Praxis 19.08.2015, 09:00 Uhr

Soziale Führungskompetenz als wichtiger Soft Skill in der heutigen Arbeitswelt

Viele Unternehmen werden betriebswirtschaftlich wie Apparate behandelt und entsprechend technokratisch geführt.
Es geht im Wesentlichen um das sinnvolle, nachvollziehbare Verteilen von organisatorischen Aufgaben innerhalb eines bestimmten Zeit- und Kostenrahmens. Ziel: Umsatzsteigerung.
Die Gewinn-Maximierungsquote wird vorausberechnet und die dazu notwendigen Steuerungsmechanismen werden von der Hierarchiespitze abwärts in die breite Mitarbeiterschaft geschleust.
Der Mensch unterwirft sich diesem «Zwangssystem Betrieb» und Führung wird lediglich als persönlicher Prozess zwischen den Mitarbeitern und den Sachzwängen gesehen.
Das «Was…» (…ist zu tun) spielt die erste Geige und nicht die Fragen nach dem «Wie…» (…geht es dem Menschen dabei). Was ist zu welchem Zeitpunkt zu erledigen, in welcher Reihenfolge, in welcher Form, in welcher Geschwindigkeit, in welcher Struktur – diese Fragen stehen dabei im Vordergrund.
Und was wäre, wenn …
Wehe es denkt jemand bei einem Entwicklungsprozess vom Ende her und verlässt damit die erwartete lineare Denk-Struktur, oder ein Querdenker im Team wirft alle vorhandenen Paradigmen über den Haufen, um an neue Ideen heranzukommen. Das wird oft als Bedrohung einer bestehenden, bestens funktionierenden Ordnung aufgefasst. In vielen Unternehmen hat der Begriff «Historie» hohe Priorität. Was nichts anderes heisst als: «Das haben wir schon immer so gemacht!»
Hard vs. Soft Skills
Wir wurden darauf getrimmt, zuerst die Sachprobleme zu erkennen und zu lösen und falls dann noch nötig, den Menschen zu betrachten.
Die sogenannten «Hard Skills» bezeichnen faktische, berufstypische Qualifikationen, die durch Zeugnisse und Leistungstest objektiv sichtbar gemacht werden.
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Die «Soft Skills» betreffen persönliche Fähigkeiten und gehen über rein fachliche Fähigkeiten hinaus. Themen wie Selbstvertrauen, Selbstbeobachtung oder Verantwortung werden lautlos relevant. Es geht um Respekt und das richtige Gefühl für Situationen und nicht das blanke Abrufen von Daten und Zahlen.
Wie bestreitet denn ein Chef mit einer hohen Sozialkompetenz ein Kritikgespräch? Er trennt Mensch und Sache voneinander und kritisiert «nur» die Sachlage. Er geht also nicht persönlich auf den Menschen los – nach dem Motto: «Was haben Sie sich denn dabei gedacht, als Sie vergassen, den Namen des Kunden zu notieren? Wie sollen wir denn die Bestellung über CHF 2000.– bearbeiten, ohne die Anschrift zu kennen? Wofür haben wir denn Telefonlisten…? Wie blöd kann man sich eigentlich anstellen?»
Wenn der arme Mitarbeiter so in die Pfanne gehauen wird, ist er sicher hoch erfreut, in diesem Unternehmen zu arbeiten und wird den nächsten Kunden am Telefon mit freundlicher Stimme begrüssen und man wird ihm anmerken, wie glücklich er ist, dessen Wünsche zu erfahren… ;-)
Mehr als nur nett sein …
Zu den Soft Skills zählt auch Motivationsfähigkeit. Die sachlich geprägten Chefs denken, dass diese Fähigkeit eine erlernbare Technik ist. Die anderen haben ein untrügliches Gespür dafür, wie man motiviert und wissen, dass sich das nicht durch eine Technik erlernen lässt.
Schaffen Sie ein angstfreies Klima, in dem Respekt herrscht, Begeisterungsfähigkeit gefördert wird und Aufgaben nach den wirklichen Fähigkeiten der Mitarbeiter verteilt werden und nicht nach Zeitplan oder danach, wer gerade zur Verfügung steht. Soft Skills bedeutet auch, die Kompetenz des Einzelnen zu stärken. Das Ziel in eigener Geschwindigkeit erreichen lassen. Und: eine Fehlerkultur installieren! Wenn die Mitarbeiter Angst davor haben, Fehler zu machen, dann werden sie alles tun, um diese zu vermeiden und irgendwann ist «Dienst nach Vorschrift» eingekehrt.
Feedback – und zwar von beiden Seiten
Lassen Sie zu, dass Feedback nicht nur von «oben» nach «unten» erfolgt, sondern dass Ihnen in Einzelgesprächen Ihr Mitarbeiter vertrauensvoll sagen kann, wie er Sie als Chef erlebt, was er sich wünscht und was er braucht, um wirklich erfolgreich arbeiten zu können. Geben Sie Ihrem Team die Gewissheit, dass seine Arbeit wert- und sinnvoll ist.
Auch wenn Sie viel Verständnis für Ihre Mitarbeiter aufbringen, Sie dürfen nie ihr «bester Freund» werden und ihnen alle Sorgen abnehmen. Nein. Die Selbstverantwortung des Einzelnen ist und bleibt eine unverzichtbare Grösse in der erfolgreichen Zusammenarbeit. Harmonie um jeden Preis zu erhalten, ist kein Zeichen für eine hohe soziale Fähigkeit.
Bei wirtschaftlichen Krisen oder Umstrukturierungen darf es sogar eine Phase geben, in der Sie autoritär entscheiden. Hier geben Sie allein den Kurs vor und Ihre Mitarbeiter fügen sich in die von Ihnen angeordneten Massnahmen. Auch dies ist ein Merkmal sozialer Führungskompetenz.
Fazit
Die generelle Werthaltung aller Soft Skills lautet: Den Menschen in den Mittelpunkt des betrieblichen Geschehens stellen.


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