Microsofts Fünfte
16.10.2007, 09:56 Uhr
Der BizTalk Server 2006 R2
Mit dem aktuellen R2-Update von BizTalk Server 2006 erhalten Entwickler eine breite Palette an Möglichkeiten zum Erstellen von Business-Process-Management-Lösungen (BPM). Eine zentrale Rolle spielen dabei die Adapter.
Andreas W. Niegel und Marcus J. Armbruster sind Experten im Bereich BizTalk und Inhaber der Consulting- und Trainingsfirma AKN Partners. niegel@aknpartners.com, armbruster@aknpartners.com
Die wichtigste Neuigkeit für Entwickler gleich vorweg: BizTalk Server und .NET wachsen beim aktuellen Release enger zusammen. Nachdem mit der Version 2004 erstmals .NET ins Spiel kam (damals noch in der Version 1.1), ging mit der Version 2006 auch eine Umstellung auf .NET 2.0 einher. Die aktuelle Version R2 ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit des BizTalk-Server-Teams bei Microsoft mit jenem Entwicklerteam, das für die Umsetzung der Windows Communication Foundation (WCF) als eine der «Säulen» von .NET 3.0 zuständig war. Ein weiteres Resultat dieser engen Zusammenarbeit ist das WCF LOB Adapter SDK, mit dem sich Adapter auf der Basis von WCF und WF (Windows Workflow Foundation) erstellen lassen. Alle künftigen BizTalk-Adapter sollen mit diesem SDK umgesetzt werden.
WCF-Adapter für BizTalk Server 2006 R2
Der neue WCF-Adapter basiert nicht ohne Grund auf der Windows Communication Foundation (WCF). Erst durch sie werden neue Szenarien für BizTalk Server wie Transaktionen über WebServices, WS* Security-Unterstützung oder auch MTOM möglich (MTOM = Message Transmission Optimization Mechanism, ein auf SOAP basierender W3C-Standard für optimierte, komprimierte Nachrichtenübertragung zwischen zwei Endpunkten durch Einbettung binärer Daten in XML). Der WCF-Adapter ist damit ein typischer Kommunikationsadapter. Entweder kommuniziert ein WCF-Client mit einem BizTalk Server 2006 R2 WCF-Dienst oder ein BizTalk Server ist WCF-Client eines anderen Dienstes (beispielsweise auch Dienste anderer Plattformen). Die Funktionalität und Konfiguration des Adapters ähnelt jenen der SOAP-Adapter in den Versionen 2004 und 2006, umfasst jetzt jedoch nativ WS*-Standards und eine Vielzahl neuer Protokolle (unter anderem TCP, NamedPipe und MSMQ). Die Ablauflogik und die Schemata der WCF-Dienste werden mit Hilfe von «WCF Adapter Wizards» generiert und veröffentlicht.
Unterstützt durch die neuen Wizards gestaltet ein BizTalk-Entwickler das Konsumieren externer WCF-Dienste innerhalb eines Geschäftsablaufs. Ein kompletter Wizard-Durchlauf erzeugt die erforderliche Implementierungs- beziehungsweise Laufzeitartefakte wie Schemata und Port-Typen.
Durch den Einsatz «WCF-WsHttp» wird die Interoperabilität zu Diensten erreicht, die folgenden Standards (oder einer Untermenge dieser Standards) entsprechen: SOAP 1.2 Messaging, WS-Addressing 2005/08, WSS SOAP Message Security 1.0/1.1, WS Secure Conversation / WS Trust, WS Atomic Transactions / WS Coordination und WS Metadata Exchange.
WCF-LOB-Adapter-SDK
Das WCF-LOB-Adapter-SDK dient dem Erstellen von Adaptern für typische Line of Business-Anwendungen, etwa für bestehende Anwendungen, wie ERP, CRM oder Datenbanken. Es basiert auf der «WCF Channel Infrastructure». Damit erstellte Adapter sind mit der WCFCustom Adapter-Bindung in BizTalk Server 2006 R2 einsetzbar.
BizTalk-Adapter-Pack
Die im kommenden BizTalk-Adapter-Pack enthaltenen Adapter basieren auf dem WCF LOB Adapter Framework und bieten Zugriff auf Systeme von SAP, Oracle oder Siebel. Die Veröffentlichung erfolgt, so Microsoft, zeitlich nach der Freigabe von BizTalk Server 2006 R2. Eine getrennte Lizenzierung von BizTalk Server 2006 R2 wird für .NET Anwendungen, Microsoft Office SharePoint Server 2007 und Microsoft SQL Server 2005 Integration Services möglich sein. Die Preise sollen im Bereich einer Standard Edition von BizTalk Server 2006 R2 liegen.
