26.10.2016, 14:32 Uhr

Wie gut urteilen Roborichter?

Wissenschaftler haben mit Hilfe von künstlicher Intelligenz einen virtuellen Richter entwickelt, der nun mit Fällen des Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gefüttert wurde.
Forscher des University College London, der Universität Sheffield und der Universität von Pennsylvania haben einen künstlichen Richter gebaut. Das KI-System (künstliche Intelligenz) wurde daraufhin programmiert, die Gerichtsentscheide des Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) vorherzusagen. In einem Paper haben die Wissenschaftler nun die Ergebnisse publiziert. Offensichtlich entscheidet der Roborichter zu 79 Prozent wie die Juristen in Strassburg.
Das System ist laut Angaben der Forscher mit den Gerichtsunterlagen gefüttert worden und habe diese anhand der Menschenrechtskonvention überprüft, um allenfalls eine Verletzung festzustellen. Der Entscheid des KI-Systems wurde anschliessend mit dem echten Urteil verglichen. Dem virtuellen Richter half bei seiner Urteilsfindung, dass die Dokumente sehr einheitlich strukturiert sind. Die Wissenschaftler glauben zwar nicht, die Richter in ihren Roben dereinst zu ersetzen. Das System könnte aber vorsondieren, um Fälle zu erkennen, bei denen es klar um Menschenrechtsverletzungen geht sowie eindeutige Muster erkennen. Dies könnte den EGMR durchaus interessieren, muss er doch eine recht grosse Zahl an Fällen beurteilen. Allein 2015 lieferte der Gerichtshof 823 Sprüche, liess aber 43'100 Fälle gar nicht erst zu. Ein Jahr zuvor waren die Fälle, die nicht beurteilt wurden, sogar doppelt so hoch, bei insgesamt 891 Urteilen.



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