03.02.2011, 09:46 Uhr

Big iPhone is watching you

Ein Wiener Forscher hat herausgefunden, dass die meisten iPhone-Apps die jeweilige Gerätenummer an App-Entwickler oder Werbefirmen übermitteln. Dies entspricht Ergebnissen anderer Studien.
iPhone-Apps spionieren offenbar Nutzer aus
Wie das österreichische Online-Magazin «Futurezone.at» berichtet, hat eine Studie der TU Wien ergeben, dass 55 Prozent von insgesamt 1407 untersuchten iPhone-Apps die jeweilige Gerätenummer an App-Entwickler oder Werbefirmen senden. Nicht nur werde die Gerätenummer übertragen, sondern diese würden auch mit anderen Daten, etwa der Datenbank bei Facebook, verknüpft. «Wenn man diese Daten miteinander kombiniert, können Werbeunternehmen Persönlichkeitsprofile erstellen, weil sie über einen mächtigen Pool an Daten verfüge»", so Studienautor Manuel Egele im Gespräch mit Futurezone.at. Auch GPS-Daten oder ganze Adressbücher wie der US-Lokalisierungsdienst Gowalla würden einige Apps übermitteln. Gerade bei GPS-Daten bedürfe es zwar der vorherigen Zustimmung durch den Nutzer - aber dieser sei sich «oft nicht bewusst, dass er dadurch Werbefirmen einen permanenten Zugriff auf seinen Aufenthaltsort ermöglicht», so Egele weiter. Was die Firmen mit den Daten wirklich machen, wisse keiner. Im alternativen Cydia-Store für iPhones mit Jailbreak sei das Problem zwar insgesamt geringer einzustufen. Hier würden lediglich vier Prozent die Gerätenummer übermitteln. Dafür habe man dort mit der App Smartphone einen besonders üblen Vertreter seiner Gattung aufgespürt, der sogar Fotos und den Browser-Verlauf aus Safari sende. Die Forscher haben zur Analyse, ob iPhone-Apps die Privatsphäre verraten, eigens die Software PiOS entwickelt, die man später auch der Öffentlichkeit zugänglich machen wolle. Auf der nächsten Seite: Datenschutzklage gegen Apple

Datenschutzklage

Unterdessen hat ein Apple-Kunde eine Klage gegen den iPhone-Hersteller eingereicht. Darin wird Apple beschuldigt, persönliche Daten der iPhone- und Pad-Nutzer ohne deren Einverständnis an Entwickler weiterzugeben.  Anhand der UDID (Seriennummer) des iOS-Gerätes, auf die Entwickler Zugriff haben, könnte diese personifizierte Daten zum Surfverhalten und der App-Nutzung schliessen - und diese nicht selten an Werbetreibende verkaufen. «Apples Datenschutzrichtlinien sind undurchsichtig und verwirrend, aber eine Sache ist klar: Apple informiert Nutzer von mobile Geräten nicht, dass mit der Weitergabe der UDID an Entwickler diese in der Lage sind, private und teils intime persönliche Informationen mit einem Namen zu verknüpfen», heisst es in der Klage. Die UDID gebe Entwicklern bei jedem Klick auf einen Banner oder eine App detaillierte Informationen über den Anwender. Zahlreiche Apps würden ihren Entwicklern einträgliche Geschäfte bescheren, indem sie Informationen über Aufenthaltsort, Kontakte oder den Namen des Nutzers an die Server der Software-Hersteller sendeten. Diese habe eine Studie von Sicherheitsexperten der Bucknell University belegt. Apple hat auf Nachfragen des IDG News Service nicht reagiert.

Im Dezember 2010 hatte bereits das «Wall Street Journal» über den Verdacht berichtet, Apps könnten persönliche Informationen ohne Einwilligung der Anwender weitergeben. Das hatte Apple dementiert, iPhone-Apps seien nicht dazu gedacht, Daten ohne Einwilligung des Users zu versenden und ihn über die Details des Versandes zu informieren. In seinen Datenschutzrichtlinien schreibe Apple laut Kläger, dass der iPhone-Hersteller an ihn übermittelte persönliche Daten verwende und weitergebe, um die Qualität von Service und Werbung zu verbessern, jedoch nicht zu Marketingzwecken. Die am Bezirksgericht von Nordkalifornien eingereichte Klage soll den Status einer Sammelklage erhalten. Eine ähnliche Klage war gegen Apple bereits vor einem Jahr in Kalifornien eingegangen.



Das könnte Sie auch interessieren