24.01.2013, 11:00 Uhr

ERP-Software als Gruppentherapie

Auch Menschen gehen oft erst dann zum Arzt, wenn die Schmerzgrenze erreicht ist. Wie ist das bei Unternehmen? Welcher IT-Wermutstropfen bringt das Leidensfass zum Überlaufen?
Wenn sich ehemalige Wettbewerber zusammentun, um eine ERP-Lösung gemeinsam zu nutzen, muss der Leidensdruck schon beträchtlich sein. Doch der Schmerz wäre noch grösser, wenn ein KMU komplett untergehen würde, weil es gegenüber den Branchenriesen nicht bestehen könnte. So wird im Unternehmensverbund möglich, was einzelne KMU finanziell und vom Aufwand her überfordern würde.

Die HUG Baustoffe AG aus Nänikon (ZH) beispielsweise kooperiert mit drei anderen Unternehmen aus derselben Branche. Die gemeinsame Software eNVenta ERP läuft auf dem hauseigenen Rechenzentrum und die Partner greifen mit all ihren Niederlassungen via Standleitung und Terminalserver auf die Lösung zu. Seit dem IT-Zusammenschluss dürfte sich der Blutdruck bei den Finanzverantwortlichen zum Positiven entwickelt haben, denn der Total Cost of Ownership (TCO) sank für alle Beteiligten erheblich und auch das Projektrisiko der IT-Einführung war deutlich geringer.

Ein interessanter Aspekt dieser Art von Gruppenarbeit ist die Kooperation bei den Produkt- und Preislistendaten, da der Produktstamm bei den vier Baustoffhändlern identisch ist. Die HUG Baustoffe AG hat inzwischen so viel Erfahrung in der Aufbereitung umfangreicher Artikeldaten, dass sie sogar dem Verband des Schweizerischen Baumaterial-Handels (VSBH) Produktdaten zur Verfügung stellt.

Das alles lässt andere Einzelkämpfer-Unternehmen aus der Branche aufhorchen. Es besteht lebhaftes Interesse, das IT-Gruppenerlebnis zu teilen. Dominik Rieder, CFO bei HUG bekommt immer wieder Anfragen und denkt schon über erweiterte Gruppenlösungen nach: „Gut möglich, dass wir beim Eintritt weiterer Partner in die Kooperation zukünftig ein externes Rechenzentrum als Outsourcing-Partner in Anspruch nehmen.“ Im Moment nutzen über 200 Anwender an 13 Standorten die gemeinsame ERP-Software, neben der HUG Baustoffe AG auch die Baumat AG, die KohlerSabag AG und die HUG Baukeramik AG. Auf die eigenen Kundendaten haben selbstverständlich nur die jeweiligen Firmen Zugriff.

ERP hilft Unternehmen bei Atemnot

Vor allem Handelsunternehmen atmen mit ihrem Lager. Wenn der Warenzu- oder –abfluss ins Stocken gerät, bekommt der ganze Betrieb blaue Lippen. Deswegen steht die Lunge des Unternehmens oft unter besonders intensiver Beobachtung der Geschäftsleitung, wie auch bei der HUG Baustoffe AG. Der Betrieb arbeitete zwar schon seit 2003 mit der ERP-Software SQL-Business, der Vorgängerversion von eNVenta ERP. Doch inzwischen macht das Handelsunternehmen 142 Millionen Franken Umsatz. Das ist eine Steigerung von über 40 Prozent innerhalb weniger Jahre. Damals lag der Wert des Lagerbestands bei 8 Millionen Franken. Ausserdem gibt es jetzt mit 5 Niederlassungen im Grossraum Zürich einen Standort mehr.

Mit der guten alten Software drohte dem Baustoffhändler die Luft auszugehen. Also entwickelte der eNVenta-Partner leanux.ch, der die neue ERP-Software implementierte, gleich noch ein branchenspezifisches Lageranalyseverfahren. Da der Softwarehersteller auf Wunsch auch die Entwicklungsumgebung Framework Studio mitliefert, mit der er eNVenta ERP entwickelt hat, sind Zusatzentwicklungen für Partner oder IT-Abteilungen sehr leicht möglich. Bei HUG wurde durch das Lageranalyseverfahren die Beschaffung massiv optimiert und die Kapitalbindung im Lager um 30 Prozent gesenkt. Der Güter- und Kapitalkreislauf kam besser in Schwung und das Unternehmen hatte wieder mehr Luft zum Atmen.

