Tech-Trends im Data Center

Vincent Barro, Schneider Electric: «In diesem Geschäft braucht man umgehend Einnahmen, um schnell wachsen zu können»

Vincent Barro, Vice-President Switzerland & End-Users DACH, Schneider Electric IT Division
Quelle: Schneider Electric IT Division
Computerworld: Welche Infrastruktur-Trends bestimmen aus Ihrer Sicht die Entwicklung beim Bau und Betrieb von Rechenzentren und Colocation?
Vincent Barro, Vice-President Switzerland & End-Users DACH, Schneider Electric IT Division: Mit wachsender Grösse einzelner RZ-Standorte wird der Energieverbrauch zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Hier bietet Cooling sicherlich das grösste Einsparpotenzial. Die Herausforderungen für einen Betreiber in Zürich sind jedoch nicht die gleichen wie für einen Betreiber in Frankfurt oder Wien. Präzisionskühllösungen müssen deshalb sehr spezifisch geplant werden und die Anforderungen eines Standorts genau berücksichtigen. Sie können beispielsweise kein herkömmliches Gebäudekühlsystem zur Unterstützung Ihrer Data-Center-Infrastruktur verwenden. Prinzipiell führt das zwar zu einer funktionierenden Lösung, sie arbeitet aber nicht so effizient und zuverlässig, wie es eine moderne RZ-Infrastruktur heute verlangt. Wenn wir über Effizienz reden, spielen natürlich auch das Energiemanagement und Lösungen für das Data Center Infrastructure Management (DCIM) eine immer stärkere Rolle. Hier geht der Trend eindeutig zu cloudbasierten Lösungen.
CW: Wie haben sich die Kundenanforderungen in den letzten Jahren verändert?
Barro: Anbieter möchten sich heute sehr schnell im Data-Center-Markt etablieren und ohne Verzögerungen mit dem Endkunden in Verbindung treten. In diesem Geschäft braucht man umgehend Einnahmen, um schnell wachsen zu können. Heute haben Colocation-Anbieter deshalb nicht mehr zwölf Monate oder länger Zeit, um Entscheidungen über mögliche Kapazitätserweiterungen zu treffen. In der Regel liegt heute ein Zeitraum von etwa fünf Monaten zwischen dem ersten Kontakt und der Bereitstellung der jeweiligen Rechenzentrumslösung. Der Markt in der DACH-Region ist inzwischen so dynamisch, dass für Colocation-Anbieter und geschäftliche Endkunden jeder RZ-Standort entscheidend ist.
CW: Mit welchen Massnahmen und technischen Innovationen reagiert Ihr Unternehmen auf die veränderten Kundenanforderungen?
Barro: Für uns als Hersteller bedeuten kürzere Bereitstellungzeiträume, dass wir bei Projekten eine präzise Abstimmung von Risikomanagement und Supply-Chain vornehmen müssen, dabei aber immer eine solide Marktausrichtung auf OPEX und CAPEX gewährleisten. Natürlich beschleunigen sich damit auch die Innovationszyklen. Gerade im Hinblick auf dezentrale IT-Infrastrukturen und Edge-Computing hat Schneider Electric deshalb in den letzten Monaten einige wichtige Neuheiten vorgestellt. Darunter auch das cloudbasierte DCIM-System EcoStruxure IT, das KI-gestützte Prozesse nutzt, um Betreiber von verteilten Edge-Standorten bei Wartungs- und Überwachungsaufgaben zu unterstützen.  Durch die Auswertung von Millionen anonymisierter Verlaufsdaten lassen sich mit EcoStruxure IT Expert bisher verborgene Energieeinsparpotenziale erschliessen und mögliche Fehlerkonstellationen frühzeitig identifizieren.
CW: Wie wird das Rechenzentrum der Zukunft aussehen?
Barro: Das Rechenzentrum der Zukunft wird im Grundsatz effizienter und zuverlässiger arbeiten als heute, dabei aber gleichzeitig immer näher an den Endnutzer heranrücken. Daraus resultieren zusätzliche Ebenen innerhalb eines komplexen Data-Center-Verbunds, die bisherige Core-Rechenzentren sinnvoll ergänzen. Moderne Schlüsseltechnologien wie KI, Robotik, IoT und 5G stellen heute schon hohe Anforderungen an die zu verarbeitenden Datenmengen.
CW: Inwieweit verändert sich dadurch die Planung von Rechenzentren?
Barro: Bandbreitenbeschränkungen und anwendungsspezifische Latenzen erfordern eine hybride Rechenzentrumsarchitektur. Diese muss neben zentralen Cloud-Rechenzentren auch zuverlässig Rechenleistung auf regionaler und lokaler Ebene im Edge-Bereich bereitstellen. Die wachsende Anzahl von Standorten im Edge-Cloud-Verbund optimiert dabei zwar die Nutzererfahrung, stellt jedoch völlig neue Anforderungen an die Bereiche Operations und Management. Mit EcoStruxure IT stellt Schneider Electric deshalb Colocation-Anbietern und Managed Service Providern eine skalierbare Data-Center-Management-Lösung zur Verfügung, die schon jetzt für die Zukunft der Data-Center-Bereitstellung gerüstet ist.



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