21.03.2016, 09:00 Uhr

Warum nutzen wir unser Hirn nur zur Hälfte?

Unser Gehirn ist äusserst leistungsfähig, doch leider nutzen wir das nur sehr bedingt. Warum ist dies so?
Vereinfacht gesagt besteht unser Gehirn aus zwei Bereichen. Der eine Teil dient der Fokussierung von Dingen, der andere auf die Aufnahme des Kontexts, sprich des grossen Ganzen. Der fokussierende Teil ist der rationale Anteil unseres Gehirns; mit ihm rechnen, schreiben und lesen wir. Mit dem Schuleintritt wird dieser Teil des Gehirns konsequent über viele Jahre hinweg geschult. Der zweite, betrachtende Teil unseres Gehirns ist für räumliches Denken und das Erkennen von Formen und Bildern verantwortlich. Dieser Anteil wird in der Regel während unserer Ausbildung vernachlässigt, da er deutlich emotionaler ist und folglich komplizierter zu erklären als der zuvor geschilderte rationale Bereich. Aus Sicht des Gehirns ein Dilemma: Ein Teil wird ständig mit Reizen und Herausforderungen gefüttert, der andere Teil fristet ein Leben im dunklen Kämmerchen. Was bedeutet diese Erkenntnis für die Arbeitswelt? Täglich werden Tonnen von Konzeptpapieren erstellt, Abermillionen von sinnlosen E-Mails versandt und Unmengen von Meetingprotokollen erstellt. Mit anderen Worten: Wir generieren Unsummen von lieb- und emotionslosen Bleiwüsten, die weder beachtet noch gelesen werden und letztlich zu keinem Erfolg führen. Ein besonders beliebter Einsatzbereich für derartige Bleiwüsten ist das Projektmanagement. Meine Profession ist das Projektmanagement und ich bin der festen Überzeugung, dass das nicht sein muss. Ein Projekt stellt aus meiner Sicht eine Anhäufung von Herausforderungen, Unvorhersehbarkeiten und Risiken dar. In der Konsequenz bedeutet dies, dass eine Abfolge von Problemlösungen den Schlüssel zum ersehnten Ziel – einem erfolgreichen Projekt – darstellt. Albert Einstein sagte einmal: «Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.» Warum versuchen wir es dennoch immer wieder? Ich behaupte, weil wir es so gelernt haben und das «Best Practice» darstellt. Mein Plädoyer lautet daher: Trainiert die zweite Hälfte eures Gehirns und bringt mehr Bilder in die Business-Welt.
Das nachfolgende Beispiel soll diese Aussage illustrieren: Ich war Projektleiter eines internationalen IT-Rollout-Projekts. Eines unserer Länder war China. Eine der Rahmenbedingungen war, dass aufgrund des Kostendrucks keine Reisen möglich waren. Wie also kommunizieren? Unser erster Versuch war eine Kommunikation via E-Mail. Wir stellten uns schriftlich bei den asiatischen Kollegen vor und erfragten eine Inventarliste bestimmter Systeme. Die Antwort war ein kommentarloses Netzwerk-Diagramm. Unser nächster Anlauf war der Versuch eines Telefonats. Mit Schrecken mussten wir feststellen, wie unterschiedlich die Sprachen Deutsch-Englisch und Chinesisch-Englisch sind. Video-Konferenzen waren daher unser dritter Versuch. Wir konnten tatsächlich eine Verbesserung feststellen, allerdings beruhte diese primär auf dem Umstand, dass wir optisch erkennen konnten, dass uns die Gegenseite nicht allzu gut verstand. Also stellten wir einen Flipchart vor die Kamera und begannen unsere Ideen zu visualisieren. Das Ergebnis war verwunderlich und spannend zugleich: Die chinesischen Kollegen stellten ebenfalls einen Flipchart auf und begannen unsere Zeichnung zu übernehmen und zu ergänzen. So entstand eine Kommunikation auf visueller und verbaler Ebene zugleich. Es lässt sich also festhalten, dass die Visualisierung unser Türöffner war, um letztlich ein erfolgreiches Rollout-Projekt durchzuführen. Kurse: Projektmanagement-Visualisierung Kurs: Visuelles Projektmanagement Kurs: Die visuelle Analyse Canvas Kurs: Visuelles Stakeholder-Management Hier finden Sie eine Übersicht über unsere Projektmanagement-Visualisierungs-Kurse.


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