Auch Grossgruppen entdecken Kooperationsvorteile

Sehr deutlich drückt den Gruppennutzen ein Grosshandelsunternehmen der Sanitär-, Heizungs-, Klimabranche (SHK) aus: „Das neue IT-System wird erst durch die Kooperation bezahlbar! Schon die Pflichtenhefterstellung und das Auswahlverfahren hätten einzeln agierende KMU überfordert.“ Das Unternehmen von Hans Jüde, Geschäftsführer von bechem mit Hauptsitz in Essen ist gerade einer recht imposanten ERP-Partnerschaft beigetreten:

In Deutschland haben sich drei Unternehmensverbünde aus der SHK-Branche mit sechs, acht und elf Mitgliedsfirmen zusammengetan, um eNVenta ERP zu implementieren, weil sie perfekt zu ihren spezifischen Anforderungen passt. Wenn das Projekt abgeschlossen sein wird, werden in den 25 Grosshandelsunternehmen rund 2'500 Anwender mit derselben eNVenta-Branchenlösung arbeiten.

Besonders reizvoll am neu gewonnen Gruppenfeeling ist auch hier die Vernetzung der Lager der beteiligten Unternehmen, denn die Artikelvielfalt in der Haustechnik erfordert eine besonders intelligente Logistik. Sogar Zentral- und Verbandslager sollen noch angebunden werden. Die Erweiterung der Lieferfähigkeit wird sicher nicht nur die ERP-Grossgruppe stärken, sondern auch neue Kundengruppen erschliessen. Für sichere Margen bei den SHK-Kooperationspartnern sorgt eNVenta ERP mit einem ausgefeilten Preissystem mit Rabattleisten und Nettopreislisten sowie einer mehrstufigen Einkaufskalkulation mit Berechtigungssystem.

ERP verbessert die Zirkulation

Einem echten Vollblut-Logistiker bricht jedes Mal das Herz, wenn er einen Lkw auf Leerfahrt schicken muss. So geschehen bei dem deutschen Stahlhandelsunternehmen Roland Stahl aus Bremen, das bisher versuchte, seine Fahrzeuge mit Hilfe von Excel-Listen bestmöglich auszulasten. Seitdem der Stahlhändler – gemeinsam mit zwei anderen Tochterunternehmen derselben Firmenmutter – die vollintegrierte eNVenta ERP nutzt, zu der auch eine Tourenplanung gehört, gelingt der Versuch fast immer, auch beim internen Werksverkehr:

Mindestens einmal pro Woche wird neues Material aus der Produktion des Mutterunternehmens Andernach & Bleck in Hagen abgeholt. Jetzt nutzt Roland Stahl auch die bisher leeren Hinfahrten zum Materialtransport. Für die ERP-Kooperation, zu der neben Roland Stahl noch August Schmidt in Pulheim bei Köln und Heine & Bleck in Hermsdorf bei Leipzig gehören, ergeben sich für den Warenaustausch untereinander erfreuliche Gruppeneffekte:
Die drei Partner können jetzt mit ihren wöchentlichen Lkw-Fahrten zur Produktion auch Nachfragespitzen der Partnerunternehmen ausgleichen. Jede Firma hat zwischen 3'000 und 4'000 Tonnen Stahl auf Lager. Im ERP-Verbund können diese Waren besser zirkulieren.

Mit der neuen software-integrierten Reststückverwaltung wurde der Güterumschlag auch in diesem Bereich optimiert, zumal August Schmidt in Pulheim ein neues Sägezentrum aufbaut, das dadurch noch an Bedeutung gewinnt. Bereits vor der gemeinsamen ERP-Einführung haben die drei Tochterunternehmen die bevorstehende Gruppenbildung zum Anlass genommen, ihre unterschiedlichen, historisch gewachsenen Arbeitsweisen zu vereinheitlichen.

Prozesse und Artikelbezeichnungen wurden angeglichen. Key User aus allen drei Firmen definierten beispielsweise ein einheitliches Artikelnummernsystem, um später konsistente Auswertungen und Vergleiche durchführen zu können. Für das neue Hochregallager von August Schmidt entwickelte der Softwarehersteller eine Schnittstelle für das Kasto-Hochregallager-System, die nun auch bei Roland Stahl in Bremen im Einsatz ist.

Mehr Informationen bei:

eNVenta ERP Schweiz AG
Bahnstrasse 25
8603 Schwerzenbach
Tel. +41 (0) 44 - 825 77 88
Fax +41 (0) 44 - 825 77 01
info(at)enventa.ch
www.enventa.ch


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