«Es gibt teils Anreize für eine maximale Medizin»

Das Tagesgeschäft der Generalsekretärin

CW: Woran arbeitet die Generalsekretärin der CSS im aktuellen Tagesgeschäft?
Chiesa Tanner: Bei der CSS leite ich verschiedene Abteilungen, so zum Beispiel die Gesundheitspolitik. Sie verantwortet gemeinsam mit dem Krankenversicherungsverband Curafutura das politische Lobbying. Ein zweiter Tätigkeitsbereich ist die Organpflege. Die CSS ist als Verein organisiert, hat einen Mitgliederrat als höchstes Organ, den Verwaltungsrat und die Konzernleitung. Hier bereite ich die Geschäfte vor. Der dritte Bereich ist die Entlastung der CEO und Spezialaufgaben.
CW: Zählt das Health Lab auch zu den Spezialaufgaben?
Chiesa Tanner: Nein, das CSS Health Lab gehört nicht dazu. Das Lab ist eine Institution, in der wir mit Forschern kooperieren. Die Idee hinter der Zusammenarbeit: Wir wollen im Bereich der digitalen Therapie eine Vorreiterrolle einnehmen. Es existieren schon sehr viele Angebote im digitalen Gesundheitsmarkt, jedoch fehlt bei fast allen die Evidenz, die nachgewiesene Wirksamkeit in der Behandlung. Zum Beispiel haben wir Apps für Asthmapatienten geprüft: Die meisten beinhalten lediglich Informationen aus Quellen wie Wikipedia. Oder es sind werbliche Angebote von Pharmafirmen. Mit dem Health Lab haben wir den Anspruch, in eine andere Dimension vorzustossen. Insbesondere bei den chronischen Krankheiten wollen wir innovative digitale Angebote entwickeln und dann deren Wirksamkeit erforschen und belegen. Wir versprechen uns davon einen Effizienzgewinn und Kosteneinsparungen in der Behandlung und Betreuung von chronisch Kranken.
Gabriella Chiesa Tanner, hier im Gespräch mit CW-Redaktor Mark Schröder, arbeitet seit fast 20 Jahren bei der CSS
Quelle: Samuel Trümpy / NMGZ
CW: Wird man Kunde der CSS sein müssen, um die App verwenden zu können?
Chiesa Tanner: Das ist eine gute Frage. Wir überlegen tatsächlich in verschiedene Richtungen. Für die Nutzung einer unserer neuen Apps muss man kein Kunde der CSS sein. Gemeinsam mit der Lungenliga haben wir bestehende Asthmaschulungsunterlagen für Kinder digitalisiert. Die Trainings sind jetzt als Comic umgesetzt und werden in Zukunft noch mit einem Chatbot ergänzt. Da es sich hier um ein Kooperationsprojekt handelt, wollen wir nicht auf Exklusivität bestehen. Andere Entwicklungen des Health Labs sind allenfalls patentierfähig. Hier stellen wir durchaus Überlegungen zum Geschäftsmodell an. So könnten Personen, die nicht bei uns versichert sind, für die App bezahlen, während CSS-Kunden die App gratis nutzen könnten.
CW: Was bedeutet für Sie die Digitalisierung?
Chiesa Tanner: Ich verstehe die Digitalisierung als wich­tiges Hilfsmittel, um den Alltag und Geschäfte einfacher zu bewältigen. Wenn ich früher eine Reise nach Genf unternehmen wollte, habe ich einen Blick in das SBB-Kursbuch geworfen, um die ideale Verbindung zu finden. Das war langsam und umständlich. Heute frage ich eine App, die mir jederzeit schnell und intelligent Auskunft gibt.



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