Wie Dokumente neuen Wert erhalten

Technik von Acodis, Fachwissen der Kunden

Genau hier setzt das Winterthurer Jungunternehmen Acodis an. Bei der Lösung steht das ­«Document Understanding» im Vordergrund, wie es Keller bezeichnet. Im Kern geht es darum, dass die Lösung Informationen in ihrem Kontext genau so verstehen kann wie zum Beispiel Mitarbeitende, die beispielsweise eine Lohnabrechnung oder auch eine Bestellung verarbeiten. ­Dafür sind dann auch die vom Start-up eingesetzten Machine-Learning-Algorithmen zuständig. Die Technik bringt laut dem Acodis-CEO sehr viele Vorteile mit sich – insbesondere punkto Flexibilität und Benutzerfreundlichkeit.
Allerdings müssen solche Algorithmen auch trainiert werden. Für bestimmte Dokumententypen bietet das Start-up bereits vortrainierte Modelle an, alternativ kann man selbst eines trainieren. Das empfiehlt sich gemäss Kellers Angaben insbesondere bei komplizierten Anwendungs­fällen. «Wenn mit komplexeren Dokumenten gearbeitet wird, gilt das Prinzip ‹one size fits all› nicht mehr. Jeder möchte dort selbst bestimmen können, welche Informa­tionen für ihn relevant sind und ausgelesen werden sollen.»
Zudem unterlaufen auch maschinell lernenden Systemen manchmal Fehler. «Unser Ziel ist es deshalb immer, menschliche Qualität zu erreichen. Denn auch wir Menschen arbeiten im Umgang mit Dokumenten nicht fehlerfrei», erklärt Keller. Das Team führt mit Kunden, die ein eigenes Machine-Learning-System trainieren, zum Start deshalb jeweils eine Übung durch. Dabei lesen drei Per­sonen die gleichen Dokumente, beispielsweise Versicherungsausweise. Im Anschluss wird geprüft, ob sie alle Datenpunkte genau gleich interpretiert haben. Das sei schliesslich der Benchmark für die Software. Zusätzlich zeigt die Plattform den Kunden pro Datenpunkt an, wie zuverlässig das System arbeitet – inklusive Lernkurve. Daraus könne man ablesen, ob allenfalls noch mehr Dokumente nötig sind, um das System zu optimieren. Denn gemäss dem CEO gilt die Grundregel: Je komplexer das Dokument, desto mehr Trainingsmaterial wird benötigt.
“Wir liefern unseren Kunden die technische Basis, damit sie das menschliche Fachwissen – das Domain Knowledge – möglichst zielgerichtet einsetzen können„
Martin Keller
Das Start-up sieht sich dem Mitgründer zufolge im ganzen Prozess als Enabler und Sparringspartner für die Anwenderinnen und Anwender. «Wir liefern unseren Kunden die technische Basis, damit sie das menschliche Fach-wissen – das Domain Knowledge – möglichst zielgerichtet einsetzen können», sagt Keller. Die Software könne dabei wahlweise On-Premises oder – und das sei der Standard- fall – in der Cloud betrieben werden. Als Partner setzt das Start-up dabei auf Microsoft Azure. Für Microsoft habe man sich bei Acodis nicht zuletzt aufgrund der Schweizer Rechenzentren des Konzerns entschieden.

Aus dem Start-up wird eine etablierte Firma

Ein Blick in das Kundenbuch von Acodis zeigt, dass die Gründer mit ihrer Technologie einen Nerv trafen. Die Lösung hat sich etabliert und wird inzwischen von Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen eingesetzt – darunter zum Beispiel Rhenus Logistics, die Allianz, Roche Diagnostics, die Stadt Zürich, der Kanton St. Gallen oder auch die ETH Zürich. Hier spielt dem Start-up gemäss Keller in die Karten, dass die Technologie industrieübergreifend eingesetzt werden kann.
In der aktuellen Wachstumsphase wird nun besonders in die Produktentwicklung und in den Vertrieb investiert, wie der CEO des Start-ups abschliessend erklärt. Ein Re­branding, mit dem sich Acodis am Markt klarer positionieren will, steht ebenfalls an.
Zur Firma
Acodis
wurde 2016 gegründet und bietet eine Plattform zur automatisierten Datenextraktion aus Dokumenten an. Zu Hause ist das Jungunternehmen im Winterthurer Tech­nopark, wo derzeit ins­gesamt 24 Mitarbeitende beschäftigt sind.



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