Virtualisierung 15.01.2015, 18:40 Uhr

Docker-Container rollen Markt neu auf

Die Geschäfte von VMware, Microsoft und Citrix laufen gut. In den letzten Monate aber entfesselte die kleine Firma Docker einen veritablen Technik-Hype. Wie gut ist Dockers Container-Technologie wirklich?
Die Virtualisierungstechnologien von VMware, Microsoft und Citrix generieren hohe Effizienzgewinne. Das ist unbestritten. Im vergangenen Jahr hat jedoch eine Firma von sich reden gemacht, die noch weitaus Besseres verspricht: Docker und seine Container. "Docker hat einen kometenhaften Aufstieg hinter sich, weil es perfekt in die neue DevOps-Welt passt", sagte Jörg Fritsch, Research Director Security and Risk Management bei Gartner, zu CW und ergänzt: Die Effizienz- und Resourcengewinne, die Firmen mit Virtuellen Maschinen realisierten, würden mit Docker noch weit übertroffen. Zwischen Containern und Virtuellen Maschinen liegen nach Fritsch Welten, und VMs haben unter Effizienzgesichtspunkten das Nachsehen.
Sind Container die besseren VMs, und müssen sich etablierten Anbieter wie VMware, Microsoft und Citrix Sorgen um ihre Umsätze machen? Karsten Topp, Trainer und Consultant bei VMware, wiegelt ab. Topp nannte Container auf einem Webinar im Dezember eine gute Ergänzung, aber keine Konkurrenztechnologie zu den klassischen Virtuellen Maschinen. Das Geschäft von VMware läuft nach wie vor gut: Der Virtualisierungsmarktführer ist das beste Pferd im Stall der EMC-Gruppe und beendete das dritte Quartal (Oktober) mit einem Umsatzplus von 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Nicht ohne Grund rät der Hedgefond Elliott Management, VMware vom Rest der Gruppe abzuspalten.

Container: schlanker, flexibler, effizienter

Fest steht jedoch: Docker Container sind die schlankere, effizientere und vor allem viel leichter migrierbare Alternative zu den eher schwerfälligen VMs. Denn Container benötigen kein eigenes Gast-Betriebssystem. Diese Funktionalität übernimmt eine sogenannte Docker Engine, die direkt auf dem Host-Betriebssystem operiert. Solomon Hykes, Gründer und CTO von Docker, zieht die Parallele zum Schiffstransport. So wie dort Containerschiffe die gesamte Fracht in kleine, normierte und leicht transportierbare Einheiten aufteilen und dadurch Effizienzgewinne erzielt, so werden Dockers IT-Container die IT-Landschaften nachhaltig verändern. Bei den klassischen Hypervisorn sei nicht alles so optimal, wie es auf der Oberfläche den Anschein habe, betont Gartner-Direktor Fritsch. Hypervisor haben Schwächen, die Container beheben. Parallels Virtuozzo Container, eine proprietäre Software, um Betriebssysteme zu virtualisieren, seien zudem bereits seit mehr als zehn Jahren im Einsatz. Die Technik hat also die Kinderkrankheiten hinter sich. Vor etwa zwei Jahren startete dann die Standardisierung der Technologie, und Docker sei nichts anderes als eine Management-Software für Container. Docker hat Container sozusagen salonfähig gemacht.

Lässt Microsoft Hyper-V fallen?

VMware und Microsoft haben das Potenzial von Docker erkannt und sind Partnerschaften mit dem Startup eingegangen. Nach aussen hin gibt man sich cool und gelassen, aber natürlich will keiner den Anschluss verpassen, wenn der Docker-Zug in Zukunft dann doch Fahrt aufnimmt. Microsoft will Docker-Container unter Windows verfügbar machen, und scheint von der neuen Technik wohl doch mehr zu halten, als man offiziell zugeben will. IDC-Chefanalyst Frank Gens mutmasst deshalb: "Wir wären nicht überrascht, wenn Microsoft 2015 sein Hyper-V ganz aufgibt und voll auf Docker setzen würde, auch um dem Hauptkonkurrenten VMware eins auszuwischen". Die Chancen dafür stehen gut. Microsoft hatte nämlich vor Hyper-V eine Betriebssystem-Virtualisierung - also Container -  im Einsatz, die dann zugunsten von Hyper-V von der Bildfläche verschwanden. Gut möglich, dass in der Windows-Software noch Einstiegspunkte, sozusagen schlafende Software-Komponenten stecken, die Redmond nur erneut reaktivieren muss. Dann wäre die Umstellung von Hyper-V auf Docker Container recht schnell über die Bühne. VMware dagegen will Docker Container für Geschäftskunden "enterprise-ready" machen. In der Tat ist das bislang eine Schwäche der Software. Einen Active-Directory-Zugriff oder Compliance-Reglements wie Basel III hat Docker bislang noch nicht zu bieten. Docker leidet noch unter Management-Defiziten. "Ein Management at scale", so Fritsch, hätten Microsoft und VMware zurzeit noch viel besser drauf.

Investoren bleiben im Dunkeln

Eine andere Sache könnten dem Startup den Garaus machen, bevor es überhaupt so richtig los geht. Docker ist auf Fremdkapital angewiesen. Eine dritte Finanzierungsrunde spülte im September 2014 weitere 40 Millionen Dollar in die Kassen. Offizieller Investor ist zwar die Risiko-Kapitalgesellschaft Sequoia Capital. Branchenkenner äusserten jedoch gegenüber CW den Verdacht, es sei gut möglich, dass Firmen wie Microsoft oder VMware hinter dem frischen Geld steckten. In diesem Fall stünden die Chancen für Dockers Container, ihr Potenzial voll zu entfalten, wohl nicht so günstig.



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