Sapphire 17.05.2016, 19:11 Uhr

SAP-Apps in der Microsoft-Cloud sollen Extra-Schub bringen

Microsoft und SAP sind jetzt beste Freunde. Office 365 und SAPs Cloud-Apps sollen Hand in Hand zusammenarbeiten. Den Kunden wird's freuen. Wenn beide Unternehmen sich nicht vorher in die Haare kriegen.
Microsoft-Chef Satya Nadella war extra nach Orlando auf die SAP Sapphire geflogen, um zusammen mit SAP-Boss Bill McDermott die neue, intensivierte Partnerschaft zu diskutieren. Das allein darf schon als Statement gewertet werden, wie wichtig ihm die gute Zusammenarbeit mit SAP ist. "Eine meiner ersten Erinnerungen an SAP ist, wie sich Hasso Plattner - einer der vier  SAP-Gründer - und Bill McDermott hinter der Bühne streiten", witzelte Nadella, fügte aber gleich danach hinzu: "Partnerschaften bringen die IT heute stärker voran als der so oft gelobte Wettbewerb". Es sei jedoch entscheidend, seine Partner sehr sorgfältig auszuwählen.

Was soll integriert werden?

Microsoft und SAP wollen also stärker miteinander kooperieren. Das ist zunächst eine Wette auf die Zukunft, aber eine Wette mit grossem Potenzial. Beide Unternehmen wollen ihre Lösungsportfolien besser integrieren. Auf der einen Seite vor allem Office 365 von Microsoft, mit Outlook und den bewährten Office-Werkzeugen. Auf der anderen Seite die SAP-Cloud-Lösungen einschliesslich Concur (Reisespesenabrechnung), Fieldglass (Vendor Management), SuccessFactors (HR) und das Business-Netzwerk Ariba. Eine kleinen Vorgeschmack, was Kunden von der vertieften Partnerschaft zu erwarten haben, gab der in San Francisco beheimatete Sportartikelanbieter Sports Basement in einer Live-Demo. Sports Basement nutzt die Analysedienste von S/4Hana, um seinen Kunden im Online-Shop Empfehlungen zu geben, welche Sportartikel sie auch noch interessieren könnten. In Outlook/Office 365 greifen Mitarbeiter des Unternehmen zum Beispiel auf SAP Concur zu, um  Geschäftsreisen zu buchen und abzurechnen. Dazu muss keine weitere Applikation gestartet werden. Über Outlook lässt sich auch die Mitarbeiterdatenbank von SuccessFactors anzapfen, um adäquat qualifizierte Mitarbeitern für bestimmte Aufgaben zu finden. Aber das sei erst der Anfang, waren sich sowohl Nadella als auch McDermott einig. "Wir stehen erst am Anfang einer gemeinsamen Reise". Schon bald sollen SAP-Kunden mobile und hybride Fiori-Apps - also besonders bedienfreundliche Applikationen - auf Hana mit einem offenen Standard-Plugin-Framework (HTML 5) erstellen und ausrollen können.

SAP Cloud-Apps mit Intune verwalten

Die Verwaltung der Geräten und mobilen Apps werde dann mithilfe von Microsoft Intune erfolgen. "Mit dem Cloud-Build-Prozess als Teil der SAP Fiori Cloud Edition erhalten App-Herausgeber die Möglichkeit, Microsoft Intunes Managementfähigkeiten in ihre Apps einzubetten, und zwar genauso, wie sie es von mobilen Anwendungen in Office 365 gewohnt sind". Das neue Leistungsspektrum, also die Integration von Office 365 mit SAPs Business-Cloud, soll ab Anfang Q3 dieses Jahres verfügbar sein, mithin im Sommer. Auch gebe es Pläne für weitere, gemeinsame Integrationsszenarien.

Wer profitiert von wem?

Beide Unternehmen, Microsoft und SAP, haben ein Interesse daran, stärker als bisher zusammenzuarbeiten. SAP hat bislang weltweit 3200 S/4Hana-Kunden. Microsoft zählt neben Amazon und Salesforce zu den grössten Cloud-Anbietern der Welt. Über Microsoft Azure sichert sich SAP also den Zugang zu einem riesigen Channel potenzieller Cloud-Kunden, die bislang nur mit Office 365, Outlook, PowerPoint oder Excel gearbeitet haben. Microsoft auf der anderen Seite hat zwar mit Dynamics CRM und Axapta zwei gute Business-Software-Pferde im Rennen, hat sich aber lange Zeit auf Büroarbeiter-Tools fokussiert. Mit SAP öffnet sich die Tür zur harten, echten Business-Kundschaft. Jedenfalls stärker, als bisher. SAP-Kunden finden dann vielleicht Gefallen an Microsofts Biz-Analytics-Werkzeugen, die sich Redmond mittlerweile zugelegt hat. Dass da Konfliktstoff lauert, kann man sich an drei Fingern abzählen. Aber keine Partnerschaft muss schliesslich ewig halten.



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