Richle.
Die Zürcher Crealogix Gruppe hat im abgelaufenen Geschäftsjahr sechs Prozent weniger umgesetzt. Soweit nichts Neues. Bemerkenswert aber, dass die Aktie an der Schweizer Börse seit Bekanntwerden des tieferen Jahresergebnisses langsam aber stetig steigt. Bei Veröffentlichung der Zahlen Anfang Monat kostete das Papier 90 Franken, zu Handelsbeginn am heutigen Freitag schon 98 Franken. «Der Markt steht zu Crealogix», meinte CFO Jürg Hässig an einem Anlass am Freitag in Zürich. Den tieferen Umsatz begründet Hässig hauptsächlich auf den Rückzug aus dem Geschäft mit der Entwicklung von Individual-Software. Diese strategischer Entscheid habe zwar zu einer Umsatzeinbusse geführt, machte aber Kapazitäten frei, die nun im Kerngeschäft genutzt werden: Produkten für Privat- sowie Retailbanken.
In seinem Geschäft will Crealogixin der Schweiz und im Ausland weiter wachsen. Schon im alten Geschäftsjahr – das am 30. Juni 2012 endete – konnte das Unternehmen nach den Worten von Finanzleiter Hässig um sechs Prozent zulegen. Laut CEO Bruno Richle setzen heute 18 der 30 grössten Schweizer Banken Crealogix-Produkte ein. Die Nummer drei am Markt, Raiffeisen, ist eine von zwölf Banken, die sowohl im Private- als auch im Retail-Banking mit den Lösungen der Zürcher arbeiten. Neu ist Crealogix auch in Deutschland und Grossbritannien präsent. Im nördlichen Nachbarland wurde im Juli vergangenen Jahres den Portal-Entwickler Abaxx übernommen und so den Einstieg in den Markt geschafft. Auf die britische Insel hat ein Kunde die Crealogix-Lösungen mitgenommen: RBS Coutts Bank setzt auf die Zürcher. Aktuell steht Software für E-Banking, für Trading und E-Learning im Vordergrund bei den Kunden, führte Strategiechef Richard Dratva aus. Beim Banking 1.0 ist das Unternehmen gut aufgestellt. Künftig will Crealogix den Instituten mit neuen Produkten beim Wechsel zum Banking 2.0 helfen. Nächste Seite: Bank 2.0 und das iPhone 5 Banken sehen sich nicht nur mit labilen Finanzmärkten konfrontiert, sondern brauchen laut Crealogix-Manager Dratva auch gute Argumente, mit denen sie bestehende Kunden halten und allenfalls neue gewinnen. Die althergebrachten Dienstleistungen könnten sich in Zeiten von Facebook, Smartphones und Tablets kaum noch überzeugen. Die Zürcher Entwickler arbeiten deshalb an Lösungen für die Bank 2.0.
Apple-Designs und das Bedienkonzept von Smartphones sowie Tablets stehen dabei Pate. Eine E-Banking-Oberfläche nach Crealogix-Konzept besteht aus Apps für verschiedene Funktionen wie Trading oder Transaktionen, die auf einem bankeigenen Marktplatz bezogen werden können. Daneben kann der Kunde Nachrichtenlisten nach Twitter-Manier abonnieren. Alle Bedienelemente sind «Fingerfood», so Dratva: Sie lassen sich mit Fingern steuern. Ausserdem kann der Bankkunde seine E-Banking-Ansicht personalisierten, etwa die Apps beliebig anordnen und die Neuigkeiten-Ströme kanalisieren. Selbstverständlich funktioniert die Bank 2.0 auf beliebigen Geräten mit sowohl Miniatur- als auch HD-Bildschirmen, sagt der Hersteller. Die Bank-2.0-Lösung ist allerdings noch ein Muster, gibt Dratva zu. Denn einen Kunden kann Crealogix bislang nicht vorweisen. «Das Konzept stösst auf viel Interesse – insbesondere bei Banken ohne Filialgeschäft», sagt der Chefstratege.

NFC und das iPhone 5

Die erforderlichen Sicherheitsmechanismen für das Banking am iPhone und am Fernseher hat Crealogix ebenfalls in der Entwicklung. Dratva bedauert in diesem Zusammenhang, dass das iPhone 5 keine NFC-Funktion (Near Field Communication) besitzt. Denn die Funktechnik sei ein zentrales Element für die Absicherung von Bankgeschäften an Mobilgeräten. Der NFC-Chip auf zum Beispiel der Kreditkarte dient bei der Crealogix-Lösung zur Benutzer-Authentifizierung. «Die Kunden fordern beim Banking am Handy die gleiche Sicherheit wie am PC», weiss Dratva. Deshalb ist ein zweites Gerät erforderlich – für Smartphones mit NFC eben eine Chipkarte. Allerdings sollen auch Besitzer des iPhone nicht auf das neue Banking verzichten müssen. Für sie hat Crealogix einen Akustik-Adapter entwickelt, der in die Kopfhörerbuchse des Telefons passt. Mithilfe von Tönen auf bestimmten Frequenzen kommuniziert die Software dann mit dem Adapter und gewährt nach erfolgreicher Prüfung den Zugriff auf das Banking-Modul.



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