x86-Virtualisierung 28.07.2015, 16:33 Uhr

VMware und Microsoft top - Oracles Preiskampagne - Citrix' clevere Cloud-Strategie

VMware behauptet zwar seinen Spitzenplatz. Aber Microsoft holt auf. Der Markt bleibt in Bewegung: Cloud-Szenarien verlangen nach leichteren, flexibleren Lösungen.
Die Highlights der Gartner-Studie X86-Server-Virtualisierung vom Juli 2015: VMware führt den Markt der x86-Server-Virtualisierung mit grossem Abstand an. Das Unternehmen ist Markt- und Technologieführer. Dennoch trüben Sorgen um die Preispolitik und ein drohender Vendor-Lockin die Freude der Kunden. Microsoft konnte Boden gutmachen und hat sich als einziger weiterer Anbieter in Gartners Leader-Quadranten positioniert. Der Schwerpunkt liegt aber nach wie vor auf Windows-Umgebungen und Windows-Server. Ausserdem berichten Kunden von Schwächen bei der Bedienbarkeit der Lösungen. Oracle bevorzugt punkto Lizensierung und Preis seine eigene Virtualisierungslösung. Die meisten Oracle-Datenbanken laufen auf VMware. Wegen Unsicherheiten bei der Lizensierung - ausgelöst durch neuere vSphere-Releases - werden einige VMware-Kunden jedoch zu Oracle-VM wechseln. Citrix vernachlässigt seine Server-Virtualisierung, nimmt Rücksicht auf Microsoft. Citrix setzt seinen Xenserver aber zunehmend als strategischen Cloud-Baustein ein. Der Infrastrukturmarkt der x86-Server-Virtualisierung nutzt die Computing-Power im Unternehmen besser aus. In Folge sinken die Hardware-Kosten und die Service-Qualität steigt. Diese Vorteile haben Unternehmen überzeugt: Etwa 75 Prozent aller x86-Server-Workloads sind bereits virtualisiert, der Markt nähert sich der Sättigungsgrenze. Er bleibt aber in Bewegung. Die Cloud und agile Entwicklungsmethoden zwingen Kunden, leichtgewichtigere Virtualisierungslösungen oder mehrere Lösungen nebeneinander einzusetzen. Stärken und Schwächen der Anbieter VMware konnte seine Marktführerschaft behaupten und bleibt der dominante Player im Infrastrukturmarkt der x86-Virtualisierung. Kunden sind sehr zufrieden mit den Lösungen und dem gebotenen Support. Gleichwohl bleiben Bedenken wegen der hohen Kosten und wegen eines drohenden Vendor-Lockin. Kunden stellen daher öfter als früher Vergleiche zwischen VMware und Microsofts Hyper-V an. Besonders bei kleineren Kunden ist die Versuchung gross, von VMware zu Microsoft zu wechseln - und einige tun das auch. VMware bleibt jedoch weiterhin auf dem Wachstumspfad. Die Geschäftszahlen für das soeben beendete zweite Quartal 2015 belegen das. Im Vergleich mit dem zweiten Vorjahresquartal wuchs der Umsatz mit Lizenzen um vier Prozent. Wachstum ist in einem zunehmend gesättigten Markt aber immer schwieriger zu erreichen. Und die Konkurrenz greift mit kompetitiven Preismodellen an. Zum Beispiel die Amazon Web Services, die auf Citrix Xenserver laufen. VMware dominiert den Markt der klassischen Unternehmens-Workloads, aber nicht die Cloud. Dort spielt Amazon die Hauptgeige. VMwares eigene Lösung vCloud Air ist bislang, im Vergleich mit Amazon, ein kleiner Marktspieler. Auch Konkurrent Microsoft greift über den Preis an, nicht nur in der Cloud, sondern auch on-premise. VMware wird mit Niedrigpreis-Angeboten nachziehen müssen, um kompetitiv zu bleiben. Microsoft hat die Technologielücke zu VMware geschlossen und ist zurzeit das einzige Unternehmen, das dem Marktführer auf den Fersen bleibt. Microsoft überzeugt vor allem kleine bis mittelgrosse Kunden, die bislang erst zu einem geringen Prozentsatz ihre Serverlandschaften virtualisiert haben, und die stark auf Windows, Windows Server 2012 R2 und Azure setzen. Nächste Seite: Microsofts Schwäche, Citrix' Strategie Grössere Unternehmen