Windows XP Support 08.04.2014, 12:29 Uhr

User zahlen Millionen

Unternehmen und Behörden zahlen Millionenbeträge für eine Gnadenfrist für Windows XP. Trotzdem bleibt ein Restrisiko, insbesondere da die Zahlen der Marktforscher täuschen.
Der damalige Microsoft-CEO Steve Ballmer am «Windows Experience Day» zum Start von XP
Mit Windows XP brachte Microsoft im Jahr 2001 seine Endkunden- und Business-Betriebssysteme wieder zusammen. Die intuitive Bedienung von Computern, die Verbraucher aus dem Privatleben kannten, sollte auch im Büro die Produktivität steigern. So steht XP für «eXPerience», der Slogan zum Verkaufsstart am 25. Oktober 2001 lautete: «eXPerience the new Windows». Die Fusion der Betriebssysteme gelang, Windows XP wurde ein Verkaufsschlager im Endkundengeschäft wie auch im Firmenumfeld. Selbst zwölfeinhalb Jahre nach dem Launch melden die Webstatistiker immer noch fast 30 Prozent Marktanteil für das betagte System. Am heutigen 8. April 2014 endet nun der Support für Windows XP. Microsoft liefert letztmalig Sicherheitsupdates aus. Anschliessend könnten die von den Marktforschern von Net Applications mit rund 2,2 Millionen Rechnern bezifferte XP-Gemeinschaft zu einer Bedrohung werden. Die Bedrohung wird allerdings noch unterschätzt: In den Marktdaten nur enthalten sind Systeme, die sich via Browser als XP-Rechner zu erkennen geben. Findige User können die Kennung einfach ändern. Ausserdem fehlen Computer ohne herkömmlichen Internetanschluss – beispielsweise Bankomaten und andere Embedded Systems. Auch im Industriebereich ist Windows XP verbreitet: Displays in Bus und Tram, Kassen, Messgeräte, Multimedia-Telefonen, Spielautomaten und Zugbegleiter-Terminals sind nur einige Beispiele, in das Betriebssystem verwendet wurde und wird. Welchen Marktanteil XP wirklich hat, lässt sich nicht definitiv bestimmen. Denn auch in aufstrebenden Wirtschaften in Fernost und Südamerika sind die Nutzerzahlen beeindruckend hoch. Allein in China laufen zwei Drittel aller Unternehmenscomputer mit XP, berichten die Kollegen der US-amerikanischen «Computerworld».

Millionen für XP-Support

Unterdessen ist aber klar, dass trotz verlängerter Supportlaufzeit nicht alle Unternehmen die Migration weg von XP rechtzeitig zum heutigen Stichtag geschafft haben. An die Öffentlichkeit gelangten millionenschwere «Custom Support Agreements» der britischen, deutschen und niederländischen Regierungen. Die Schweizer Behörden haben offenbar rechtzeitig den Absprung gefunden. Seit zwei Jahren arbeiten rund 25'000 Benutzer der Bundesverwaltung an Standardarbeitsplätzen mit Windows 7. Die öffentlichen Verwaltungen haben indes auch Erfahrung mit veralteten Systemen. So beschloss im August vergangenen Jahres das Staatsekretariat für Wirtschaft (Seco) die Migration des Auszahlungssystems der Arbeitslosenkassen (ASAL). Das aktuell betriebene System läuft seit dem Jahr 1993 und auf der Entwicklungsumgebung CA 2E. Diese Plattform hat längst das Ende ihres Lebenszyklus erreicht. Für 22 Millionen Franken wurde CSC beauftragt, die Umgebung auf Java zu portieren. Mit Windows XP kommen nun noch Systeme hinzu, die entweder teuer weitergepflegt oder schnellstmöglich migriert werden müssen – sowohl in Behörden als auch Unternehmen. «Für die Enterprise-IT ist der Betrieb von End-of-Life-Software nichts neues. Es gibt immer Mittel und Wege, die mit veralteten Anwendungen verbundenen Risiken in den Griff zu bekommen», weiss Richard Edwards, Analyst beim Beratungsunternehmen Ovum.



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