Die Rolle der BAM-Interceptoren
BizTalk Server 2006 R2 enthält zwei neue Interceptoren für die WF und WCF neben den bereits zuvor enthaltenen Interceptoren für die beiden Kernbereiche BizTalk Server Messaging und Orchestrierung. Interceptoren ermöglichen eine codefreie, deklarative, durchgängige Modellerstellung, die Bereitstellung und den Betrieb einer Infrastruktur für die fachliche Analyse (Stichwort: Business Activity Monitoring. BAM). Die Konfiguration der Interceptoren erfolgt zum einen in der Laufzeitumgebung und zum anderen beim Interceptor selbst.
Derzeit ist die «Datenbefüllung» von BAM im Kontext einer Business-Process-Management-Lösung mit den Teillösungsbausteinen MOSS/WSS und WF nur programmatisch über die BAM-API (WebService-Schnittstelle) möglich. Der elegantere und auch änderungsfreundlichere Weg über einen WF-Interceptor innerhalb MOSS/WSS ist noch nicht einsetzbar, da die Entwickler von MOSS/WSS diesen konsequent für externe Eingriffe und Erweiterungen wie Interceptoren zunächst abschotteten. Technische Nachbesserungen oder ein Servicepack werden dies bestimmt in kürzester Zeit ändern, da Teilnehmer am TAP- und Jumpstart-Programm diese Funktionalität bereits wünschen.
Installation und Konfiguration
Die Installation von BizTalk Server 2006 R2 entspricht der der Vorläuferversion. Neu ist lediglich, dass die .NET 3.0-Laufzeit vorausgesetzt wird. Als neue Auswahlmöglichkeiten bietet die Installation: WCF Adapter, EDI/AS2, WCF Tools (Adapter Wizards) und BAM Interceptoren (für WCF und WF). Getrennte Installationen sind für BizTalk RFID, das WCF Line of Business Adapter SDK oder das BizTalk-Adapter-Pack. Microsoft liefert für die Konfiguration der Laufzeitumgebung erfreulicherweise die identische Software mit dem zusätzlichen konfigurierbaren Element EDI. Die optionalen Elemente WCF Adapter und BAM Interceptor benötigen nach der Installation keine weitere Konfiguration mehr.
Die Integration steht im Mittelpunkt
Der wichtigste Aspekt beim neuen BizTalk Server 2006 R2-Release ist die Integrationsmöglichkeit in bestehende und in Entwicklung befindliche Anwendungen. BizTalk öffnet sein Business Activity Monitoring für WF und WCF. So können künftige BPM-Lösungen Anwendungen auf der Basis von BizTalk Server und auf .NET 3.0 basierende Anwendungen zu einem fachlichen Analysemodell zusammenführen. Die deutlich erweiterte EDI/AS2-Unterstützung soll für eine bessere Integration in Anwendungen auf anderen Plattformen sorgen. Für Entwickler werden das WCF-LOB-Adapter-SDK und das BizTalk-Adapter-Pack die Entwicklung und Anpassung erleichtern.
Die Zukunft von BizTalk-Server ist vielversprechend. Die nach dem R2-Release folgende BizTalk Server-Generation soll die Plattformentwicklung im Business Process Management und der Serviceorientierung fortführen. Der Lebenszyklus der (Software-)Lösungserstellung erfolgt mit erhöhtem Abstraktionsgrad mittels modellgetriebener Entwicklungsmethoden (Stichwort «Model Driven Development») und neuen Kompositions- und Wiederverwendungsmethoden. Auch sollen insbesondere frühe Phasen im Softwarelebenszyklus (Analyse und Prozessmodellierung) rollenbasiert mit domänenspezifischen Sprachen und Software unterstützt werden und geschlossene, effiziente Softwarelebenszyklen möglich machen. Der Anwender erhält die Flexibilität der Kombination von fremdbetriebener Software (Stichwort «Software as a Service», kurz SaaS), Diensten (intern wie extern) und eigenen Anwendungen. Mit BizTalk Services (bereitgestellt als SaaS) plant Microsoft einen «Internet Service Bus» mit Plattformkerndiensten zur Nutzung/Komposition aus/von .NET-Anwendungen.Marcus J. Armbruster, Andreas W. Niegel