mit bereits hoher Virtualisierungsquote tun sich mit dem Wechsel von VMware zu Microsoft aber sichtlich schwerer. Sie fahren stattdessen eine andere Strategie und setzen Microsofts Hyper-V sozusagen probeweise zunächst in Nischen wie Web-Stores, kleineren Niederlassungen oder separaten kleineren Rechenzentren ein. Bei grossen und kritischen Einsatzszenarien fehle es Microsoft bislang noch an Referenzen und infolgedessen an Erfahrung, konstatieren die Analysten. Unter Oracles Kundschaft haben die neuen vSphere Releases 5.1 bis 5,5/6 von VMware für Furore gesorgt. Diese Releases sprengen die Cluster-Grenzen, und die Grenzen eines vCenter. Virtuelle Maschinen, die zum Beispiel eine Datenbank von Oracle enthalten, können dadurch auf weitaus mehr physische Ressourcen migriert werden als mit älteren vSphere-Versionen. Und da Oracle die Lizenzkosten für seine Datenbank aufgrund der Hardware (CPUs/Cores) abrechnet, würde die neue Flexibilität - im Prinzip - die Lizenzkosten für Oracle Software in die Höhe treiben. Um diesem Missstand aus dem Weg zu gehen, könnten VMware-Kunden besser gleich auf Oracle VM zu wechseln. Sinkende Kosten - ein gutes Argument Zudem räumt Oracle seinen Kunden, die Software plus Virtualisierung von Oracle benutzen, Sonderkonditionen ein. Sinkende Kosten sind immer ein gutes Argument. Ein weiteres: Der Anbieter bedient den gesamten Software-Stack und ist daher in der Lage, seine Virtualisierung so anzupassen, dass sie optimal mit Oracle DBMS/RAC (Real Application Cluster) und Oracles Business-Applikationen zusammenspannt. Laut Gartner haben jedoch im letzten Jahr die Nachfragen nach Oracle VM nachgelassen. Auch favorisiere der Anbieter zu vehement einen Oracle-only Stack, um eine grössere Marktdurchdringung zu erreichen, kritisieren die Analysten. Oracle selbst braucht das nicht zu kümmern, spielt die Virtualisierungstechnologie für das Geschäftsergebnis doch nur eine marginale Rolle. Citrix führt den Markt der Desktop-Virtualisierung (Virtual Desktop Infrastructure - VDI) an. Die beiden Lösungen XenDesktop und XenApp setzen viele Unternehmen und Hosting-Partner ein. Eigentlich hat Citrix mit XenServer auch einen verlässlichen Server-Virtualisierer im Portfolio und hat im Januar 2015 eine neue Version mit zahlreichen neuen Features auf den Markt gebracht. Offensichtlich verzichtet Citrix jedoch auf die Monetarisierung seines XenServer, und konzentriert sich ganz auf seine VDI-Lösungen XenDesktop und XenApp. Stattdessen setzt die von CEO Mark Templeton angeführte Firma ihren kostenlosen XenServer als strategische Waffe im immer wichtiger werdenden Cloud-Geschäft ein. Ein Cloud-Anbieter wie Amazon, der bereits Citrix' Xenserver im Einsatz hat, greift dann auch leichter zu VDI-Lösungen wie XenApp und XenDesktop, weil die Programme optimal zusammenarbeiten. Diese Strategie richtet sich zum einen gegen VMware, den hochpreisigen x86-Server-Virtualisierungsmarktführer. Sie spielt aber auch Citrix' langjährigen Partner Microsoft in die Hände. Gartner sieht grosse Opportunitäten in den Märkten Telekommunikation und Cloud Services. Allerdings geht der kostenlose XenServer nicht konkurrenzlos ins Rennen. Auch der Open-Source-HyperVisor KVM und Red Hat sind dort bereits stark positioniert. Red Hat kann punkto Red Hat Enterprise Linux (RHEL) auf eine starke und loyale Kundschaft zählen. Zusätzlich hat der Anbieter mit CloudForms eine solide OpenStack-Lösung sowie Middleware und Management-Tools im Angebot. Die Mehrzahl der RHEL-Instanzen läuft jedoch auf VMware, und das, so die Gartner-Analysten, sei schwierig zu ersetzen.



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