Praxis 21.08.2015, 08:58 Uhr

Drucker im Büro – ich bin auch eine Elektro-Heizung

Mit dem Internet hat auch die eMailflut eingesetzt und der Bedarf an Drucksystemen nahm nochmals zu. Erst mit einer Generation, welche die Informationen primär auf dem Smartphone oder dem Tablet verarbeitet, hat eine breite Reduktion der gedruckten Informationen und somit der Drucksysteme eingesetzt.
Mit der Einführung von Multifunktions-Devices (MFD), welche drucken, kopieren, faxen und scannen können, setzte eine weitere Konsolidierung der Bürodrucker ein. Trotz all diesen Entwicklungen stehen heute noch ca. 500‘000 Drucker (nebst den MFP) in den Büroräumlichkeiten von Schweizer Unternehmen. Diese halbe Million Drucker werden beinahe vollumfänglich mit der bekannten und auch zuverlässigen Lasertechnologie betrieben.
Was jedoch viele Benutzern weniger kennen, ist die Tatsache, welchen Stromverbrauch die Lasertechnologie mit sich bringt. So liegt die Einbrenntemperatur in der Regel um die 1800C. Um diese Temperatur in den Heizwalzen möglichst schnell zu erreichen, wird ein Stromfluss bei einem Drucker zwischen 600 und 900 Watt notwendig. Im Vergleich dazu liegt der Strombedarf eines typischen Raclette-Ofen bei ca. 1‘100 Watt.
Auch im Standby-Betrieb benötigen die Drucker noch zwischen 15 und 95 Watt, je nach Hersteller, Alter und Typ.
Was bedeutet dies für den Energieverbrauch der Schweiz (Hochrechnung):
Büro-Drucker in der Schweiz:ca. 500‘000 Geräte Durchschnittliche Nutzung pro Tag:ca. 8 Stunden Standby-Strom pro Gerät:ca. 30 Watt Arbeitstage pro Jahr: 200 Tage
Rechnung: 500‘000 Geräte x 8h x 30 Watt x 220 Tage = 26‘400‘000‘000 Wh = 26,4 GWh pro Jahr
Dieser Wert ergibt etwa 1/3 der erzeugten Windenergie in der Schweiz vom Jahre 2013 oder der Verbrauch von knapp 6‘000 Haushalten. Umgerechnet bedeutet dies eine Umweltbelastung von 15‘840‘000 kg CO2.
Zu bemerken ist im weiteren, dass in dieser Hochrechnung nur der Standby-Strom berücksichtigt wurde. Der effektive Stromverbrauch dürfte deutlich höher sein
Aus dieser Betrachtung ergeben sich zwei primäre Fragestellungen: Wie hoch ist der effektive Energiebedarf? Wie kann dieser Energieverbrauch ohne grössere Nachteile reduziert werden?
Der effektive Energiebedarf kann wohl nur durch Messungen vor Ort ermittelt werden. Auf dem Markt sind die ersten Messgeräte und Fachkräfte für solche Analysen verfügbar. Im weiteren kann der Stromverbrauch bei modernen Drucksystemen mit speziellen Instrumenten direkt ausgelesen werden.
Ein sinnvoller Betrachtungszeitraum sollte zwei bis drei Monate umfassen. Auf diesen Basiswerten kann ein realistisches Soll-Ziel definiert werden.
Massnahmenkatalog Als erstes sollte geprüft werden, ob alle Drucker auch notwendig sind und auch genutzt werden. Für ein paar gedruckte Seiten pro Monat können einige wenige Schritte auf den Korridor durchaus zugemutet werden.
Gerätepark erneuern -> In der Regel gilt: Je neuer ein Gerät, desto tiefer ist der Stromverbrauch.
Einsatz von energiesparenden Geräten -> wenn immer möglich sollten Geräten mit tieferen Verbrauchswerten der Vorzug gegeben werden. Dabei ist ein besonderes Augenmerk auf den Standby-Strom zu richten.
Stromreduktion durch Konsolidierung -> In vielen Fällen können Einzelplatzdrucker zusammengefasst und durch ein Multifunktionsgerät ersetzt werden. Dabei ist zu erwähnen, dass ein grösseres Gerät nicht unbedingt mehr Strom verbraucht als ein kleiner Drucker.
Einsatz von Drucksystemen mit einem intelligenten Timer -> Moderne Systeme sind mit einer intelligenten Timerfunktion ausgestattet, welche anhand der Nutzung die Stromsparfunktionen optimal unterstützt. Wenn wir zum Beispiel von einer typischen Volksschule ausgehen, welche um 7 Uhr morgens öffnet und abends um 19 Uhr wieder schliesst, so ergeben sich im Profil etwa 4,5 Stunden, an welchen das Drucksystem aktiv genutzt wird. In der restlichen Zeit befindet sich das Gerät in verschiedenen Sparmodi, welche nur einen Bruchteil des Strombedarfs vom aktiven Modus benötigen.
Fazit In einem praktischen Beispiel haben wir eine Abteilung mit sieben Bürodruckern betrachtet. Diese sieben Drucker benötigten im aktiven Betrieb total knapp 6‘000 Watt, im Standby Betrieb noch ca. 450 Watt. Diese sieben Drucker wurden durch ein Multifunktionsgerät ersetzt. Dieses benötigt im aktiven Betrieb 580 Watt und im Standbymodus noch 40 Watt. Der Stromverbrauch konnte in dieser Abteilung um den Faktor 10 gesenkt werden. Über den typischen Lebenszyklus von fünf Jahren bedeutet dies eine Reduktion des Strombedarfs um 3‘520 kWh. Als positiver Nebeneffekt konnten die Stromkosten um CHF 600.- gesenkt werden.
Empfehlung Die genannten Beispiele zeigen auf, dass mit einem bescheidenen Aufwand ein beachtlicher Beitrag zur Stromreduktion erbracht werden kann. Wenn die meisten Unternehmen und Behörden einen Fokus auf diese Erkenntnis legen, wird nicht nur im Büro Strom gespart, sondern auch die Sensibilität im Privathaushalt für den Stromkonsum kleiner Geräte gelegt.


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