Update 22.11.2012, 08:42 Uhr

Sunrise im Gegenwind

Sunrise bekommt die Offensive der Swisscom zu spüren, die der «blaue Riese» bei den Handytarifen im Sommer gestartet hatte. Der Wettbewerb wird härter. Das Wachstum von Sunrise hat sich in der letzten Zeit abgeschwächt.
Sunrise CEO Oliver Steil spricht von einem soliden Ergebnis
In den ersten neun Monaten 2012 legte Sunrise beim Umsatz nur dank dem Kauf des Unternehmens Nextira One um 5,9 Prozent auf 1,54 Milliarden Franken zu. Ohne die Übernahme wäre der zweitgrösste Telekomanbieter lediglich um 1,8 Prozent gewachsen, wie Sunrise am Donnerstag bekannt gab.

Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) kletterte um 5,1 Prozent auf 489,3 Millionen Franken Unter dem Strich stieg der Reingewinn wegen geringerer Steuerlast stark von 23,4 Millionen auf 38,3 Millionen Franken

Gewinnknick im dritten Quartal

Das Ergebnis sei solide, sagte Firmenchef Oliver Steil im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda. Vor dem Hintergrund des Preisdrucks und des ausgeprägteren Wettbewerbs sei er zufrieden. In der Vergangenheit habe Sunrise schön zugelegt. "Aber die Bäume wachsen auch nicht in den Himmel", sagte Steil. Es sei schon früher klar gewesen, dass sich die Dynamik irgendwann abschwächen würde.

Zwischen Juli und September legte der Umsatz nur noch um 3,7 Prozent zu, der Betriebsgewinn sank im Vergleich zum Vorjahr gar leicht um 0,5 Prozent auf 178,3 Millionen Franken. Das ist der erste Rückgang seit über einem Jahr.

Druck durch Swisscom

Branchenprimus Swisscom hatte Mitte Juni seine Konkurrentinnen Sunrise und Orange mit einer Offensive bei der Handytarifstruktur berrascht, welche die Preise unter Druck setzte. Sunrise musste innert Kürze nachziehen und ihre Tarife ebenfalls senken.

Trotz 24000 neuen Handykunden stieg der Mobilfunkumsatz im dritten Quartal nur noch um 2,6 Prozent. Im Internetgeschäft erodierte der Umsatz leicht, während er im Festnetz ohne die Übernahme von Nextira One gar um knapp 4 Prozent geschrumpft wäre.

Noch keinen grossen Einfluss auf die Zahlen hatte das TV-Angebot, das Sunrise Ende Januar auf den Markt gebracht hatte. Man habe mehrere zehntausend Abonnenten gewonnen, schreibt das Unternehmen im Quartalsbericht. Genaue Zahlen will Steil erst zu Jahresende nennen. Lesen Sie auf der nächsten Seite: harte Einschnitte

Harte Einschnitte

Angesichts der Lage nahm Sunrise harte Einschnitte vor. Ende Oktober erhielten 140 Angestellte die Kndigung. Insgesamt werden gemäss früheren Angaben 240 Jobs gestrichen. Zwischen Juli und September sank der Personalbestand bereits um 76 auf noch 1940 Vollzeitstellen.

Im nächsten Jahr will Sunrise damit 23,8 Millionen Franken sparen. Auf der anderen Seite kostet die Restrukturierung 15,6 Millionen Franken. Der grösste Teil davon werde das Ergebnis im vierten Quartal belasten, hiess es weiter. Dennoch sei er nicht negativ gestimmt für die Schlussmonate, sagte Steil.

Erhebliche Investitionen erfordert der Ausbau des Handynetzes auf die neue Mobilfunkgeneration LTE. Im August hat Sunrise 289 Millionen Franken als erste Rate des gesamten Kaufpreises von 504 Millionen Franken für die nötigen Mobilfunklizenzen überwiesen.

Die neue Mobilfunkgeneration LTE, die das Unterwegs-Surfen in neue Geschwindigkeitssphären katapultiert, will Sunrise im nächsten Frühjahr in elf Gemeinden und Städten starten. Dazu werden in den nächsten Monaten Schritt für Schritt in der Agglomeration Zürich und in Zug sowie in fünf Wintersportorten erste Pilotnetze in Betrieb genommen.

Einsteigerangebot geprüft

Den immer hitzigeren Kampf zwischen Kabelnetzbetreiber UPC Cablecom und der Swisscom um die Fernsehzuschauer beobachtet Sunrise noch von der Seitenlinie. Man müsse schauen, wie sich die Schlacht um die Einsteigerkunden auf Sunrise auswirke, sagte Steil: «Vielleicht werden auch wir ein Einsteigerangebot bringen.»

In Vorbereitung sei bereits die Ausweitung von Sunrise TV auf Tablet-Computer und Smartphones. Das komme aber nicht mehr in diesem Jahr, sagte Steil.



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