SAP Sapphire 07.05.2015, 20:56 Uhr

Hasso Plattner platzt der Kragen

Da riss dem SAP-Gründervater Hasso Plattner doch glatt der Geduldsfaden. Fallbeispiele erklären, wie SAPs S/4Hana die Performance steigert und die Kosten reduziert. Und dann sowas.
Auf der Abschlusspressekonferenz der SAP Sapphire in Orlando platzte Hasso Plattner gewaltig der Kragen. Ob die In-Memory-Datenbank Hana in Zukunft jemals den Markt breit durchdringen (pervasive) oder aber eine komplexe Spezialanwendung bleiben werde - so kam die Frage aus dem Publikum.

Plattner: «Ich bin tief schockiert»

Da riss dem Gründervater der SAP dann doch der Geduldsfaden, und seine ganze Leidenschaft für SAP schlug durch. Hana sei bereits heute pervasiv, das habe er doch bereits tausend Mal erklärt. Er sei tief schockiert, dass diese Botschaft immer noch nicht verstanden worden sei. Dem derart abgekanzelten Fragesteller verging die Lust auf weitere Fragen. Einige zart besaitete Kollegen verliessen indigniert und aus Protest den Saal.
Sachlich hatte Plattner natürlich recht. 2000 Startups entwickeln zurzeit Apps für SAPs Hana//S/4Hana. Das sei auch eine Art «crowd voting», sozusagen die Weisheit der Startups, meinte er. 6400 Unternehmen weltweit haben die SAP-Plattform in Einsatz, Tendenz steigend. Plattner räumte auch gleich mit der Migrationsproblematik auf, die einigen Firmen Kopfschmerzen bereitet. Viele Unternehmen, die mit Hana liebäugeln, schrecken vor aufwendigen Migrationsprojekten zurück. Aber zu Unrecht, denn die Software jeder Datenbank und jedes ECM laufe sofort und direkt auf Hana, betonte der SAP-Gründer. Hana sei kompatibel zu Oracle DB, IBM DB2, Microsoft SQL Server und SAP ASE, das sei nicht das Problem. Nur nutze die migrierte Software nicht sofort auch alle Vorteile der In-Memory-Datenbank. Das nachfolgende technische Performance-Tuning nehme die meiste Zeit in Anspruch.

Finanz-Crash 2008 wäre mit Hana vermeidbar gewesen

Mit Hana hätte er sogar den Finanz-Crash 2008 voraussagen können, und zwar lediglich durch die Analyse der SAP-Verkaufszahlen über die letzten Jahre. Da sei was im Busch gewesen, das habe er gespürt, erzählte Plattner. Leider gab es damals Hana noch nicht, heute schon. Der SAP-Gründervater skizzierte in seiner Keynote ausführlich die Vorteile der Hana-Architektur. Wir greifen zwei Benefits aus Plattners Vortrag heraus: Performancegewinne und Kostenreduktionen. Szenario Performance: Auf einem ERP-System mit 200 Milliarden Dateneinträgen, 250 Millionen Transaktionen pro Tag und tausenden Usern laufen:
  • kleine Queries über die Dateneinträge eines Monats in 1,3 Sekunden
  • mittlere Queries über ein Quartal in 2,6 Sekunden
  • grosse Queries über mehrere Quartale in 2,7 Sekunden
  • und sehr grosse Queries über mehrere Jahre in 6,8 Sekunden
Solche schnellen Antwortzeiten werden laut Plattner von klassischen Datenbanken nicht erreicht. Szenario Kosten: Angenommen, ein ERP-System auf einer beliebigen Datenbank belegt 54 TByte Speicherplatz. Durch die Migration auf Hana reduziert sich der Speicherbedarf auf 9,5 TByte. Das gleiche ERP braucht auf S/4Hana sogar nur 3 TByte an Speicherressourcen, also etwa 1/18. Auch die Kostenaufwände für Speicher reduzieren sich dadurch entsprechend. Allein die Migration auf 'Simple Finance' soll laut SAP die Datenbankgrösse um 75 Prozent reduzieren. Simple Finance ist SAPs altes Financial Accounting & Controlling (FICO), das für Hana optimiert wurde. Forrester schätzt, dass sich durch Hana Kosteneinsparungen von bis zu 37 Prozent über Hardware, Software und Arbeitsaufwände erzielen lassen (vgl. Shaheen Parks: Projected Cost Analysis. Cost savings enabled by Transitioning to the SAP Hana Platform, 2014). Hasso Plattner und Bernd Leukert haben über die Hana-Revolution ein Buch geschrieben. Wer nach der Lektüre immer noch nicht von In-Memory-Hana überzeugt sei, dem werde er den Preis zurückzahlen, versprach Plattner. Ein gutes Geschäft, denn das Bändchen wurde allen Keynote-Teilnehmern als kostenloses Give-away überreicht.



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